URI: 
       # taz.de -- Superwahljahr in Rumänien 2024: Wölfe streiten über den Schafspelz
       
       > Die rechtsextreme Basis der AUR spricht von Verrat. Die Partei hat
       > prominente Mitglieder aufgenommen – darunter ein muslimischer
       > Geschäftsmann.
       
   IMG Bild: AUR-Parteichef George Simion bei einer Demonstration im Jahr 2021
       
       Berlin taz | „Immer mehr Menschen, immer mehr Parteien schließen sich der
       Allianz für die [1][Vereinigung der Rumänen (AUR)] an und unterstützen
       unser Projekt.“ Die triumphale Ankündigung der nationalistisch-autoritären
       AUR-Partei erfolgte bei einer Pressekonferenz vergangene Woche in einem
       Saal des Bukarester Parlaments, dem die AUR seit 2020 angehört.
       
       In den letzten Umfragen liegt die AUR auf Platz zwei. 20 Prozent der
       Rumänen würden ihre Stimme der AUR geben. Die Partei fährt einen strammen
       euroskeptischen, fremdenfeindlichen, homophoben,
       wirtschaftsprotektionistischen, antiglobalistischen, völkisch-religiösen
       und ultrakonservativen Kurs für ein „Europa souveräner Vaterländer“.
       
       2024 ist für Rumänien ein Superwahljahr. Außer den [2][Europawahlen] finden
       auch Präsidentschafts-, Parlaments- und Kommunalwahlen statt. Nun hat die
       AUR neuen Zulauf bekommen. Sie verkündete, ein Abkommen mit den
       rechtsnationalistischen Parteien, der Republikanischen Partei, der
       Nationalen Bauernallianz und der Nationalen Identitätspartei geschlossen zu
       haben, das die Zusammenarbeit innerhalb des sogenannten authentischen
       souveränen Pols festigt.
       
       Zudem gab die AUR bekannt, dass ihr mehrere prominente Persönlichkeiten aus
       Wirtschaft und Politik beigetreten seien, die, wie es Parteichef George
       Simion ausdrückte, „unsere Werte teilen“. Unter diesen befindet sich ein
       Angehöriger der jüdischen Minderheit, Ex-Handelsminister Ilan Laufer. Als
       Dauergast des nationalistischen Skandalsenders România TV fiel Laufer
       besonders durch seine Lobgesänge auf die ultrakonservative Politik des
       israelischen Premiers Benjamin Netanjahu auf.
       
       ## Europa als „Hort des Neomarxismus“
       
       Auch der schillernde Geschäftsmann islamischen Glaubens Muhammad Murad
       gehört jetzt der AUR an. Hinzu kommt die Tochter des verstorbenen Chefs der
       neofaschistischen Groß-Rumänien-Partei (PRM), Lidia Vadim. Auch sie hofft
       bei den Wahlen 2024 auf einen Sitz im Parlament, ebenso wie der
       rechtsradikale Filmemacher Sorin Ilieşiu. Während der Pressekonferenz
       erklärte Ilieşiu, die Europäische Union sei ein Hort des Neomarxismus.
       
       Die von Ilieşu vertretene ideologische Auffassung ist deckungsgleich mit
       der illiberalen Doktrin der Antisystempartei AUR, in deren programmatischen
       Mittelpunkt „die rumänische Nation, die Familie, die Freiheit und der
       christliche Glaube“ stehen. Laufer und Murad dienen der AUR als Feigenblatt
       für die Vorwürfe, die Partei sei antisemitisch und verharmlose den
       Holocaust.
       
       Eine Zusammenkunft des AUR-Chefs Simion mit dem israelischen Botschafter im
       Sommer dieses Jahres wurde in Rumänien von demokratischen Medien mit
       Befremden registriert. Die nachgereichten Erklärungen, Simion habe sich
       eindeutig gegen jegliche Form der [3][Holocaustverharmlosung]
       ausgesprochen, stießen auf Unverständnis und beißende Kritik.
       
       Die ultrarechten extremistischen Gruppierungen, die bislang den Aufstieg
       der AUR unterstützten, riefen ihre Sympathisanten auf, die AUR nicht zu
       wählen, da sie sich an die Juden verkauft habe. Die „Autonomen
       Nationalisten Heil Hitler“ (NAT88) schrieben auf Telegram, die AUR habe nun
       „zwei Vagabunden“ aufgenommen, die zwei Rumänen aus dem zukünftigen
       Parlament verdrängen würden.
       
       Ähnliche Vorwürfe formulierten auch andere rechtsradikale Gruppierungen,
       die sich im September unter der Bezeichnung „Nationalistischer Block“
       zusammengeschlossen hatten. Zu dem Block gehören auch radikale Unionisten
       aus der Republik Moldau.
       
       21 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Internationale-Konferenz-in-Rumaenien/!5892089
   DIR [2] /Streitgespraech-ueber-ein-Verbot-der-AfD/!5970996
   DIR [3] /Abwege-des-Aktivismus-in-der-Kunst/!5971023
       
       ## AUTOREN
       
   DIR William Totok
       
       ## TAGS
       
   DIR Antisemitismus
   DIR Rumänien
   DIR rechte Parteien
   DIR Europawahl
   DIR Rumänien
   DIR Schwerpunkt Europawahl
   DIR Schwerpunkt Europawahl
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Rumänien
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Wahlen in Rumänien: Ein Rechtsradikaler will Präsident werden
       
       George Simion könnte bei den Präsidentenwahlen am Sonntag auf dem zweiten
       Platz landen. In der Stichwahl hätte er jedoch gute Chancen.
       
   DIR Nachwehen der EU-Wahl in Rumänien: Auf dem Sprung nach Brüssel
       
       Die rumänische ultrarechte Anwältin und Abgeordnete Diana Ivanovici-Şoşoacă
       erringt einen Sitz im EU-Parlament. An Skandalen mangelt es schon jetzt
       nicht.
       
   DIR Rechte in Rumänien: In Tarnuniform und hoch zu Ross
       
       Anwältin Diana Iovanovici-Șoșoacă von der rechtsradikalen Partei S.O.S.
       Rumänien könnte ein EU-Mandat erringen. Chancen hat auch die rechtslastige
       AUR.
       
   DIR Irland und Israel: Mehr als ein bisschen Kritik
       
       Israels Vorgehen in Gaza missfällt vielen in Irland. Die Beziehung zwischen
       den beiden Ländern war noch nie besonders innig.
       
   DIR EU-Jurist über Ukraine-Ermittlungen: „Es ist ein fortlaufender Prozess“
       
       Ladislav Hamran weiß als Eurojust-Präsident, wie die Ermittlungen zu
       Kriegsverbrechen in der Ukraine laufen: Sie sind eine besondere
       Herausforderung.
       
   DIR Diskriminierung von Romnja in Rumänien: Auf der Müllhalde im Stich gelassen
       
       Cluj Napoca hat sich dank EU-Investitionen zu einem wichtigen
       Wirtschaftsstandort entwickelt. Doch die Romnja leben noch immer in
       extremer Armut.