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       # taz.de -- Planetare Grenzen: Oberflächenwasser braucht Schutz
       
       > Weltweit entnehmen Menschen Wasser aus Flussgebieten. Eine neue Studie
       > zeigt, wie und wo die Ressource oft übernutzt wird, mit langfristigen
       > Folgen.
       
   IMG Bild: Wieviel Wasser darf entnommen werden? Mosel im Winter
       
       Die Erde setzt menschlichem Handeln eigentlich Grenzen. Oberflächenwasser
       kann zum Beispiel nur in einer endlichen Menge entnommen werden, ohne dem
       Ökosystem nachhaltig zu schaden. Unter der Leitung von australischen
       Wissenschaftler*innen hat [1][eine Studie in der Fachzeitschrift
       Nature Sustainability] deshalb untersucht, in welchen Flussgebieten die
       planetaren Grenzen für Oberflächenwasser bereits überschritten sind.
       
       Die Forschungsdisziplin, die sich mit den Grenzen der Gewässer befasst,
       nennt sich „flow ecology“, übersetzt Fließ-Ökologie. Ihre Expert*innen
       gehen davon aus, dass Menschen innerhalb eines Flussgebietes, wie dem
       Einzugsgebiet des Rheins, 20 Prozent der natürlichen Wasserläufe verändern
       dürfen, damit im Flussgebiet alles ungefähr so bleibt, wie es war. Die
       restlichen 80 Prozent dürfen nicht angefasst werden.
       
       Die Forscher*innen haben in der Studie deswegen untersucht, [2][in
       welchen Flussgebieten die Menschen derzeit Oberflächenwasser stärker
       nutzen], als das regionale System auf längere Zeit verkraften kann. Dafür
       kombinieren sie bereits entwickelte Modelle und Daten für die Jahre 2000
       bis 2020. Auf deren Grundlage schätzen die Forscher*innen, wie viel Wasser
       Menschen für Hygiene, Lebensmittel und Energie entnehmen und wie viel
       Oberflächen- und Grundwasser in den verschiedenen Flussgebieten verfügbar
       ist.
       
       ## Ein Drittel der Weltbevölkerung ist betroffen
       
       Je nachdem, ob Menschen einer Region genug Oberflächenwasser haben, ihr
       Grundwasser sich zuverlässig auffüllt oder sie Oberflächenwasser
       verschwenden, haben die Forscher*innen sie in Gruppen aufgeteilt. Die
       Wissenschaftler*innen fanden heraus, dass 2,8 Milliarden Menschen,
       also knapp ein Drittel der Weltbevölkerung, in Regionen mit zu wenig Wasser
       leben. Deshalb zapfen die Menschen an diesen Orten das Grundwasser an oder
       importieren es aufwändig.
       
       Die Studie bietet eine Orientierung dafür, wie Menschen nachhaltiger mit
       den planetaren Grenzen des Wassers umgehen können. Dort, wo aktuell sowohl
       die planetaren Grenzen des Oberflächen- als auch des Grundwassers
       überschritten werden, um die [3][Wasserbedürfnisse der Menschen] zu
       stillen, muss die lokale Bevölkerung ihren Wasserverbrauch reduzieren. Zum
       Beispiel, indem sie weniger wasserintensive Getreidesorten anbaut oder in
       die Wartung von Wasserrohren investiert, damit weniger Wasser durch Lecks
       verloren geht. In vielen betroffenen Gebieten bräuchte es auch bessere
       Anlagen zur Aufbereitung von Wasser.
       
       Diese Maßnahmen zum Wassersparen sind häufig mit Einschränkungen und Kosten
       für Bäuer*innen, Firmen und Privatpersonen verbunden und daher nicht
       unbedingt beliebt. Sie sind für eine nachhaltige Wassernutzung allerdings
       nötig, auch das zeigt die Studie. Die Autor*innen sehen beispielsweise
       in den Flussgebieten in Nordamerika besonderen Bedarf, die Wasservorräte zu
       schützen.
       
       9 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.nature.com/articles/s41893-023-01247-w
   DIR [2] /Wasserkraft-in-Bosnien/!5942738
   DIR [3] /Wasserknappheit-in-Istanbul/!5953170
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Waack
       
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