URI: 
       # taz.de -- Gewalt im Fußballstadion: Knüppel, Gewalt und Tränengas
       
       > Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Fans und Polizei.
       > In Frankfurt gab es mehrere Verletzte – auf beiden Seiten.
       
   IMG Bild: Polizei im Fanblock führt für gewöhnlich zum Gegenteil von Deeskalation
       
       Sie erfordern zwar etwas Sucherei, aber es gibt sie; die Angaben, in denen
       die Darstellungen der Frankfurter Polizei mit denen der Fußballfans von
       Eintracht Frankfurt übereinstimmen. „Einfache körperliche Gewalt,
       Pfefferspray und Schlagstöcke“ hätten die Beamten am Samstag vor dem
       Bundesligaspiel der Eintracht gegen den VfB Stuttgart eingesetzt, schreibt
       die Polizei in einer [1][Pressemitteilung].
       
       Das klingt in dem [2][Statement] von „Der 13. Mann“, einem
       Eintracht-Fanbündnis, ganz ähnlich. Auch, dass die Ausschreitungen vor
       Block 40 des Waldstadions, dort wo die Ultras zu Hause sind, stattfanden,
       ist unbestritten. Bei allem anderen herrscht wie so oft Uneinigkeit
       zwischen Polizei und Fans.
       
       Das fängt schon beim Motiv des Einsatzes an, den die Polizei inzwischen
       damit begründet, dass der Ordnungsdienst sie um Hilfe gebeten habe, nachdem
       Fans ihn angegriffen hätten. Zunächst hatte die Polizei behauptet, es sei
       zu Ausschreitungen zwischen Fangruppen gekommen, und das später revidiert.
       
       Die Fans hingegen schreiben von einer „versuchten Festnahme durch eine
       zivil gekleidete Person“, weil eine mutmaßlich falsche Eintrittskarte
       vorlag. Daraufhin habe die Polizei „massiv den Bereich vor Block 40“
       betreten und die Eskalation, so liest sich die Fan-Darstellung, gezielt
       heraufbeschworen. Dabei hätten die Beamten keine Rücksicht auf „Verluste
       bei normalen Fans, Frauen und Kindern“ genommen. Mindestens 70 Fans seien
       verletzt worden, sieben davon schwer.
       
       ## Die Gemengelage ist sinnbildlich
       
       Die Polizei schreibt unterdessen, es lägen „keine polizeilichen
       Erkenntnisse über verletzte unbeteiligte Stadionbesucher – insbesondere
       auch nicht zu Kindern – vor“. Dafür seien mehr als 100 Ordner und
       Polizeibeamte verletzt worden. Wie viele „Angreifer“ verletzt wurden, wisse
       man nicht.
       
       Unterm Strich steht damit eine sinnbildliche Gemengelage für gewalttätige
       [3][Auseinandersetzungen zwischen Fans und der Polizei]. Schuld will
       niemand gewesen sein, stumpfe Gewalttäter gebe es nur auf der jeweils
       anderen Seite.
       
       Dass die Wahrheit auch diesmal irgendwo in der Mitte liegen dürfte, ist
       weniger wichtig als die Tatsache, dass es aktuell scheinbar wieder zu mehr
       Gewalt in und um Fußballstadien kommt. Auffällig dabei: Die Polizei begibt
       sich zunehmend in die Nähe von Fanblöcken – oder dringt gar darin ein. So
       wie vor zwei Wochen im Hamburger Millerntorstadion.
       
       Beim Heimspiel des [4][FC St. Pauli gegen Hannover 96] drangen
       Polizeibeamte in den Gästeblock und setzten Tränengas ein, bei dem es
       angesichts der vielen Menschen auf engem Raum in einem Fußballstadion kaum
       zu vermeiden ist, dass Unbeteiligte darunter leiden. Ohnehin zeigen
       Vorfälle aus der Vergangenheit, dass das Vordringen der Polizei in
       Fanblocks alles andere als deeskalierende Wirkung hat.
       
       ## Eintracht Frankfurt kündigt eigene Ermittlungen an
       
       Ähnliches gilt für Äußerungen wie die der hessischen Polizeigewerkschaft,
       die am Sonntag den Staat zum Handeln aufforderte: „Stadionverbote und deren
       konsequente Durchsetzung dürfen nicht zum Tabuthema verkommen.“
       
       Ebenso wenig zuträglich für das Vertrauen von Fußballfans in die
       Staatsgewalt sind Versuche der Polizei, mögliches Fehlverhalten von Beamten
       selber zu ermitteln. Experten fordern schon lange eine unabhängige
       Untersuchungsstelle.
       
       Auch der Verein Eintracht Frankfurt, der als Fan-nah gilt, scheint von der
       nun ins Leben gerufenen Soko 2511 nicht ganz überzeugt. Eintracht-Vorstand
       Philipp Reschke kündigte eigene Ermittlungen an: „Wir werden in den
       kommenden Tagen jeden Stein umdrehen und jedes Mosaiksteinchen
       zusammenfügen, um ein genaues Bild davon zu haben, wie es zu diesen Szenen
       kommen konnte.“
       
       27 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/4970/5658219
   DIR [2] https://twitter.com/der13teMann/status/1728548741143990522
   DIR [3] /Polizeigewalt-gegen-Fans-im-Fussball/!5687419
   DIR [4] https://www.ndr.de/sport/fussball/Fans-und-Polizei-im-Dauerkonflikt-Wer-ist-Schuld-an-Gewalt-auf-St-Pauli,fansundpolizei100.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR David Kulessa
       
       ## TAGS
       
   DIR Fußball
   DIR Polizeigewalt
   DIR Fußballfans
   DIR Fußball
   DIR Fußballfans
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Soziologe über Gewalt im Fußballstadion: „Eskalation durch Nichtigkeiten“
       
       Soziologe Andreas Klose über sogenannte Stadionallianzen, die den Konflikt
       zwischen Polizei und Ultras entschärfen sollen.Wie funktionieren sie?
       
   DIR Ausschreitungen bei Eintracht Frankfurt: „Die Polizei hat gelogen“
       
       Einsätze wie in Frankfurt seien Teil einer neuen Polizeistrategie vor der
       EM, fürchten Fanvertreter. Die Polizeigewerkschaft rüstet auch verbal auf.