# taz.de -- Studie zur Ökobilanz: E-Autos überholen auf langer Strecke
> Ihre Batterien gelten als Klimakiller. Trotzdem sind Elektroautos
> langfristig besser fürs Klima als Verbrenner, zeigt eine neue Studie.
IMG Bild: Ohne Stecker geht nichts
Berlin taz | E-Autos und auch Plug-in-Hybride sind im Langzeittest deutlich
klimafreundlicher als Verbrenner. Das hat der Verband der Ingenieure (VDI)
zusammen mit dem Karlsruhe Institute of Technology (KIT) [1][in einer
Studie errechnet]. Ab 90.000 gefahrenen Kilometern hat ein Elektroauto der
Kompaktklasse demnach eine bessere Ökobilanz als ein Diesel oder Benziner
der selben Fahrzeugklasse.
Noch ökologischer sind batteriebetriebene Fahrzeuge laut dem VDI, wenn sie
mit Strom aus erneuerbaren Energien beladen werden und wenn schon in die
Produktion der Batterie vor allem Ökostrom fließt.
Die Forscher:innen haben die Treibhausgasemissionen von
Kompaktklassefahrzeugen mit verschiedenen Antriebsarten verglichen. Dabei
sind die Emissionen, die sowohl bei der Herstellung als auch beim Fahren
der Autos entstehen, in die Rechnung des VDI eingeflossen.
„Bekanntlich hängt bei Autos die genaue Ökobilanz von zahlreichen Faktoren
ab“, sagte Joachim Damasky, Vorsitzender der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und
Verkehrstechnik. Die Batterien der E-Autos würden noch fast ausschließlich
in Asien produziert, wo wenig erneuerbare Energien in die
Herstellungsprozesse fließen. Deshalb schleppten batterieelektrische
Fahrzeuge meist schon vor ihrer Zulassung einen „ökologischen Rucksack“
voller Emissionen aus der Produktion mit sich.
## VDI befürwortet E-Fuels
Wenn man davon ausgeht, dass die Autos 200.000 Kilometer zurücklegen,
schneiden E-Autos laut VDI mit 24,2 Tonnen CO₂ im Gesamtzeitraum aber am
besten ab. Mit 24,8 Tonnen folgen Plug-in-Hybride, Diesel kommen auf 33 und
Benziner auf 37 Tonnen CO₂. Dass Elektrofahrzeuge ab 90.000 gefahrenen
Kilometern klimafreundlicher sind als fossil betriebene Pkw, ist im
Vergleich zu anderen Studien ein recht hoher Wert: So kam der ADAC in einer
Studie aus dem vergangenen Jahr auf 45.000 bis 60.000 Kilometer.
Der VDI leitet aus seiner Studie sieben Handlungsempfehlungen für die
Politik, die Autoindustrie und Privatpersonen ab: Für eine klimafreundliche
E-Mobilität brauche es mehr erneuerbare Energien für die Produktion der
Fahrzeuge, der Batterien und die Ladung. Außerdem seien mehr kleine
E-Fahrzeuge und eine stärkere Förderung des Batterierecyclings wichtig.
Besitzer:innen von Plug-in-Hybriden sollten diese vor allem elektrisch
laden. Und der VDI spricht sich für eine [2][Förderung der E-Fuels für
bereits zugelassene Fahrzeuge] aus. Ein E-Fuel-Verbot für Pkw schränke die
„Technologieoffenheit“ ein, sagte VDI-Präsident Lutz Eckstein bei der
Vorstellung der Studie.
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) will Verbrenner, die nur mit E-Fuels
betankt werden, auch nach 2035 noch neu zulassen. Vergangene Woche
berichtete etwa das Handelsblatt von einer Annäherung an die Europäische
Kommission: Demnach muss der CO₂-Ausstoß von E-Fuels über die gesamte
Lieferkette 100 Prozent niedriger sein als der Ausstoß fossiler
Kraftstoffe.
„E-Fuels sind sehr teuer und nur in geringen Mengen verfügbar“, sagt
dagegen Jonas Becker von der Klima-Allianz Deutschland. „Daher ist es nicht
sinnvoll, sie in Pkw einzusetzen.“ Plug-in-Hybride sieht Becker ebenfalls
kritischer als der VDI: In der Realität würden sie zu etwa 80 Prozent als
Verbrenner genutzt, „deshalb fordern wir eine Abschaffung der
Besserstellung von Hybridfahrzeugen in der Dienstwagenbesteuerung.“
Becker vermisst in den Empfehlungen des VDI eine Reform der
Dienstwagenbesteuerung. Außerdem dürfe sich die Verkehrswende nicht auf
eine reine Antriebswende beschränken – vor allem, wenn sich alle Menschen
[3][klimafreundliche Mobilität] leisten können sollen.
11 Dec 2023
## LINKS
DIR [1] https://www.vdi.de/ueber-uns/presse/publikationen/details/vdi-oekobilanz-studie-zu-verschiedenen-antriebssystemen
DIR [2] /Steuerverguenstigungen-fuer-E-Fuels/!5957680
DIR [3] /Vor-der-COP28/!5963706
## AUTOREN
DIR Nanja Boenisch
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