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       # taz.de -- Machtwechsel in Argentinien: Javier Milei und seine Klonhunde
       
       > Am Sonntag wechselt in Argentinien nicht nur der Staatschef. Auf
       > Präsidentenhund Dylan folgen vier nach Neoliberalen benannte und geklonte
       > Mastiffs.
       
   IMG Bild: Hund im Gepäck: Milei-Anhänger während des Wahlkampfs am 05.11.2023 in Buenos Aires
       
       „Dylan ist schon ausgezogen“, sagt das Frauchen, während ihr Pudel an den
       Baum pinkelt. Die Straßen der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires sind
       gut von Bäumen gesäumt, zur Freude der Hunde. „Dylan ist der Collie von
       Präsident Alberto Fernández, benannt nach Bob Dylan“, fügt sie ungefragt
       hinzu, während meine Hündin Pinky am Hintern des Pudels schnüffelt.
       
       Derzeit vergeht kaum ein Gassigehen, ohne dass nicht kurz über den Auszug
       von Dylan und den Einzug der vier Hunde des [1][zukünftigen Amtsinhabers]
       aus und in die Präsidentenresidenz gesprochen wird. Denn, wenn am Sonntag
       der scheidende Präsident Alberto Fernández Schärpe und Stab an den
       gewählten Nachfolger Javier Milei übergibt, dann findet auch ein
       Wachwechsel an der Hundehütte in der Präsidentenresidenz im Vorort Olivos
       statt.
       
       „Dylan ist ein Freund, ich liebe ihn sehr, und es stimmt: Wenn er mir in
       die Augen schaut, übermittelt er mir etwas, aber ich spreche nicht mit
       meinem Hund“, hatte Präsident Alberto Fernández einmal gesagt. Genau das
       hätte er vielleicht einmal tun sollen. Denn Dylan wurde vielen erst richtig
       bekannt, als er auf den Fotos einer illegalen Geburtstagsfeier der
       damaligen First Lady Fabiola Yáñez auftauchte.
       
       Während ihr Mann, Präsident Alberto Fernández, wegen der Pandemie eine
       strenge Quarantäne mit verschärfter Ausgangssperre über das ganze Land
       verhängte, feierten sie in der Präsidentenresidenz mit geladenen Gästen
       fröhlich Geburtstag. Dylan muss da schon etwas geahnt haben. Auf den Fotos,
       die später an die Öffentlichkeit gelangten, sieht er alles andere als
       fröhlich aus. Sein Herrchen erlebte einen Vertrauensverlust und einen
       Absturz seiner Beliebtheitswerte, von dem er sich nie wieder erholte.
       
       ## Milton Friedman, Murray Rothbard und Robert Lucas – wau!
       
       Auch deshalb muss Dylan am Sonntag seinen Napf an Murray, Milton, Robert
       und Lucas übergeben, die englischen Mastiffs von Javier Milei. „Die sind
       alle geklont“, sagt das Frauchen vom Pudel. „Der Name ihres Vaters war
       Conan, wie der Barbar“, weiß sie. Hoffentlich sei das kein böses Omen, sagt
       sie, zieht ihren Pudel weg und geht mit einem „Ich habe ihn nicht
       gewählt“-Seufzer davon.
       
       „Ich möchte mich bei meinen vierbeinigen Kindern bedanken“, sagte Milei
       nach dem Sieg bei den Vorwahlen vor seiner jubelnden Anhängerschaft.
       Passend zu seinen liberal-libertären Ansichten sind die vier benannt nach
       den neoliberalen und marktradikalen Ökonomen Milton Friedman, Murray
       Rothbard und Robert Lucas. „Ich behandle sie, als ob sie meine Familie
       wären. Was ist schon dabei, dass ich so viel Zuneigung für meine Hunde
       empfinde“, raunzte er, als er einmal zu heftig nach dem innigen Verhältnis
       zu seinen Hunden gefragt wurde.
       
       Milei redet denn auch mit seinen Hunden. „Hör zu, Conan, die Situation ist
       kompliziert, entweder wir retten uns beide oder wir sterben beide. Ich
       werde dich nicht verlassen“, hatte Milei vor Jahren zu dem Mastiff gesagt.
       „Als Conan 2017 starb, kontaktierte uns Milei per E-Mail“, erzählte Ron
       Gillespie dem [2][Buenos Aires Herald]. Gillespie ist Eigentümer eines auf
       Klonen spezialisierten Instituts im US-Bundesstaat Massachusetts. „Wir
       gaben ihm Anweisungen, wie er die Zellen sammeln und sie uns per FedEx
       schicken sollte, wie er den Papierkram erledigen sollte, damit das Gewebe
       durch den Zoll kommt, und wie er es kühl halten sollte“, sagt Gillespie.
       Rund 50.000 Dollar habe Milei dafür bezahlt. Conans genetisches Material
       sei noch da, wenn Milei mehr Klone wolle, sei das überhaupt kein Problem.
       
       Pinky tollt jetzt mit dem jungen Boxer aus der Parallelstraße herum. „Sein
       Hundefutter kostet schon ein Drittel mehr“, sagt das Boxer-Herrchen. Das
       komme davon, wenn man geklonte Neoliberale in die Präsidentenresidenz
       einziehen lässt, lacht er. Ja, er habe Milei gewählt und der habe ja auch
       gesagt, dass die hohe [3][Inflation] noch zwei Jahre andauern werde. Ob ich
       auch Milei gewählt hätte? Als Ausländer dürfe ich nicht wählen, antworte
       ich, während Pinky zum Weitergehen drängt.
       
       9 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Praesidentschaftswahlen-in-Argentinien/!5974531
   DIR [2] https://buenosairesherald.com/society/this-is-how-javier-milei-cloned-his-dog-according-to-the-cloner
   DIR [3] /Nach-Milei-Wahl-in-Argentinien/!5972509
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Vogt
       
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