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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Konflikt +++: Schiff vor Jemens Küste gekapert
       
       > Die iranisch unterstützten Huthi-Rebellen kapern einen Frachter im Roten
       > Meer. Sie vermuten wohl eine Verbindung der „Galaxy Leader“ zu Israel.
       
   IMG Bild: Schatten eines Huthi-Kämpfers. Auf der Flagge der Miliz steht explizit „Tod Israel“
       
       ## Huthis kapern Frachtschiff
       
       Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen haben nach israelischen Angaben
       ein Frachtschiff im Roten Meer gekapert. Das Büro des israelischen
       Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu teilte mit, es habe sich nicht um
       ein israelisches Schiff gehandelt. 25 Besatzungsmitglieder seien an Bord,
       darunter Bulgaren, Philippiner, Mexikaner und Ukrainer, aber keine
       Israelis. Die „Galaxy Leader“, die unter der Flagge der Bahamas fährt, war
       unterwegs von der Türkei nach Indien.
       
       Israelische Vertreter sagten, das Schiff sei in britischem Besitz. Die
       Angaben in öffentlichen Schifffahrtsdatenbanken brachten die Eigentümer des
       Schiffes jedoch mit dem Unternehmen Ray Carriers in Verbindung, das von
       Abraham „Rami“ Ungar gegründet wurde, der als einer der reichsten Männer
       Israels bekannt ist. Ungar sagte der Nachrichtenagentur AP, er sei sich des
       Vorfalls bewusst, könne sich aber nicht äußern, weil er noch auf
       Einzelheiten warte.
       
       Ein Schiff, das mit Ungar in Verbindung stand, explodierte 2021 im Golf von
       Oman. Die israelischen Medien gaben damals dem Iran die Schuld.
       
       Eine unmittelbare Stellungnahme der Huthis im Jemen lag nicht vor. Einige
       Stunden zuvor hatte die von Iran unterstützte Gruppe damit gedroht, Schiffe
       mit Verbindungen zu Israel im Roten Meer anzugreifen.
       
       Nach Angaben der britischen Militärbehörde United Kingdom Maritime Trade
       Operations ereignete sich die Entführung etwa 150 Kilometer vor der
       jemenitischen Hafenstadt Hudaida, nahe der Küste von Eritrea. Aus
       US-Verteidigungskreisen verlautete, das amerikanische Militär beobachte
       einen Zwischenfall mit der „Galaxy Leader“. (ap)
       
       ## Katar: Nur noch „geringfügige“ Hindernisse bei Abkommen
       
       Bei den Verhandlungen über die Freilassung der von der islamistischen Hamas
       in den Gazastreifen verschleppten Geiseln stehen nach Angaben der
       katarischen Regierung nur noch „geringfügige“ Hindernisse einem Abkommen im
       Weg. Die jetzt noch verbliebenen Fragen seien eher „logistischer und
       praktischer“ Natur, sagte Katars Regierungschef Mohammed bin Abdulrahman
       al-Thani am Sonntag bei einer Pressekonferenz mit dem EU-Außenbeauftragten
       Josep Borrell in Doha.
       
       Nach einigen „Aufs und Abs“ in den Gesprächen sei er nun „zuversichtlicher,
       dass wir ziemlich nahe vor einer Übereinkunft sind, die die Leute sicher
       nach Hause zurück bringen kann“, sagte der katarische Ministerpräsident.
       Einen Zeitplan nannte al-Thani nicht.
       
       Der Golfstaat, in dem sich sowohl ein großer US-Militärstützpunkt als auch
       das politische Büro der Hamas befindet, hatte in den vergangenen Wochen in
       Verhandlungen über die Freilassung der 240 in den Gazastreifen
       verschleppten Geiseln und über eine vorübergehende Waffenruhe in dem Krieg
       vermittelt. Im Zuge dieser Vermittlung waren bisher vier Geiseln
       freigekommen. (afp)
       
       ## Hamas-Behörden: 30 Säuglinge aus Schifa-Klinik evakuiert
       
       Aus dem Schifa-Krankenhaus in Gaza sind am Sonntag nach Angaben der von der
       Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden mindestens 30 Säuglinge evakuiert
       worden. Ein Sprecher der Behörden, Medhat Abbas, bestätigte diese Zahl in
       einem Telefongespräch mit der Nachrichtenagentur AP. Die Babys sollten in
       medizinische Einrichtungen in Ägypten verlegt werden. Zuvor teilte die
       Weltgesundheitsorganisation mit, ein Team habe die Klinik besucht und dort
       unter anderem 32 Babys vorgefunden. Es war nicht sofort möglich, die
       Diskrepanz in den Zahlen zu klären. Von der WHO gab es keine unmittelbare
       Stellungnahme. (ap)
       
       ## Klinik: 47 Tote bei Angriffen in Chan Junis
       
       Bei israelischen Angriffen in der Stadt Chan Junis im südlichen
       Gazastreifen sind nach Angaben einer Klinik seit Samstag mindestens 47
       Menschen getötet worden. Dies ging aus einer am Sonntag veröffentlichten
       Statistik des Nasser-Krankenhauses hervor. Ein Fotograf berichtete der
       Deutschen Presse-Agentur, in der Klinik seien viele Leichensäcke aufgereiht
       gewesen. Ein Bild zeigte, wie ein Vater den Leichnam seines kleinen Sohnes
       im Arm hielt. Die israelische Armee veröffentlichte bisher keine Mitteilung
       zu den Berichten über Angriffe im Süden des Gazastreifens.
       
       Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant hatte am Samstag
       angekündigt, die Angriffe im Gazastreifen würden in Kürze auf den Süden
       ausgeweitet. Das Militär ruft die Einwohner des Nordens seit mehr als einem
       Monat dazu auf, in eine Zone im Süden zu fliehen, die westlich von Chan
       Junis am Mittelmeer liegt. Zuletzt wurden erstmals auch Einwohner von Chan
       Junis zur Flucht aufgerufen.
       
       Israel geht nach Medienberichten davon aus, dass die Hamas-Führer Jihia
       al-Sinwar und Mohammed Deif sich in Chan Junis aufhalten. Sie gelten als
       Hauptverantwortliche für das verheerende Massaker am 7. Oktober in Israel
       mit rund 1200 Toten.
       
       Der ehemalige israelische Ministerpräsident Ehud Olmert sagte dem
       Nachrichtensender Euronews, in Chan Junis liege „das eigentliche
       Hauptquartier der Hamas“. Die Führung verstecke sich dort. „Sie haben
       Bunker, sie haben Kommandopositionen, sie haben Abschussrampen.“ Olmert
       sprach sich dafür aus, direkt nach dem Krieg Verhandlungen mit der
       Palästinensischen Autonomiebehörde über eine Zwei-Staaten-Lösung
       aufzunehmen. Gaza müsse Teil eines palästinensischen Staates werden. Sein
       Amtsnachfolger Benjamin Netanjahu lehnt dies jedoch ab. Netanjahu sagte am
       Samstagabend, in ihrer gegenwärtigen Form sei die Autonomiebehörde nicht in
       der Lage, die Kontrolle im Gazastreifen zu übernehmen. (dpa)
       
       ## Israel: 59 Soldaten bei Bodeneinsätzen in Gaza getötet
       
       Seit Beginn der Bodeneinsätze Israels im Gazastreifen am 27. Oktober sind
       nach Militärangaben 59 Soldaten getötet worden. Seit dem Massaker von
       Terroristen der Hamas und anderer Gruppierungen am 7. Oktober im
       israelischen Grenzgebiet seien es insgesamt 380 getötete israelische
       Soldatinnen und Soldaten, sagte ein Armeesprecher am Sonntag. Diese Zahl
       beinhaltet auch Soldaten, die an der Grenze zum Libanon ums Leben kamen.
       
       Zum Vergleich: Während des 50-tägigen Gaza-Kriegs 2014 waren auf
       israelischer Seite 66 Soldaten und fünf Zivilisten getötet worden. Während
       des damaligen Konflikts wurden nach UN-Angaben 2251 Palästinenser getötet.
       (dpa)
       
       ## WHO-Team findet Massengrab in Al-Schifa-Krankenhaus
       
       Ein Inspektions-Team der Weltgesundheitsorganisation hat am Eingang des
       Al-Schifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt ein Massengrab mit mehr als 80
       Leichen gefunden. Nach einem einstündigen Aufenthalt habe das Team das
       größte Krankenhaus im Gaza-Streifen als „Todeszone“ beschrieben, erklärte
       die WHO am Sonntag in Genf.
       
       WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus kündigte auf der
       Internetplattform X (vormals Twitter) an, dass seine Organisation und
       Partner einen Evakuierungsplan für die verbliebenen Menschen in dem
       Hospital erarbeiteten. In der Einrichtung gebe es keine Vorräte mehr.
       Wasser, Lebensmittel, Strom, Treibstoff und Medizin seien nicht mehr
       vorhanden.
       
       Die WHO-Mission in dem Krankenhaus, an der auch andere UN-Helfer
       teilgenommen hatten, sei mit der israelischen Armee abgesprochen worden.
       Das israelische Militär hatte das Al-Schifa-Krankenhaus gestürmt, um
       Kämpfer der Terrororganisation Hamas und Beweise für eine mutmaßliche
       Kommandozentrale zu finden. (epd)
       
       ## Berichte über mögliche Geisel-Deals
       
       Das israelische Fernsehen hat in der Nacht zu Sonntag Details einer
       möglichen Vereinbarung zur Freilassung von Geiseln im Gazastreifen
       veröffentlicht. Demnach soll die islamistische Terrororganisation Hamas
       grundsätzliche Bereitschaft zur Freilassung von 87 Geiseln signalisiert
       haben, berichtete der Sender N12. Darunter seien 53 Frauen, Kinder und
       Jugendliche sowie 34 Ausländer.
       
       Im Gegenzug müsse Israel sich zu fünf Tagen Kampfpause im Gazastreifen
       sowie zur Freilassung von weiblichen palästinensischen Häftlingen,
       Minderjährigen in israelischen Gefängnissen und sogenannten
       Sicherheitshäftlingen verpflichten. Außerdem verlange die Hamas die Einfuhr
       von mehr Treibstoff in den Küstenstreifen.
       
