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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: US-Verteidigungsminister in Kyjiw
       
       > Die Ukraine hat am Wochenende Drohnenangriffe aus Russland abgewehrt. Am
       > Montag kommt unangekündigter Besuch vom US-Verteidigungsministerium.
       
   IMG Bild: Begrüßung von US-Verteidigungsminister Austin in der Ukraine im November 2023
       
       ## Berichte von Gefechten an der Front
       
       Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben an der etwa 1.000 Kilometer
       [1][langen Front im Osten und Süden erneut] Dutzende russischer Angriffe
       abgewehrt. Der Lagebericht des Generalstabs in Kyjiw von Montagmorgen
       verzeichnete für Sonntag 46 russische Sturmangriffe. Sie seien alle
       zurückgeschlagen worden, hieß es. Schwerpunkte seien die Städte Marjinka
       (16 russische Angriffe) und Awdijiwka (12 Angriffe) nahe der russisch
       kontrollierten Donbass-Hauptstadt Donezk gewesen.
       
       Diese Militärangaben sind nicht sofort unabhängig überprüfbar. Allerdings
       lassen die genannten Zahlen der Einzelgefechte jeweils auf die Intensität
       der Kämpfe schließen. Internationale Beobachter wie das Institut für
       Kriegssstudien in den USA (ISW) bestätigten die heftigen Kämpfe um
       Awdijiwka. Russische Truppen versuchen seit Wochen, die ukrainischen
       Verteidiger in der Stadt einzukesseln. Derzeit mache das nasse Herbstwetter
       beiden Seiten das Kämpfen schwer, hieß es aus dem britischen
       Verteidigungsministerium.
       
       [2][Nach zwei Nächten mit schweren russischen Luftangriffen] war es den
       ukrainischen Angaben zufolge in der Nacht auf Montag ruhig. Die Ukraine
       wehrt seit fast 21 Monaten eine großangelegte russische Invasion ab. (dpa)
       
       ## US-Verteidigungsminister Austin besucht Kyjiw
       
       US-Verteidigungsminister Lloyd Austin ist zu einem unangekündigten Besuch
       in der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw eingetroffen. Geplant seien Gespräche
       mit der ukrainischen Führung, schrieb Austin am Montag im sozialen Netzwerk
       X (früher Twitter). Er bringe eine wichtige Botschaft: „Die USA werden der
       Ukraine weiter beistehen in ihrem Kampf für Freiheit von der russischen
       Aggression, sowohl jetzt wie in Zukunft.“
       
       Schon am Vortag hatte Austin nach Pentagon-Angaben mit dem ukrainischen
       Verteidigungsminister Rustem Umjerow telefoniert. Sie bereiteten die
       kommenden Beratungen der Länder vor, die die Ukraine militärisch
       unterstützen. Das sogenannte Ramstein-Format tagt am kommenden Mittwoch,
       22. November, als Video-Konferenz. Mit Austin kam der Oberbefehlshaber der
       US-Truppen in Europa, General Christopher Cavoli, nach Kyjiw, wie
       Botschafterin Bridget Brink mitteilte.
       
       [3][Kein anderes Land hat der Ukraine] mit so großen Waffenlieferungen
       geholfen wie die USA. Allerdings ist die Fortsetzung der Hilfen im
       US-Kongress umstritten; die Regierung von Präsident Joe Biden muss um die
       Freigabe der Mittel kämpfen. (dpa)
       
       ## Ukrainisches Militär hält Positionen auf linkem Dnipro-Ufer
       
       [4][Das ukrainische Militär] setzt sich eigenen Angaben zufolge in der
       umkämpften Region Cherson südöstlich des Flusses Dnipro fest. „Die
       Verteidigungskräfte halten weiterhin Stellungen am linken Ufer des Dnipro
       in der Region Cherson“, teilte der Generalstab am Sonntagabend auf Facebook
       mit. Zuvor hatte die Sprecherin der Kommandostelle Süd, Natalja Humenjuk,
       gesagt, die ukrainischen Armee habe die Russen am bis vor kurzem noch
       vollständig besetzten linken Ufer nun schon drei bis acht Kilometer vom
       Fluss weggedrängt. Auch internationale Beobachter hatten zuletzt von
       Vorstößen der Ukrainer in dem Gebiet berichtet.
       
