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       # taz.de -- Atommüllendlager in Niedersachsen: Schacht Konrad steht auf der Kippe
       
       > Umweltschützer und Kommunalpolitiker wollen das Atommüllendlager stoppen.
       > Bis zum Ende des Jahres will das Land Niedersachsen darüber entscheiden.
       
   IMG Bild: Die Fertigstellung von Schacht Konrad verzögert sich immer weiter
       
       Göttingen taz | Der Weiterbau des umstrittenen Atommüllendlagers
       [1][Schacht Konrad] in Salzgitter steht auf der Kippe. Umweltschützer und
       Kommunalpolitiker:innen drängen Niedersachsens Umweltminister
       Christian Meyer (Grüne), den Planfeststellungsbeschluss, also die
       Baugenehmigung, für Konrad zu widerrufen.
       
       In einem am Wochenende bekannt gemachten offenen Brief an Meyer fordern die
       Oberbürgermeister und Landrät:innen von Städten und Kreisen aus
       Südostniedersachsen, dass das Land Niedersachsen eine Bundesratsinitiative
       zum Stopp des Projekts starten soll. Das Schreiben ist von den
       Oberbürgermeistern von Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg, den
       Landräten der Kreise Gifhorn, Goslar und Helmstedt sowie der Wolfenbütteler
       Landrätin unterzeichnet.
       
       „Das alte Eisenerzbergwerk Schacht Konrad ist für die dauerhafte sichere
       Lagerung radioaktiver Abfälle ungeeignet, deshalb muss das Projekt
       aufgegeben werden“, heißt es darin. Zudem seien inzwischen erhebliche
       Mengen an schwach und mittelradioaktiven Abfällen angefallen – und fielen
       noch weiter an –, die aufgrund ihrer Zusammensetzung gar nicht im Schacht
       Konrad eingelagert werden dürften. Auch für den aus dem havarierten
       Bergwerk Asse zu bergenden Atommüll sei Konrad „keine Option“.
       
       Die Lokalpolitiker*innen verweisen zudem darauf, dass Niedersachsen
       mit Gorleben, Schacht Konrad, Asse und dem Endlager Morsleben kurz hinter
       der Grenze zur ehemaligen DDR wie kein anderes Bundesland „von den
       Auswirkungen unsachgemäßer Einlagerung radioaktiver Stoffe betroffen“ ist.
       Deshalb sei es wichtig, dass sich Niedersachsen auf Bundesebene beim Umgang
       mit radioaktiven Abfällen für höchste Sicherheitsanforderungen nach
       aktuellem Stand von Wissenschaft und Technik einsetze.
       
       ## Niedersachsen gab 2002 die Baugenehmigung
       
       Das nach dem früheren deutsch-nationalen Reichstagsabgeordneten und
       Aufsichtsratsvorsitzenden der Salzgitter AG, Konrad Ende, benannte Bergwerk
       war nur 12 Jahre in Betrieb, bevor es 1976 geschlossen wurde. In den
       Folgejahren ließ der Bund die Schachtanlage auf ihre Eignung als Endlager
       für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll untersuchen. Das Land
       Niedersachsen erteilte im Mai 2002 die Baugenehmigung. Klagen von Kommunen,
       Kirchen und Privatpersonen scheiterten.
       
       Schacht Konrad soll laut Planfeststellungsbeschluss bis zu 303.000
       Kubikmeter Atommüll aufnehmen. Kürzlich war bekannt geworden, [2][dass das
       Endlager noch einmal teurer und später fertig wird als geplant]. Statt wie
       zuletzt mit rund 4,4 Milliarden rechnet die Bundesgesellschaft für
       Endlagerung (BGE) jetzt mit Kosten in Höhe von 5,47 Milliarden Euro. Bis
       Ende 2022 seien bereits 2,83 Milliarden angefallen, bis zum Abschluss der
       Errichtung würden weitere 2,64 Milliarden erwartet.
       
       Erst im vergangenen Juni hatte die BGE weitere Verzögerungen beim Bau des
       Endlagers eingeräumt. Nicht wie davor geplant im Jahr 2027, sondern wohl
       frühestens 2029 kann das Endlager demnach fertiggestellt sein. Es war nicht
       die erste Verschiebung: Bis 2018 hatte es geheißen, Konrad werde 2022 in
       Betrieb gehen können.
       
       Die Umweltverbände BUND und Nabu beantragten schon vor zwei Jahren beim
       Land Niedersachsen eine Rücknahme der Baugenehmigung, weil die Anlage
       längst nicht mehr dem Stand von Wissenschaft und Technik entspreche.
       Unterstützt werden sie von einem breiten Bündnis, das von Salzgitters
       Oberbürgermeister Frank Klingebiel (CDU) bis zur IG Metall reicht.
       [3][Landesumweltminister Meyer] sagte zu, bis Jahresende über den Antrag zu
       befinden. Der Entwurf für eine Entscheidung sei „in der finalen Phase“,
       teilte sein Ressort der taz mit.
       
       5 Dec 2023
       
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