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       # taz.de -- Stichwahl in Argentinien: Milei oder Massa? Es wird knapp
       
       > Vor der Stichwahl in Argentinien mobilisiert der amtierende
       > Wirtschaftsminister Sergio Massa. Sein Ziel: den Ultrarechten Javier
       > Milei verhindern.
       
   IMG Bild: Präsidentschaftskandidat Javier Milei während des Wahlkampfs in Buenos Aires, am 06.11
       
       Buenos Aires taz | Argentiniens Inflationsrate stieg im Oktober im
       Jahresvergleich auf 142,7 Prozent. Dies war die letzte offizielle Zahl, die
       das Nationale Statistikinstitut am Montag vor der Stichwahl um das
       Präsidentenamt veröffentlichte.
       
       Am kommenden Sonntag müssen sich 35,4 Millionen Wahlberechtigte zwischen
       [1][aktuellen Wirtschaftsminister der linksprogressiven] Regierung, Sergio
       Massa, und dem [2][selbsterklärten Anarcho-Kapitalisten Javier Milei
       entscheiden]. Es herrscht Wahlpflicht.
       
       Und es ist ein Rennen mit offenem Ausgang. Massa war mit 36,7 Prozent der
       Stimmen als [3][Erstplatzierter] in die Stichwahl eingezogen, Milei mit
       knapp 30 Prozent als Zweiter.
       
       Den Wahlanalysen zufolge ist es beiden Kandidaten gelungen, ihre
       potenziellen Wähler*innen in der ersten Runde zu mobilisieren. Der
       Sieger der Stichwahl wird sein, wer die meisten Stimmen der ausgeschiedenen
       Kandidat*innen erhält. Der konservative ehemalige Präsident Mauricio
       Macri und seine im ersten Wahlgang gescheiterte Kandidatin Patricia
       Bullrich brauchten weniger als 48 Stunden, um zur Unterstützung von Milei
       aufzurufen.
       
       ## Tiefe Frustration als Chance für Milei
       
       Rein rechnerisch würde dies eine Mehrheit für Milei bedeuten. Der
       53-jährige libertäre Wirtschaftswissenschaftler ist jedoch nicht nur wegen
       seiner Vorschläge zur Dollarisierung der Wirtschaft, zur Abschaffung der
       Zentralbank sowie einer radikalen Verschlankung des Staates für viele nicht
       wählbar.
       
       Er rechtfertigt mit seiner marktradikalen Vision auch den freien Verkauf
       von Schusswaffen und den Organhandel, leugnet Verbrechen der Diktatur und
       will das öffentliche Bildungs- und Gesundheitssystem marktkonform
       umgestalten. Die Tatsache, dass er auch gegen Minderheiten in der
       LBGT+-Gemeinschaft wettert, macht vielen schlicht Angst.
       
       Dass Milei dennoch gute Chancen hat, liegt an der tiefen Frustration vieler
       Menschen über den wirtschaftlichen und sozialen Niedergang der letzten 15
       Jahre. Mehr als 40 Prozent der Bevölkerung leben in Armut. „Objektiv
       betrachtet leben die Menschen immer schlechter. Und Milei ist wütend, er
       ist es, er tut nicht so“, konstatiert Luis Campos vom Observatorium der
       sozialen Rechte der Gewerkschaft Central de Trabajadores de la Argentina.
       „Alle bisherigen Alternativen haben nur weiter ins Elend geführt“, deshalb
       scheine jemand, der dem Ganzen ein Ende setzen kann, für viele eine
       vernünftige Option, sagt Campos.
       
       Sergio Massa hingegen präsentiert sich als Licht am Ende des Tunnels. Als
       wäre er zwar Wirtschaftsminister, hätte aber mit der aktuellen Regierung
       und der allgemeinen Krise nichts zu tun – und das verfängt auch.
       
       Etwa 20 Prozent der Stimmberechtigten [4][wollen ein Ende der
       Kirchner-Regierungen], aber sie wollen auch keinen ultrarechten
       Anarcho-Kapitalisten im Präsidentenamt. Der zukünftige Präsident wird nur
       etwas weniger ungewollt sein als der Wahlverlierer.
       
       15 Nov 2023
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Vogt
       
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