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       # taz.de -- Israels Reaktion zur UN-Resolution: „Realitätsfern und bedeutungslos“
       
       > Israels ständige Vertreterin Shahar ist enttäuscht über die Resolution im
       > UN-Sicherheitsrat. Das Verhältnis zum Gremium ist schon lange schlecht.
       
   IMG Bild: Vor der Sitzung werden die Tischschilder von Israel und den palästinensischen Gebieten aufgestellt
       
       Berlin taz | Die israelische Reaktion auf die UN-Resolution des
       Sicherheitsrates fiel deutlich aus: „Das internationale Gesetz ist kein
       Selbstmordpakt“, kommentierte Meirav Eilon Shahar, die ständige Vertreterin
       Israels bei den Vereinten Nationen und internationalen Organisationen in
       Genf. Die Resolution ermutige Terrororganisationen, sich Unterstützung über
       Wege des internationalen Rechts zu suchen.
       
       Der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Gilad Erdan, räumte
       zwar ein, dass Israel sich über die Aufforderung der Resolution in Richtung
       der Hamas, alle im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln freizulassen,
       freue. Doch vom Rest zeigte er sich entmutigt: „Unabhängig davon, was der
       Rat beschließt, wird Israel weiterhin im Einklang mit dem Völkerrecht
       handeln, während die Hamas-Terroristen die Resolution nicht einmal lesen,
       geschweige denn befolgen werden“, erklärte er und bezeichnete die
       Resolution als „realitätsfern und bedeutungslos“.
       
       Folgen wird die Resolution für das israelische Vorgehen im Gazastreifen
       kaum haben – und bedeutungslos scheint die Resolution auch der allgemeinen
       israelischen Öffentlichkeit.
       
       Dass sie in Israel auf wenig Resonanz stößt, dürfte auch an dem eisigen
       Verhältnis zwischen Israel und den Vereinten Nationen liegen. In diesen
       Tagen sind die Beziehungen an einem Tiefpunkt angelangt.
       
       ## Gute Anfänge
       
       Dabei begann es einst gut: Mit der UN Resolution 181 im Jahr 1947, die das
       britische Mandatsgebiet in Palästina in einen jüdischen und arabischen
       Staat aufteilte, und dem unmittelbaren Beitritt Israels in die Vereinten
       Nationen.
       
       Doch das Verhältnis kühlte sich schnell ab. Die Mehrheitsverhältnisse
       stehen in der Generalversammlung gegen Israel. Viele Länder des globalen
       Südens identifizieren sich stark mit den Rechten der Palästinenser*innen,
       die dementsprechend auf der Agenda der Vereinten Nationen weit oben stehen.
       [1][Laut der Nichtregierungsorganisation UN Watch beschäftigten sich im
       letzten Jahr 15 Resolutionen der Generalversammlung mit Israel und seiner
       Siedlungspolitik]. In 13 weiteren Resolutionen ging es um den Rest der
       Welt.
       
       Diesen Bias wirft Israel den Vereinten Nationen vor – und auch dem
       Sicherheitsrat der UN, auch wenn darin die USA Vetorecht haben und
       Resolutionen gegen Israel – bis zu der aktuellen – fast immer mit einem
       Veto blockiert hatten.
       
       Relevant ist die innerisraelische Diskussion um eine mögliche Feuerpause
       dennoch, wenn auch größtenteils unabhängig von der Resolution, nämlich
       dann, wenn es um die Frage einer möglichen Freilassung der Geiseln geht. Es
       gebe „keinen Raum für längere humanitäre Pausen, solange 239 Geiseln in den
       Händen von Hamas-Terroristen sind“, erklärte das israelische
       Außenministerium.
       
       [2][Und so blickt Israel derzeit vielmehr auf das Nachbarland Ägypten und
       den Golfstaat Katar.] Denn die sind federführend an den Verhandlungen über
       die Geiseln beteiligt.
       
       Medienberichten zufolge geht es derzeit um einen Vorschlag, mit dem ein
       Teil der Geiseln, vorrangig Kinder und insgesamt 50 Personen, im Gegenzug
       für eine mehrtägige Feuerpause von der Hamas freigelassen werden würden.
       Als Teil des Deals könnte auch eine nicht näher bezeichnete Anzahl
       palästinensischer Frauen und Kinder, die derzeit in israelischen
       Gefängnissen festgehalten werden, freigelassen werden.
       
       Den dritten Tag in Folge [3][marschieren derweil Hunderte von
       Familienangehörigen von Geiseln und Unterstützer*innen weiter auf
       ihrem Weg von Tel Aviv zum Regierungssitz von Ministerpräsident Benjamin
       Netanjahu] in Jerusalem. Sie haben Mitglieder des Kriegskabinetts
       aufgerufen, sie auf dem Weg zu treffen, bislang jedoch keine Reaktion
       erhalten. Viele von ihnen sind frustriert angesichts der Tatsache, dass
       ihre Liebsten sich noch immer im Gazastreifen befinden, und beschuldigen
       die Regierung von Netanjahu, dass die Geiseln nicht die Top-Priorität
       seines Kabinetts seien.
       
       16 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://unwatch.org/2023-unga-resolutions-on-israel-vs-rest-of-the-world/
   DIR [2] /Befreiung-der-Hamas-Geiseln/!5969579
   DIR [3] /Marsch-der-Geisel-Angehoerigen-in-Israel/!5969659
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Judith Poppe
       
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