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       # taz.de -- Landratswahl in Dahme-Spreewald: Parteiloser gewinnt gegen AfD
       
       > Die AfD verliert die Landratswahl im brandenburgischen Dahme-Spreewald.
       > Der Sieger hat viel vor, der Verlierer schaut auf die nächste Wahl.
       
   IMG Bild: Wird neuer Landrat in Dahme-Spreewald: Sven Herzberger
       
       Berlin/Lübben taz/dpa | Nach der [1][Stichwahl um den Landratsposten in
       Dahme-Spreewald] gibt es einen klaren Sieger. Der parteilose Kandidat Sven
       Herzberger gewann den zweiten Wahlgang am Sonntag mit deutlichem Vorsprung.
       AfD-Kandidat Steffen Kotré landete bei der Stichwahl abgeschlagen dahinter.
       Herzberger hat als neuer Landrat viel vor, Kotré schaut bereits auf die
       Kommunalwahl im kommenden Jahr. Eine Rechtsextremismusforscherin hält die
       Wahlbeteiligung für problematisch und warnt vor einfachen Antworten.
       
       Für den parteilosen Einzelbewerber und Zeuthener Bürgermeister Sven
       Herzberger stimmten nach dem vorläufigen Ergebnis 64,8 Prozent der
       Wahlberechtigten. „Dass so viele Leute für ein weltoffenes und tolerantes
       Dahme-Spreewald gestimmt haben, das ist schon echt beeindruckend“, sagte
       Herzberger. Der 54-jährige, der Bürgermeister von Zeuthen ist, wurde bei
       der Stichwahl von allen Parteien außer der AfD unterstützt. Der
       AfD-Kandidat und Bundestagsabgeordnete Steffen Kotré kam auf 35,2 Prozent
       der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 47,9 Prozent und war damit fast so
       hoch wie im ersten Wahlgang mit 50,8 Prozent.
       
       Herzberger bekam vor allem nahe Berlin viele Wählerstimmen, Kotré kam im
       Amt Unterspreewald mit 46,8 Prozent auf seinen höchsten Wert. Bei der
       Briefwahl war Herzberger deutlich stärker, lag aber auch in der Urnenwahl
       vorn. Die AfD hat mit der Niederlage ihres Bewerbers das Ziel eines
       bundesweit zweiten Landratspostens zwar verpasst. Kandidat Steffen Kotré
       hat aber bereits die Kommunalwahl im kommenden Jahr im Blick. „Wir werden
       jetzt unsere Kandidaten mobilisieren und mit doppelter Stärke im Vergleich
       zu 2019 in den Vertretungen sein. Der Trend spricht für die AfD“, zeigte
       sich der Bundestagsabgeordnete überzeugt.
       
       ## Integration statt Spaltung
       
       Herzberger gilt als integrativer Mensch. Als neuer Landrat werde er „nicht
       spalten, sondern zusammenführen“, sagte er. Als Landrat will der Parteilose
       vor allem die regionalen Wirtschaftskreisläufe stärken und den
       strukturschwächeren Süden mehr mit dem Norden vernetzen. Zur
       Fachkräftegewinnung macht er sich für einen Ausbildungscampus stark. Gute
       Bildung und genügend Schul- und Kitaplätze sind ihm wichtig. Neue Straßen
       will Herzberger vor allem in Zusammenhang mit Radwegen denken.
       
       [2][Anders als andere Regionen verzeichnet Dahme-Spreewald seit Jahren
       Zuzug.] Dabei profitiert der Kreis von der Nähe zu Berlin und von guter
       Infrastruktur. Wirtschaftlich ist der Landkreis einer der stärksten in
       Ostdeutschland. Doch auch er hat wie andere Kommunen in Deutschland mit
       Herausforderungen zu kämpfen – etwa dem Ärzte- und Fachkräftemangel, der
       Energiewende oder der Integration.
       
       Die Rechtsextremismusforscherin Heike Radvan von der
       Brandenburgischen-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg plädiert
       dafür, sich gründlich mit dem [3][Wahlergebnis in den Regionen]
       auseinanderzusetzen. Es gebe Gemeinden, in denen eine deutliche Mehrheit
       für die AfD stimme und der demokratische Kandidat abgeschlagen sei, sagte
       sie der dpa. „Das ist insofern sehr besorgniserregend, als dass der
       AfD-Kandidat sein rechtes Weltbild im Wahlkampf kaum verschleiert hat.“
       
       Vielmehr seien Bedrohungsszenarien gezeichnet worden, um Hass auf
       zugewanderte Menschen zu verbreiten. „Es wird der Klimawandel geleugnet,
       Wissenschaft diffamiert und eine Nähe zu Diktatoren gesucht, die für
       Angriffskrieg und Menschenrechtsverletzungen stehen.“ Mit einem solchen
       Politikstil werde die Region jedoch abgehängt werden und kaum
       wettbewerbsfähig bleiben. „Es gibt keine einfachen, monokausalen Antworten
       auf die Frage nach dem Warum einer politischen Rechtsbewegung, sie sind
       vielschichtig.“ Die positive Nachricht sei: „Es gibt sie auch hier im
       ländlichen Raum, die Gemeinden, in denen eine deutliche demokratische
       Mehrheit gewählt wird.“
       
       13 Nov 2023
       
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