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       # taz.de -- Mobilitätswende in Berlin: Für Radelnde wird es enger
       
       > Der Radweg auf der Schönberger Grunewaldstraße kommt – aber mit vielen
       > kleinen Abstrichen. Der ADFC ruft zu einer Protestdemo auf.
       
   IMG Bild: Auf der Schöneberger Kolonnenstraße wurden die „Leitboys“ zuerst eingesetzt
       
       Berlin taz | Im Juni stoppte Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) den
       Bau von 19 Radwegeprojekten an Hauptstraßen, [1][um sie von einer
       hauseigenen „Taskforce“ prüfen zu lassen] – wie es hieß, „unter anderem auf
       Aspekte der Verkehrssicherheit“ und „mögliche Beeinträchtigungen des ÖPNV“
       sowie des „Wirtschafts- und Schwerlastverkehrs“. In Schöneberg war die
       Erleichterung groß, als Ende Juli die Radwege auf der Haupt- und der
       Grunewaldstraße wieder freigegeben wurden – ohne Verlust der Bundesmittel,
       die drei Viertel der Kosten abdecken.
       
       „Mit geringfügigen Anpassungen“ könne der Radweg auf der 1,5 Kilometer
       langen Grunewaldstraße gebaut werden, hieß es damals. „Nicht
       verkehrspolitische Ideologie“ habe die Entscheidungen getragen, teilte
       Schreiner mit, „sondern allein die Verträglichkeit für alle
       Verkehrsteilnehmer. Über allem und an erster Stelle steht für mich die
       Verkehrssicherheit.“ Der ADFC hat sich die „geringfügigen Anpassungen“ nun
       genauer angesehen und findet: Es handelt sich um eine „massive
       Verschlechterung für die Verkehrssicherheit von Radfahrenden“.
       
       Mit einer akribischen Gegenüberstellung der sogenannten
       Verkehrszeichenpläne, [2][die die landeseigene infraVelo GmbH als Bauherrin
       umzusetzen hat], belegt der ADFC, dass es viele zwar kleine, aber für
       Radfahrende fast ausschließlich nachteilige Veränderungen sind: An etlichen
       Abschnitten wird die Radwegbreite von 2,25 m auf 2,0 m reduziert, also das
       absolute Minimum, das der Radverkehrsplan des Landes Berlin noch
       akzeptiert. Eigentlich sind 2,30 m Breite als Standard an Hauptstraßen
       vorgesehen, wenn diese nicht dem sogenannten Vorrangnetz angehören (in
       letzterem Fall sind es sogar 2,50 m).
       
       ## Leitboys verabschieden sich
       
       Außerdem fehlen an vielen Stellen nun die „Leitboys“: kleine
       Kunststoffpoller, die das Überfahren durch Kraftfahrzeuge nicht
       physikalisch, aber zumindest psychologisch verhindern. „Es braucht gerade
       diese, damit alle Menschen, auch Schulkinder und Senioren, sicher Fahrrad
       fahren können“, findet der Fahrradclub.
       
       Aus dem Vergleich der alten und neuen Verkehrszeichenpläne lässt sich
       schließen, dass es der Verkehrsverwaltung weniger um die Verkehrssicherheit
       als um den Erhalt von Parkplätzen ging: Rund 45 mehr sind es jetzt, was in
       etlichen Fällen auch Verschwenkungen des Radwegs bedeutet, die aus Sicht
       der Radfahrenden mindestens ungünstig sind.
       
       „Wir schauen nicht länger zu, wie eine Radverkehrsverhinderungspolitik die
       Sicherheit von Radfahrenden systematisch untergräbt – zugunsten von
       Parkplätzen und einer ideologischen Verkehrspolitik“, sagt Evan Vosberg vom
       ADFC-Landesvorstand. Am Freitag soll mit einer „leuchtenden, glitzernden
       Fahrraddemo“ dagegen protestiert werden, [3][Start ist um 17 Uhr am Rathaus
       Schöneberg].
       
       22 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Manja-Schreiners-CDU-Radwegestopp/!5942135
   DIR [2] https://www.infravelo.de/projekt/grunewaldstrasse/
   DIR [3] https://berlin.adfc.de/artikel/fahrraddemo-grunewaldstrasse-24-november-2023
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Claudius Prößer
       
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