       Cherson in der Südukraine war kurz nach dem russischen Einmarsch am 24.
       Februar 2022 größtenteils besetzt worden. Im November vergangenen Jahres
       dann gelang es der ukrainischen Armee, die auf der rechten Flussseite
       gelegenen Teile des Gebiets zu befreien – darunter auch die gleichnamige
       Gebietshauptstadt Cherson. Die Orte auf der linken Flussseite aber hielten
       die Russen weiterhin besetzt. (dpa)
       
       ## Leiterin von medizinischer Abteilung der Armee entlassen
       
       Rund 21 Monate nach dem russischen Einmarsch hat der ukrainische Präsident
       Wolodimir Selenski in seiner Armee die bisherige Leiterin der medizinischen
       Abteilung entlassen. Die Position von Generalmajorin Tetjana
       Ostaschtschenko werde künftig Anatolij Kasmirtschuk übernehmen, sagte
       Selenski in seiner abendlichen Videoansprache am Sonntag. Kasmirtschuk
       leitete bislang das nationale Militärkrankenhaus in Kyjiw. „Es bedarf eines
       fundamental neuen Levels von medizinischer Unterstützung für unser
       Militär“, fügte der Staatschef hinzu. Genauer erläuterte er die
       Entscheidung zunächst nicht.
       
       Ostaschtschenko war im Jahr 2021 – also noch vor Kriegsbeginn – zur
       Befehlshaberin des Kommandos Medizinische Kräfte der ukrainischen Armee
       ernannt worden. Sie war die erste Frau in dieser Position. Zuletzt aber
       häuften sich offenbar Beschwerden von Militärärzten und Sanitätern an ihrer
       Arbeit. Vor rund einer Woche dann berichtete das Internetportal Ukrajinska
       Prawda, Verteidigungsminister Rustem Umjerow erwäge, die Entlassung der
       Generalmajorin zu beantragen. (dpa)
       
       ## Ukraine wehrt Drohnenangriffe ab
       
       Die ukrainische Flugabwehr hat nach eigenen Angaben erneut den Großteil
       russischer Drohnenangriffe in verschiedenen Teilen des Landes abgewehrt. In
       der Nacht zum Sonntag seien 15 von insgesamt 20 Kamikaze-Drohnen vom
       iranischen Typ Shahed-136/131 vernichtet worden, teilten die
       Luftstreitkräfte mit. Ziel war demnach einmal mehr auch die Hauptstadt
       Kyjiw und deren Umgebung. Im Kyjiwer Gebiet sei ein Infrastruktur-Objekt
       beschädigt worden, teilten die Behörden dort mit. Es gebe aber keine Opfer
       oder Verletzte, hieß es.
       
       „Die zweite Nacht hintereinander haben die russischen Terroristen unser
       Gebiet mit Drohnen angegriffen. Der Luftalarm dauerte beinahe fünf Stunden
       lang“, teilte der Chef der Militärverwaltung des Gebiets, Ruslan
       Krawtschenko, in seinem Kanal bei der Plattform Telegram mit. Demnach
       musste an dem beschädigten Objekt, zu dem keine Details genannt wurden, ein
       Brand gelöscht werden. Bereits in der Nacht zum Samstag hatte Russland das
       Gebiet und andere Teile der Ukraine mit Drohnen beschossen, 29 von 38 waren
       laut Flugabwehr vernichtet worden. (dpa)
       
       ## Selenski dankt Deutschland und will Flugabwehr stärken
       
       Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat eine Stärkung insbesondere
       der eigenen Flugabwehr angekündigt. Schritte zur Sicherung des Landes
       würden in den nächsten Wochen folgen, sagte Selenski am Samstag in seiner
       täglichen Videobotschaft. Dabei dankte er auch Deutschland für die Zusage
       von weiteren Militärhilfen an die Ukraine.
       
