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       # taz.de -- Bärbel Bas und Bergkarabach: Passt schon, weitermachen
       
       > Die Bundestagspräsidentin posiert mit einer aserbaidschanischen
       > Politikerin – und einem fragwürdigen Foto. Deren Propagandamaschine
       > bedankt sich.
       
   IMG Bild: Repräsentantin der Republik: Bärbel Bas, hier bei einem unverfänglichen Fototermin
       
       Sahiba Gafarova, Sprecherin der aserbaidschanischen Nationalversammlung und
       Politikerin, ist auf Europa-Tournee. Sie trifft unter anderem den Sprecher
       des tschechischen Senats sowie Bärbel Bas, Präsidentin des Bundestags. All
       das [1][teilt sie auf ihrem X-Account] mit vielen Bildern: Gafarova in
       verschiedenen eleganten Blazern, freundlich lächelnd, mit wechselnden
       Politikerinnen und Politikern.
       
       Vier Fotografien veröffentlicht Gafarova von ihrem Treffen mit Bas. Auf
       einem davon halten die beiden gemeinsam ein großformatiges Bild in den
       Händen. Darauf grüne Landschaft mit Gebäuden, in der Ferne Hügel und
       Himmel, und am unteren Rand in großen hellen Lettern: Karabach.
       
       Bergkarabach, [2][ein kleines Gebiet im Südkaukasus], das völkerrechtlich
       zu Aserbaidschan gerechnet wird und bis September 2023 armenisch besiedelt
       war. Am 19. September griff die aserbaidschanische Armee nach monatelanger
       Blockade Bergkarabachs an, kurz darauf kapitulierten die ethnischen
       Armenier. [3][Beinahe die gesamte armenische Bevölkerung hat seitdem das
       Gebiet verlassen], das aserbaidschanische Militär patrouilliert durch
       Geisterstädte.
       
       Man habe die territoriale Integrität Aserbaidschans wiederhergestellt,
       nennt Baku diesen Vorgang. Armenier und Menschenrechtler weltweit sagen:
       Das war eine ethnische Säuberung, von über 100.000 Menschen.
       
       In Anbetracht dieser jüngsten, vor weniger als drei Monaten geschehenen
       humanitären Katastrophe fragt man sich: Wusste Bärbel Bas, welche Bedeutung
       das Bild hat, das sie da in ihren Händen hält? Ist es ein Zeichen der
       Zustimmung, ein „Passt schon, weitermachen“, für das Vorgehen
       Aserbaidschans? Oder doch Unwissenheit?
       
       Was genau Bas ausdrücken wollte, ist letztlich zweitrangig. In das Foto,
       einmal in der Welt, lässt sich hineininterpretieren, was den Betrachtenden
       gefällt. Aserbaidschan arbeitet stark mit Propaganda, jede – selbst
       vermeintliche – Zustimmung des Westens wird hochgehalten und als
       Bestätigung der Rechtmäßigkeit aserbaidschanischer Politik nach innen und
       außen verkauft. Egal, was Bas’ Intention war: Der Schaden ist schon in der
       Welt.
       
       Hinweis: In dem Text fand sich eine missverständliche Formulierung. Wir
       haben das korrigiert.
       
       4 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/Speaker_Az/status/1730516437377183914
   DIR [2] /Armenier-fliehen-aus-Bergkarabach/!5959944
   DIR [3] /Ursachen-des-Bergkarabachkonflikts/!5960798
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lisa Schneider
       
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