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       # taz.de -- Repression in Iran: 600 Menschen 2023 hingerichtet
       
       > Erneut wurde ein Protestierender der „Frau Leben Freiheit“-Bewegung in
       > Iran hingerichtet. Der 21-jährige Milad Zohrevand starb am Donnerstag.
       
   IMG Bild: Kopftuch tragen ist in Iran Pflicht. Eine Protestwelle startete im September 2022
       
       Berlin taz | Die Menschenrechtsorganisation Hengaw berichtet von der
       Hinrichtung des 21-jährigen Milad Zohrevand am Donnerstag in der iranischen
       Provinz Hamedan. Er ist die offiziell achte Person, die im Zusammenhang mit
       den landesweiten Protesten „[1][Frau Leben Freiheit]“ in Iran hingerichtet
       wurde.
       
       Zohrevand wurde im Oktober 2022 von der Revolutionsgarde festgenommen,
       nachdem er an den Protesten gegen die politische Führung teilgenommen
       hatte. In einem Schnellverfahren ohne einen eigenen Anwalt wurde er zum
       Tode verurteilt. Der Oberste Gerichtshof der Islamischen Republik Iran
       bestätigte dieses Urteil am 13. November, nur eine Woche vor seiner
       Hinrichtung.
       
       Der 21-Jährige kommt aus der Stadt Malayer, der zweitgrößten Stadt der
       Provinz Hamadan in Westiran. Diese ist [2][Hengaw zufolge] seit dem Morgen
       der Hinrichtung Zohrevands stark militarisiert. Die Familie des
       Protestierenden wurde unter Druck gesetzt – nach Angaben von Hengaw durften
       sie nur den Leichnam erhalten, wenn die Beerdigung außerhalb der Stadt
       stattfinden würde. Später wurde bekannt, dass die Beerdigung an diesem
       Freitag in den frühen Morgenstunden unter Anwesenheit von nur 20
       Familienmitgliedern und zahlreichen Sicherheitskräften im
       Bagh-Behesht-Friedhof in Hamadan stattfand.
       
       ## Tötung eines Revolutionsgardisten vorgeworfen
       
       Wie anderen Protestierenden zuvor wurde Zohrevand ebenfalls die Tötung
       eines Revolutionsgardisten vorgeworfen. Die Anschuldigungen können nicht
       unabhängig überprüft werden, Beweise wurden nie vorgelegt. Da in der
       Islamischen Republik Iran das „Auge um Auge“-Prinzip gilt, wurde er [3][zum
       Tode verurteilt]. Allerdings hat in solchen Fällen die Familie des
       mutmaßlichen Mordopfers die Möglichkeit, den Angeklagten zu „begnadigen“,
       also auf die Todesstrafe zu verzichten. Hengaw zufolge habe die Familie
       sich trotz des Drucks durch die Revolutionsgarde nicht explizit für eine
       Hinrichtung ausgesprochen. Die Revolutionsgarde habe sich jedoch darüber
       hinweggesetzt und die Exekution Zohrevands gefordert. Die Hinrichtung
       erfolgte heimlich, das heißt, er wurde nicht darüber informiert. Zudem
       wurde ihm nicht die Möglichkeit gegeben, seine Familie ein letztes Mal zu
       sehen, wie es vor Hinrichtungen in Iran üblich ist.
       
       Die Meldung über die Hinrichtung eines weiteren Protestierenden sorgte auch
       in Deutschland für Empörung. „Die Nachricht von der Hinrichtung von Milad
       Zohrevand erfüllt mich mit Trauer“, schreibt der Grüne-Landtagsabgeordnete
       [4][Robin Korte aus NRW auf X]. Er hatte die politische Patenschaft für
       Zohrevand übernommen und sich für ihn eingesetzt. „Was ist das für ein
       unmenschliches Regime, das sein eigenes Volk ermordet, um die eigenen
       Verbrechen zu verschleiern?“
       
       Auch CDU-Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Auswärtigen Ausschusses
       [5][Norbert Röttgen meldete sich auf X] zu Wort und kommentierte die
       Iran-Politik der Bundesregierung als „beschämend“. Er schrieb: „Wann kommt
       endlich die dringend gebotene Kurskorrektur der deutschen Iran-Politik?“
       
       Erstmals seit 2016 hat die Islamische Republik Iran in diesem Jahr bereits
       mehr als 600 Menschen hingerichtet. Allein in den ersten neun Tagen im
       November fanden mindestens 45 Exekutionen statt.
       
       24 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Proteste-in-Iran/!t5884344
   DIR [2] https://hengaw.net/de
   DIR [3] /Todesstrafe-in-Iran/!5972300
   DIR [4] https://twitter.com/RobinKorte_MS/status/1727957854626148701/photo/1
   DIR [5] https://twitter.com/n_roettgen/status/1727721923541385659?ref_src=twsrc%5Egoogle%7Ctwcamp%5Eserp%7Ctwgr%5Etweet
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniela Sepehri
       
       ## TAGS
       
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