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       # taz.de -- Rekordstand beim DAX: Geld sucht Rendite
       
       > Der DAX hat einen neuen Rekordstand erreicht – trotz der schwächelnden
       > deutschen Wirtschaft. Die Perspektive der Börsianer ist anders.
       
   IMG Bild: Handelssaal der Börse in Frankfurt
       
       Zum Teil ist es einfach nur eine sich selbst bestätigende Prophezeiung: Die
       Anleger erwarten, dass es an den Börsen im Dezember eine „Jahresendrallye“
       gibt – und also steigen die Kurse im Advent deutlich. Denn wenn viele
       Investoren Aktien kaufen, werden sie automatisch teurer. Auch in diesem
       Jahr hat der Weihnachtsmann die [1][Hoffnungen der Spekulanten] erfüllt:
       Der deutsche Aktienindex DAX hat am Donnerstag die magische Grenze von
       17.000 Punkten übersprungen und damit einen neuen Allzeithöchstwert
       erreicht.
       
       Aber nicht nur das nahende Jahresende animiert die Börsianer, auf
       Einkaufstour zu gehen. Sie hoffen, dass die Zentralbanken im nächsten Jahr
       die Zinsen wieder senken, weil die Inflationsraten bereits zurückgehen. Und
       sobald die Zinsen fallen, wirken die Aktiendividenden umso attraktiver –
       was die Kurse der Papiere weiter treiben dürfte. Als vielversprechend wird
       gewertet, dass die EZB am Donnerstag darauf verzichtet hat, die Kredite
       weiter zu verteuern.
       
       Allerdings könnte es gut sein, dass die Spekulanten derzeit zu optimistisch
       sind. Zumindest in Deutschland sind die Konjunkturaussichten nicht rosig,
       auch weil die Ampel [2][unbedingt die Schuldenbremse einhalten will]. Der
       Staat fällt damit als Investor weitgehend aus, obwohl er eigentlich
       dringend gebraucht würde, weil die private Wirtschaft schwächelt und
       darunter leidet, dass die Zinsen noch hoch sind.
       
       Auf den ersten Blick wirkt es daher etwas bizarr, dass der DAX neue Rekorde
       feiert, während die deutsche Wirtschaft bestenfalls stagniert. Aber die
       [3][Optik der Börsianer] ist anders: Deutschland ist für sie nur ein
       kleiner Fleck auf der Landkarte. Sie hoffen auf das Wachstum der
       Weltwirtschaft – von dem dann auch die DAX-Konzerne profitieren sollen,
       weil sie global aufgestellt sind.
       
       Doch egal, welche Erklärungen man bemüht, letztlich ist die Logik simpel:
       Es gibt sehr viel Geld auf dieser Welt, das dringend nach Renditen sucht.
       Also fließt es, unter anderem, in den DAX. Der Index steigt, weil er
       steigen muss.
       
       15 Dec 2023
       
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