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       # taz.de -- Abschiebungen aus Pakistan: Missachteter Massenexodus
       
       > In Pakistan finden breite Protestaktionen gegen den Krieg im Gazastreifen
       > statt. Die Abschiebungen afghanischer Flüchtlinge rührt die Herzen
       > weniger.
       
   IMG Bild: Torkham, 4.11.2023: Mädchen in einem Camp für Geflüchtete an der pakistanisch-afghanischen Grenze
       
       Weltweit wird in diesen Wochen so viel demonstriert wie schon lange nicht
       mehr. Grund dafür ist das Massaker der Hamas in Israel und der Krieg im
       Gazastreifen. Eine der größten Massenvertreibungen der Gegenwart findet
       allerdings woanders statt – und erlebt fast keinerlei Aufmerksamkeit. Viele
       Menschen haben wahrscheinlich noch nie von dem Ort Torkham gehört.
       
       An dem Grenzübergang zwischen Afghanistan und Pakistan herrschen seit
       Wochen dystopische Verhältnisse. Rund zwei Millionen [1][afghanische
       Geflüchtete werden von Pakistan gezwungen, das Land zu verlassen]. Die
       fadenscheinige Begründung: kollektiver Terrorverdacht. Dass dies
       ausgerechnet von Pakistan kommt, das jahrzehntelang [2][militante
       Gruppierungen im Nachbarland] unterstützt hat, allen voran die Taliban in
       den letzten zwanzig Jahren, ist purer Zynismus.
       
       [3][Hunderttausende Menschen] wurden bereits nach Afghanistan abgeschoben.
       Sie mussten ohne ihr Hab und Gut gehen. Viele von ihnen kamen schon vor
       Jahrzehnten ins Land und kennen ihre afghanische Heimat kaum. In
       pakistanischen Großstädten, wo in diesen Tagen auch zahlreiche
       propalästinensische Proteste stattfinden, wurden afghanische Geflüchtete
       gejagt, eingesperrt und gefoltert. Greise und Kinder wurden von Polizisten
       oder anderen bewaffneten Gruppen niedergeknüppelt.
       
       Der afghanische Massenexodus gehört jetzt schon zu den größten
       Vertreibungen der Gegenwart. Und trotzdem hält sich das internationale
       Interesse daran, gelinde gesagt, in Grenzen. Während viele Menschen in
       Pakistan für die Rechte von Palästinensern und Palästinenserinnen auf die
       Straße gehen, scheinen sie sich für die Repressalien des eigenen Staates
       kaum zu interessieren.
       
       Dasselbe ist auch global und in mehrheitlich muslimischen Staaten zu
       beobachten. Der Fokus liegt fast überall auf [4][Nahost]. Dort scheinen die
       Ungerechtigkeiten einfach gestrickt zu sein, während die Emotionen
       hochkochen. Von diesem Narrativ profitieren auch repressive Regime wie das
       pakistanische. Der Geist von „Free Gaza“ gilt dort nicht.
       
       15 Nov 2023
       
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