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       # taz.de -- Niger nach dem Putsch: Zahnlose Staatengemeinschaft Ecowas
       
       > Die Staatengemeinschaft Ecowas agiert in Niger zurückhaltend gegenüber
       > den Putschisten. Gegen Militärregierungen zeigt sie sich wieder einmal
       > machtlos.
       
   IMG Bild: Anhänger des abgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum versammeln sich im Juli in Niamey
       
       Viereinhalb Monate [1][nach dem Staatsstreich in Niger], bei dem der
       gewählte Präsident Mohamed Bazoum abgesetzt wurde, versucht es die
       Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas nun mit Zuckerbrot und
       Peitsche. Die Sanktionen gegen die Junta um General Abdourahamane Tiani
       sollen zwar aufrechterhalten werden. Gleichzeitig gibt sich die
       Regionalorganisation gesprächsbereit, wenn nur Ex-Präsident Bazoum endlich
       von den Putschisten freigelassen wird.
       
       Was sich im ersten Moment nach einem Lösungsweg aus der Krise anhört,
       zeigt, dass die [2][Ecowas auch bei dem sechsten Putsch in weniger als drei
       Jahren gescheitert ist]. Dieses Mal hat es vor allem ihr Vorsitzender,
       Nigerias Präsident Bola Tinubu, mit einer neuen Drohkulisse versucht. Dabei
       galt eine militärische Intervention von Anfang an als sehr unwahrscheinlich
       und von den meisten Mitgliedstaaten auch gar nicht gewollt.
       
       Auch die Ankündigung, vorerst weiter auf Sanktionen – dazu gehören
       beispielsweise Grenzschließungen zu den Nachbarn Nigeria und Benin – zu
       bestehen, wird nicht zu einem Einlenken führen. In Niger wird es sich
       stattdessen so verhalten wie in Mali, Burkina Faso und Guinea:
       Übergangsregierungen, an deren Spitzen Militärs stehen, etablieren sich und
       finden Gefallen an der Macht. Zeitpläne, die die Rückkehr zur
       Zivilregierung zum Ziel haben, werden verschoben.
       
       Wirklich betroffen ist die Bevölkerung. Seit Wochen werden in Niger Vorräte
       in Krankenhäusern knapp. Die Stromversorgung funktioniert immer schlechter,
       Nahrungsmittelpreise steigen. Auch verbessert sich der Kampf gegen
       Terrorgruppen – mit der miserablen Sicherheitslage sind im Sahel bisher
       alle Staatsstreiche begründet worden – nicht, im Gegenteil. Damit es nicht
       zu noch mehr Staatsstreichen kommt, müssen sich stattdessen Strukturen
       grundlegend ändern: Teilhabe, eine sozial durchlässigere Gesellschaft,
       Vertrauen in Politiker:innen, die Einhaltung von Grundrechten gehören
       ebenso dazu wie eine Bestandsaufnahme der Armeestrukturen. Gelingt das
       nicht, werden in Westafrika weitere Putsche folgen.
       
       12 Dec 2023
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Katrin Gänsler
       
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