       Der Sender berichtete gleichzeitig, es sei noch unklar, ob der Deal
       vorangehen werde. Ein Problem sei, dass es zuletzt kaum noch Kontakt mit
       dem Hamas-Chef im Gazastreifen, Jahya al-Sinwar, gegeben habe. Er habe noch
       keine klare abschließende Antwort über die Vermittler in Katar übermittelt,
       hieß es. Israel geht davon aus, dass al-Sinwar sich seit Beginn des Kriegs
       am 7. Oktober in unterirdischen Verstecken aufhält. Zuletzt wurde er in
       seinem Geburtsort Chan Junis im Süden des Küstenstreifens vermutet. Die
       Kommunikation erfolgt dem TV-Sender zufolge über mehrere Vermittler. (dpa)
       
       ## Lage in Al-Schifa-Krankenhaus weiter dramatisch
       
       Auch nach der weitgehenden Räumung des Al-Schifa-Krankenhauses in Gaza hat
       die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über dramatische Zustände in der
       Klinik berichtet. Nach einem einstündigen Besuch von WHO-Personal im
       größten Krankenhaus des Gazastreifens erklärte die Organisation am Sonntag,
       dieses sei eine „Todeszone“, die Lage dort „verzweifelt“.
       
       291 Patienten und 25 medizinische Mitarbeiter befänden sich derzeit noch im
       Al-Schifa-Krankenhaus, hieß es in einem Bericht der WHO. Darunter seien 32
       Kleinkinder in kritischem Zustand, 22 Dialyse-Patienten sowie zwei Menschen
       in Intensivbehandlung.
       
       Die israelische Armee geht nach eigenen Angaben auf dem Gelände der
       Al-Schifa-Klinik gegen eine unterirdische [1][Hamas-Einsatzzentrale] vor.
       Am Samstag hatten hunderte Menschen den Krankenhauskomplex zu Fuß in
       Richtung Süden verlassen. (afp)
       
       ## US-Präsident für Regierung der PA in Gaza
       
       US-Präsident Joe Biden hat sich mit Blick auf die Nachkriegszeit für eine
       Wiedervereinigung der Palästinensergebiete unter dem Dach einer neuen
       palästinensischen Behörde ausgesprochen. „Der Gazastreifen und das
       Westjordanland sollten unter einer einheitlichen Regierungsstruktur
       wiedervereinigt werden, letztlich unter einer wiederbelebten
       palästinensischen Behörde“, schrieb er in einem am Samstag veröffentlichten
       Beitrag für die [2][US-Zeitung Washington Post]. Dies solle geschehen,
       „während wir alle auf eine Zweistaatenlösung hinarbeiten“.
       
       [3][Die Hamas hatte 2007] nach Kämpfen mit Anhängern der Fatah von
       Palästinenserpräsident Mahmud Abbas die Macht im Gazastreifen übernommen.
       Im Westjordanland regiert die Fatah.
       
       Biden drohte in seinem Beitrag für die Washington Post auch Sanktionen
       gegen jüdische Siedler an, die Gewalt gegen Palästinenser im Westjordanland
       verüben. Gegenüber den politischen Führern Israels sei er in diesem Punkt
       „nachdrücklich“ gewesen: „Extremistische Gewalt gegen Palästinenser im
       Westjordanland muss aufhören. Diejenigen, welche die Gewalt ausüben, müssen
       zur Rechenschaft gezogen werden“, erklärte Biden. (afp)
       
       ## Einfuhr von mehr Treibstoff nach Gaza erlaubt
       
       Israel hat nach Angaben des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu der
       Einfuhr eingeschränkter Mengen von Treibstoff in den Gazastreifen
       zugestimmt, um internationale Unterstützung für den Kampf gegen die Hamas
       zu gewährleisten. „Die [4][humanitäre Hilfe] ist essenziell wichtig für die
       Fortsetzung der internationalen Unterstützung“, sagte Netanjahu am
       Samstagabend vor Journalisten in Tel Aviv. Deswegen habe man auf Bitte der
       USA die Einfuhr von zwei Tanklastern am Tag in den Küstenstreifen erlaubt.
       
       Netanjahu sprach von einer „minimalen Notfallmenge“. Diese solle dazu
       dienen, das Abwassersystem zu betreiben und damit den Ausbruch von Seuchen
       zu verhindern. „Der Ausbruch von Seuchen würde den Einwohnern des
       Gazastreifens und auch den israelischen Soldaten schaden“, erklärte er. Es
       sei zudem ein Übergreifen auf israelisches Gebiet zu befürchten. (dpa)
       
       19 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Tunnel-unter-Gaza/!5970956
   DIR [2] https://www.washingtonpost.com/opinions/2023/11/18/joe-biden-gaza-hamas-putin/
   DIR [3] https://www.aljazeera.com/news/2011/5/4/timeline-hamas-fatah-conflict
   DIR [4] /Humanitaere-Lage-in-Gaza/!5970955
       
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