       Anfang der Woche hatte die Bundesregierung angekündigt, die Militärhilfe
       für die Ukraine im kommenden Jahr von vier auf acht Milliarden Euro
       aufstocken zu wollen. Neben Deutschland bedankte sich Selenski auch bei
       Finnland und Litauen für neue Rüstungspakete. (dpa)
       
       ## Zwei Tote bei russischen Angriffen
       
       Bei russischen Angriffen auf die Region Saporischschja im Südosten der
       Ukraine sind nach Behördenangaben zwei Sanitäter getötet worden. Bei einem
       Raketeneinschlag in dem Dorf Komyschuwacha nahe der Front seien zunächst
       vier Einwohner verletzt worden, erklärte die ukrainische Polizei am
       Samstag. Nach dem Eintreffen von Rettungskräften vor Ort habe es einen
       weiteren Angriff gegeben, bei dem zwei Sanitäter getötet und drei weitere
       verletzt wurden.
       
       Wie ukrainische Rettungsdienste mitteilten, wurde in der südlichen Region
       Odessa eine Energieanlage getroffen. Ein dadurch verursachtes Feuer konnte
       demnach rasch gelöscht werden.
       
       Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hatte am Donnerstag gewarnt,
       dass Russland derzeit die Zahl seiner Raketen erhöhe, um im Winter erneut
       wichtige Infrastruktur in der Ukraine anzugreifen. Bereits im vergangenen
       Winter hatte Moskau gezielt für die Energie- und Wärmeversorgung wichtige
       Einrichtungen ins Visier genommen. (afp)
       
       ## Stromausfall in Hunderten ukrainischer Orte
       
       Nach einer russischen Angriffswelle auf die Ukraine ist laut dem
       Energieministerium in mehr als 400 Orten des Landes der Strom ausgefallen.
       Vor allem im Süden um die Hafenstadt Odessa und im Südosten im Gebiet
       Saporischschja seien Stromnetze beschädigt worden, teilte das Ministerium
       am Samstag mit.
       
       Der Luftwaffe zufolge dauerten die Angriffe von Freitagabend bis Samstag in
       die frühen Morgenstunden. Russland habe 38 Schahed-Drohnen aus iranischer
       Fertigung auf die Ukraine abgefeuert. Davon habe die ukrainische
       Luftverteidigung 29 abschießen können. Auch Drohnen mit Ziel Kyjiw seien
       abgeschossen worden. Es handelte sich um den zweiten Angriff auf die
       Hauptstadt in diesem Monat.
       
       In 416 Siedlungen im Süden und Südosten der Ukraine fiel der Strom aus, wie
       das Energieministerium mitteilte. Dasselbe sei in der nördlichen Region
       Tschernihiw in sechs Orten passiert. Im vergangenen Winter hatte Russland
       mit Hunderten Raketen und Drohnen die Infrastruktur ins Visier genommen.
       Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer mussten daraufhin in der Kälte ohne
       Strom, Heizung und Wasser auskommen. (rtr)
       
       ## Unicef: Dramatische Lage der Kinder in der Ukraine
       
       Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnt davor, die dramatische Lage von Kindern
       und Jugendlichen in der Ukraine aus dem Blick zu verlieren. „Es gibt in der
       ganzen Ukraine inzwischen kein Kind mehr, das von diesem Krieg verschont
       geblieben ist“, sagte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian
       Schneider, dem Kölner Stadt-Anzeiger (Samstag) nach der Rückkehr von einer
       Informationsreise in die Region. Es sei entscheidend, „die Not leidende
       Bevölkerung in der Ukraine gerade jetzt nicht zu vergessen, da sich alle
       Blicke auf die Krisenregion in Nahost richten“.
       
       Notwendig sei unter anderem eine psychologische Betreuung von Kindern und
       Jugendlichen, die von den seelischen Belastungen des Kriegs schwer
       betroffen seien. „Mit aller Vorsicht schätzen wir die Zahl
       behandlungsbedürftiger Minderjähriger auf 1,5 Millionen.“
       
       Auch die Schäden an der Bildungsinfrastruktur seien enorm, erklärte
       Schneider. So seien in Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, mehr
       als ein Drittel aller Schulen ganz oder teilweise zerstört. Aus Angst vor
       russischen Luftangriffen gebe es in der ganzen Stadt keine einzige Schule
       mit Präsenzunterricht mehr. (epd)
       
       20 Nov 2023
       
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