# taz.de -- Deal zwischen Israel und Hamas: Hoffnung, aber kein Frieden
> Dank eines Deals bekommen endlich einige Geiseln die Freiheit, und die
> Bevölkerung Gazas eine Pause. Wird Israel sein zweites Kriegsziel
> erreichen?
IMG Bild: Frieden ist noch in weiter Ferne
Nach fast 50 Tagen Krieg hat sich Israels Regierung auf einen Deal mit
einer Organisation eingelassen, über die sie wieder und wieder gesagt hat,
dass man nicht mit ihr verhandeln könne. Die Hamas sei kein Partner, hieß
es, die einzige Lösung ihre komplette Vernichtung. Nun gibt es ziemlich
detaillierte Absprachen, die weit über die Kernelemente Feuerpause und
Freilassung von Geiseln und Gefangenen hinausgehen – auch wenn natürlich
offen ist, ob das Vereinbarte wirklich eingehalten wird.
Dass die Terrororganisation nun doch – wenn auch indirekt – als
Verhandlungspartner auftreten konnte, liegt daran, dass sie zwar
[1][militärisch enorm unter Druck] steht, aber mit den mehr als 200 Geiseln
gleichzeitig an einem sehr langen Hebel sitzt. Was sollte Israel anderes
tun, als die Leben zu retten, die sich retten lassen?
Ein Glück, dass sich nicht die [2][Hardliner um Minister Itamar Ben-Gvir]
durchgesetzt haben, die der pausenlosen Fortsetzung des Kriegs Priorität
einräumen wollten. Der Deal ist gut für die Geiseln und ihre Angehörigen,
die nun eine Chance sehen, dass dieser Albtraum endlich endet. Gut aber
auch für die Zivilist*innen im in weiten Teilen plattgebombten
Gazastreifen, die dann erstmals seit bald sieben Wochen etwas durchatmen
können.
Die Kehrseite ist, dass auch die Hamas durchatmen könnte. Die
Terrororganisation wird sich teilweise neu aufstellen, was den Krieg
möglicherweise verlängert, wie Kritiker*innen anmerken. Wobei die Hamas
allerdings in vier Tagen kaum wieder aufbauen wird, was die israelische
Armee in fast sieben Wochen mit zigtausend Luftschlägen zerstört hat.
Sollte die Feuerpause allerdings verlängert werden und die Hamas nach und
nach mehr Geiseln (sicherlich nicht alle) freilassen, stellt sich die
Frage: Wann wird Israel dann den Krieg wie angekündigt in voller Härte
fortsetzen?
Letztendlich läuft alles auf die Frage hinaus, was neben der Befreiung
aller Geiseln das Ziel dieses Krieges ist. Bedeutet Vernichtung der Hamas
die Zerstörung ihrer Infrastruktur, also eine Demilitarisierung Gazas samt
[3][Zerstörung des Tunnelsystems]? Oder Tötung aller Kämpfer? Oder
Eliminierung der Führungsriege, inklusive der Hamas-Kader im Ausland?
Israel hat dieses Ziel nie ausformuliert, und auch die Frage, was politisch
im Gazastreifen folgen soll, ist weiter offen.
Die Feuerpause ist ein Hinweis darauf, dass das Ziel der Vernichtung der
Hamas sehr hoch gesetzt und so vermutlich nicht umsetzbar ist. Wenn es zwei
Ziele gibt und eines davon unklar bis unrealistisch ist, dann ist es gut,
dass es zumindest beim Erreichen des anderen Fortschritte gibt. Nur darf
die Hamas dabei nicht rehabilitiert werden. Die Terrororganisation muss
entmachtet werden. Dazu aber braucht es Vorstellungen, wie es nach einem
möglichen Sturz der Hamas weitergehen soll.
22 Nov 2023
## LINKS
DIR [1] /Israel-und-die-Hamas/!5972206
DIR [2] /Gewalt-im-Nahen-Osten/!5909118
DIR [3] /Tunnel-unter-Gaza/!5970956
## AUTOREN
DIR Jannis Hagmann
## TAGS
DIR IG
DIR Israel
DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
DIR Hamas
DIR Geiselnahme
DIR GNS
DIR Feuerpause
DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
DIR Israel
DIR Israel
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Keine Geisel vor Freitag frei
Die Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas dauern noch an. Feuerpause
und Geisel-Freilassung werden nicht vor Freitag stattfinden.
DIR Krieg in Nahost: Wie der Geisel-Deal zustande kam
Katar, USA und Ägypten saßen wochenlang am Verhandlungstisch, um einen Deal
beim Nahost-Krieg zu erreichen. Schwierig war, mit Gaza zu kommunizieren.
DIR Angehörige über Geisel-Deal: „Achterbahnfahrt des Herzens“
50 Hamas-Geiseln sollen nun freikommen. Ofir Weinberg hat wenig Hoffnung,
dass ihr Cousin Itay darunter sein wird. Wie bewertet sie das Abkommen?
DIR Hamas und Israel: Krieg der Bilder
Die Hamas hat ihren Krieg penibel vorbereitet, um den Image-Schaden für
Israel möglichst groß ausfallen zu lassen. Aber nicht nur deshalb bröckelt
die internationale Solidarität mit Israel.