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       # taz.de -- Gewalt an Frauen: Und was ist mit den Israelinnen?
       
       > Die Hamas wollte gezielt Frauen schänden und entmenschlichen.
       > Internationale Frauenrechtsorganisationen – wie auch die UN Women –
       > interessiert das kaum.
       
   IMG Bild: Der Schmetterling ist ein Zeichen gegen geschlechtsspezifische Gewalt
       
       Jede Woche, die [1][seit dem 7. Oktober vergeht], hat für mich ihren
       eigenen Aspekt. Woche eins: Schock. Woche zwei: Trauma. Woche drei: Krieg.
       Und so weiter. Müsste ich diese Woche in einem Wort zusammenfassen, wäre es
       wohl: Frauen.
       
       Wenn an diesem Samstag, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt
       gegen Frauen, an vielen Orten der Welt demonstriert wird, ist eines sicher:
       Israelische Frauen, Jüdinnen, und die von ihnen seit dem 7. Oktober erlebte
       Gewalt, wird kaum Beachtung finden. Dabei werden von Woche zu Woche mehr
       Berichte öffentlich, wie sexuelle Gewalt gegen israelische Mädchen und
       Frauen Teil des abscheulichen, minutiös geplanten Angriffs der
       Hamas-Terroristen war. Nicht nur sollte die israelische Zivilbevölkerung
       getötet, Frauen sollten explizit geschändet und entmenschlicht werden. Der
       Angriff war nicht nur ein antisemitischer, sondern auch ein
       frauenfeindlicher, der sich gegen sexuelle Freiheit, Emanzipation und das
       Leben richtete.
       
       Eine Überlebende des [2][Supernova-Festivals], bei dem über 260 Menschen
       von der Hamas getötet worden waren, berichtete von einer
       Massenvergewaltigung, die sie beobachtet hatte. Ihre Aussage machte [3][die
       israelische Polizei öffentlich]. Allein die Verschriftlichung der
       berichteten Brutalität ist kaum zu ertragen. Die Betroffene sei während der
       Vergewaltigung noch am Leben gewesen, sagte die Überlebende des Festivals.
       Die Terroristen hätten ihr die Brust aufgeschnitten, diese auf die Straße
       geworfen, damit gespielt. Später hätten sie ihr in den Kopf geschossen. „Er
       schießt ihr in den Kopf, während er noch in ihr ist“, so die Überlebende.
       Die betroffene Frau wurde mittlerweile von der Polizei identifiziert. Die
       Zeugenaussage konnte anhand von Videomaterial nachvollzogen werden.
       
       Israelische Frauen wurden vergewaltigt, missbraucht, verbrannt, enthauptet,
       ermordet – zum Teil vor ihren Kindern. Man könnte erwarten, dass
       Frauenrechtsorganisationen weltweit kollektiv aufschreien. Die Taten der
       Hamas gegen Frauen wurden jedoch bislang auf der Bühne internationaler
       Organisationen weitestgehend nicht verurteilt. Eine der wichtigsten
       Frauenorganisationen der Welt, UN Women, schwieg wochenlang. Auf die
       besorgniserregende Situation von Frauen und Kindern im Gazastreifen weist
       die Organisation – zurecht – unaufhaltsam hin. Israelische Frauen und ihr
       erfahrenes Leid interessieren die Institutionen der UN nicht.
       
       Zum ersten Mal trafen sich an diesem Mittwoch israelische
       Frauenrechtsexpertinnen mit Vertreterinnen von UN Women, um sich dafür
       einzusetzen, dass die frauenfeindlichen Verbrechen vom 7. Oktober als
       solche anerkannt werden. [4][In ihrer Rede] vor dem UN-Sicherheitsrat
       verurteilte die Exekutivdirektorin von UN Women, Sima Bahous, die
       Verbrechen der Hamas dann endlich. Dies blieb aber eine Randnotiz, bezog
       sich Bahous doch größtenteils auf das Leiden der Menschen im Gazastreifen
       durch die militärische Operation Israels.
       
       ## Selektive Hilfe durch UN Women
       
       Dass sich UN Women nur selektiv für Frauenrechte einsetzt, offenbart, dass
       ihr bestimmte Frauen egal sind: israelische Frauen und Jüdinnen zählen
       nicht. Angesichts der israelfeindlichen Positionierung der Vereinten
       Nationen, die Alex Feuerherdt und Florian Markl in ihrem Buch [5][„Vereinte
       Nationen gegen Israel“] bereits 2019 dargelegt haben, überrascht das kaum.
       Schon 2015 wurde Israel als einziger Staat als weltweit größter
       Frauenrechtsverletzer verurteilt. Nicht etwa Länder wie Afghanistan, der
       Iran, Pakistan oder Saudi-Arabien.
       
       Israelische Frauen wurden durch die Hamas entmenschlicht. Wer es nicht
       schafft, diesen geschlechtsspezifischen Terror zu skandalisieren, macht
       sich unglaubwürdig und lässt Betroffene im Stich. Kaum zu glauben, dass ich
       dies formulieren muss, doch: Das Leben aller Frauen ist gleich wertvoll und
       muss geschützt werden. Auch das von Israelinnen.
       
       24 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Schwerpunkt-Nahost-Konflikt/!t5007999
   DIR [2] /Israelischer-DJ-ueber-Hamas-Terror/!5966107
   DIR [3] https://www.timesofisrael.com/police-start-building-oct-7-rape-cases-focusing-on-footage-and-testimonies/
   DIR [4] https://www.unwomen.org/en/news-stories/speech/2023/11/speech-now-more-than-ever-we-must-seek-peace
   DIR [5] /Buch-Vereinte-Nationen-gegen-Israel/!5577104
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erica Zingher
       
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