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       # taz.de -- Borussia Dortmund in der Krise: Fehler allüberall
       
       > Dortmund schafft nur ein 1:1 gegen Mainz. Nun lautet Frage, ob ein
       > Trainerwechsel zur Lösung der Probleme beitragen kann.
       
   IMG Bild: Trauriger Abgang: Dortmunds Spieler nach dem Remis gegen Mainz
       
       Dortmund taz | In manchen Momenten strahlte Edin Terzić immer noch diese
       typische Edin-Terzic-Zuversicht aus, als er Abschied nahm von einem
       denkwürdigen Dortmunder Fußballjahr. Selbstverständlich glaube er an eine
       Wende zum Guten in der Rückrunde, erklärte der Trainer des BVB nach dem
       enttäuschenden und am Ende sogar glücklichen 1:1 gegen Mainz 05, mit dem
       die Dortmunder in die Winterpause gehen. Schließlich gehöre es „zu unserer
       Geschichte bei Borussia Dortmund dazu, ähnlich wie zu meiner Geschichte,
       dass wir in der Rückrunde ein komplett anderes Gesicht gezeigt haben“,
       sagte er.
       
       Terzic hat bislang zwei Episoden zwischen Sommer und Winterpause als
       Chefcoach dieses Klubs absolviert, die jeweils schwer enttäuschend waren.
       Aber er war – die Interimstrainerzeit der Saison 20/21 eingerechnet – auch
       während zweier sehr erfolgreicher Rückrunden für die Mannschaft
       verantwortlich. 2021 erreichte er nach großer Aufholjagd noch die Champions
       League bevor er in der vergangenen Saison nach einem Weihnachtsfest als
       Tabellensechster am Ende beinahe noch Deutscher Meister wurde.
       
       Terzic schien mit dem Hinweis auf seine speziellen Rückrundenqualitäten für
       eine Fortsetzung der Zusammenarbeit werben zu wollen. Aber nach einem
       Halbjahr, in dessen Verlauf nicht nur die Mannschaft, sondern auch der
       Trainer Schwächen zeigte, wird die Klubführung in dieser Winterpause auch
       der Frage auf den Grund gehen müssen, ob ein Trainerwechsel zur Lösung der
       Probleme beitragen könnte.
       
       Schließlich geht es ganz konkret um das Ziel, die für die mittelfristige
       Zukunft enorm wichtige Qualifikation für die reformierte und wirtschaftlich
       viel lukrativere Champions League der kommenden Saison zu schaffen. Und
       Terzić hat eine ganze Reihe von Entscheidungen getroffen, die nicht ideal
       gewesen sind.
       
       ## Merkwürdige Entscheidungen
       
       Eine kleine Auswahl: Er machte Emre Can zum Kapitän, der mit der Bürde
       dieser Rolle wochenlang seiner Form hinterherlief. Er verhinderte die von
       der sportlichen Leitung beinahe schon finalisierte Verpflichtung des
       mexikanischen Mittelffeldspielers Edson Alvaraz, der dieser Mannschaft sehr
       wahrscheinlich mehr geholfen hätte, als der ständig verletzte und unter den
       Fans aufgrund homophober Äußerungen umstrittene Felix Nmecha.
       
       Er probierte in den Duellen in Leverkusen und [1][im DFB-Pokal beim VfB
       Stuttgart] Defensivtaktiken aus, mit denen das Team sich unwohl fühlte, wie
       die Spieler anschließend berichteten. Er hat sich grundlegend getäuscht,
       mit der Einschätzung, dass das Erlebnis der verspielten Meisterschaft aus
       dem Mai das Team stärken würde. Und ganz aktuell: Am Dienstagabend im Spiel
       gegen Mainz führte jede Auswechselung zu einer Schwächung des Teams, statt
       neue Impulse zu liefern.
       
       Wobei es falsch wäre, die Verantwortung für die mickrige Ausbeute von
       sieben der 24 möglichen Punkte aus den jüngsten acht Bundesligapartien nur
       bei Edin Terzić zu suchen: Auf allen Ebenen könnte besser gearbeitet
       werden: auf dem Transfermarkt, in der fußballerischen Facharbeit im
       Trainingsalltag, in der Mannschaftsführung, im Entwickeln einer Haltung für
       den Bundesligaalltag.
       
       Und in der Außendarstellung. Klubchef Hans-Joachim Watzke hat nicht nur
       Menschen mit populistischen Äußerungen zur Kinderfußball-Reform des
       Deutschen Fußball-Bundes vor den Kopf gestoßen, sondern die vielen
       schwachen Auftritte der Mannschaft im November als Erfindung kritischer
       Beobachter abgetan. Dabei war längst sichtbar, dass etwas nicht stimmt beim
       BVB, der sich [2][in der Champions League] erstaunlicherweise von einer
       ganz anderen Seite zeigte.
       
       Schlüssige Gründe für die sportlichen Probleme und [3][die absurd wirkenden
       Leistungsschwankungen] kann aber niemand nennen. Auf die Frage nach den
       Themen, die im winterlichen Aufarbeitungsgespräch mit Watzke und Kehl im
       Mittelpunkt stehen werden, antwortete Terzić jedenfalls ausweichend: „Wir
       haben eine Menge Themen.
       
       Das sind Themen, die sich leider wiederholen. Das sind Themen, die wir im
       letzten Sommer besprochen haben, im letzten Winter besprochen haben und die
       uns schon sehr lange begleiten.“ Viele Fans waren am Dienstagabend so
       frustriert über diesen Zustand der Stagnation, dass sie nach dem
       Schlusspfiff wütend pfiffen. Aber es gab auch Applaus, denn erlebnisreich
       ist das Jahr 2023 wahrlich gewesen für Borussia Dortmund.
       
       20 Dec 2023
       
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