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       # taz.de -- Neufassung der Berliner Bauordnung: Das Dach bleibt kahl
       
       > Der BUND kritisiert die Novelle der Bauordnung, die der Bauausschuss am
       > Montag wohl durchwinkt: Die Chance zu mehr Nachhaltigkeit sei vertan.
       
   IMG Bild: Macht auch fürs Auge was her, so ein Gründach
       
       Berlin taz | Die Berliner Bauordnung wird offenbar erneuert, ohne wichtige
       Vorschriften zum Klima- und Artenschutz aufzunehmen. Vor der Sitzung des
       Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, in dem am heutigen
       Montag voraussichtlich die vom Senat ins Parlament eingebrachte Novelle
       unverändert abgenickt wird, kritisierte der Bund für Umwelt und Naturschutz
       (BUND), die Koalition habe eine „historische Chance verpasst“.
       
       Anfang November befasste sich der Ausschuss erstmals mit dem Thema.
       [1][Schon damals warnten Umweltverbände davor], das Projekt – das zweimal
       an den Querelen in den Vorgängerkoalitionen aus SPD, Grünen und Linken
       scheiterte – werde nun von Schwarz-Rot einfach durchgewunken.
       
       Es geht unter anderem um einen Paragrafen, der in früheren Entwürfen noch
       enthalten war und beispielsweise festlegte, dass jedes Dach über 30
       Quadratmeter Fläche zu begrünen sei. Der aktuelle Entwurf verpflichtet nur
       noch zur Begrünung ab 100 Quadratmetern. Nicht mehr enthalten sind zudem
       das Verbot von Schottergärten sowie die Pflichten zur Anbringung von
       Nistkästen, zur Ausstattung von Glasfassaden mit Elementen, [2][die den
       sogenannten Vogelschlag minimieren], und zur umweltgerechten Reduzierung
       der Außenbeleuchtung.
       
       ## „Grau und düster“
       
       Der jetzige Entwurf sei „ein weiteres Beispiel dafür, dass Stadtentwicklung
       nur in kurzen Zeiträumen gedacht wird“, kommentiert
       BUND-Artenschutzreferent Dirk Schäuble den Stand der Dinge. „Wenn das so
       weitergeht, werden zukünftige Generationen in einem grauen und düsteren
       Berlin leben. Die Lebensräume für wilde Tiere und Pflanzen werden weiter
       schrumpfen, die Stadt sich in Hitzesommern noch weiter aufheizen“, so
       Schäuble.
       
       BUND-Vogelschutzexpertin Claudia Wegworth verweist darauf, dass die
       fehlenden Artenschutz-Vorschriften schon jetzt „nachweislich regelmäßig zu
       Bauverzögerungen und -verteuerungen führen“. Denn: Was in der
       Landesbauordnung fehlt, kann oft nachträglich über das
       Bundesnaturschutzgesetz eingeklagt werden.
       
       Die Grünen haben derweil einen ausführlichen Änderungsantrag zur
       Senatsnovelle vorgelegt. Der schließt nicht nur die weggefallenen Umwelt-
       und Klimavorschriften wieder ein, sondern geht noch darüber hinaus. So
       sieht er unter anderem höhere Anteile barrierefreier Wohnungen vor: Bei
       Neubauvorhaben, die ab 2026 angemeldet werden, sollen demnach alle
       Wohnungen eines Gebäudes barrierefrei nutzbar sein – im Entwurf, der aller
       Voraussicht nach am Montag den Ausschuss passieren wird, sind es lediglich
       drei Viertel.
       
       3 Dec 2023
       
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