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       # taz.de -- Haushaltsdebatte im Bundestag: Scholz erklärt seine Regierung
       
       > Der Kanzler gibt am Vormittag eine Regierungserklärung im Bundestag
       > (Livestream ab 10 Uhr). Union droht mit weiterer Klage. Grüne für Reform
       > der Schuldenbremse.
       
   IMG Bild: Der Nachdenker? Olaf Scholz bei einer Sitzung im Bundestag
       
       Berlin dpa/afp/rtr/taz | Vor der Regierungserklärung im Bundestag haben
       Unionspolitiker Führung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der
       Haushaltskrise verlangt. Der Kanzler müsse darlegen, wie er die Haushalte
       2023 und 2024 auf solide Füße stellen wolle, sagte Unionsfraktionsvize Jens
       Spahn der Rheinischen Post. Scholz will am Vormittag (10.00 Uhr) im
       Bundestag über die Etatkrise der Ampel-Regierung sprechen. Im Anschluss an
       seine Regierungserklärung ist eine zweistündige Debatte geplant. Es ist zu
       erwarten, dass die Opposition die Regierung wegen des verfassungswidrigen
       Schuldenmanövers scharf angreifen wird.
       
       Das Bundesverfassungsgericht hatte die Umwidmung von 60 Milliarden Euro im
       Haushalt 2021 für nichtig erklärt. Das Geld war als Corona-Kredit bewilligt
       worden, sollte aber nachträglich für den Klimaschutz und die Modernisierung
       der Wirtschaft eingesetzt werden. Nun steht es nicht mehr zur Verfügung.
       Zugleich entschieden die Richter, der Staat dürfe sich Notlagenkredite
       nicht für spätere Jahre auf Vorrat zurücklegen. Weil der Bund das aber
       gemacht hat, sollen für das laufende Jahr nun nachträglich Kredite über
       fast 45 Milliarden Euro genehmigt werden.
       
       Die Opposition hatte Scholz gedrängt, sich zu den Folgen des Urteils im
       Bundestag oder mit einer Fernsehansprache zu äußern. Am Freitag hatte der
       Kanzler dann eine Videobotschaft veröffentlicht. Darin sicherte er den
       Bürgern schnelle Entscheidungen über das weitere Vorgehen zu und betonte,
       staatliche Hilfen in besonderen Notlagen seien weiter möglich. Allerdings
       gebe es jetzt klare Vorgaben dafür.
       
       Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst monierte, die Ampel
       habe es in zwei Jahren geschafft, den Ruf Deutschlands als Stabilitätsanker
       zu ruinieren. Der Kanzler habe es selbst in der Hand, das Ruder
       herumzureißen – „mit Ehrlichkeit statt immerwährenden Tricksereien“, sagte
       er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Sachsens Regierungschef
       Michael Kretschmer (beide CDU) sagte dem Tagesspiegel, es gehe darum, eine
       Staatskrise zu verhindern.
       
       ## Union will Nachtragshaushalt prüfen
       
       Das Kabinett hatte am Montag einen Nachtragshaushalt für das laufende Jahr
       auf den Weg gebracht und damit auch erste Schritte für die Aussetzung der
       Schuldenbremse im Bundestag. Unionsfraktionschef Friedrich Merz kündigte am
       Montag eine genaue Prüfung des Nachtragshaushalts an. Erst anschließend
       werde die Fraktion entscheiden, ob sie dagegen vor dem Verfassungsgericht
       klagen werde, sagte Merz, der auch CDU-Vorsitzender ist. Mit der von der
       Ampel geplanten Konstruktion scheine es aber einen Weg zu geben, den
       Nachtragshaushalt verfassungskonform auszugestalten.
       
       „Das heißt nicht, dass wir dem Haushalt zustimmen. Das sehe ich nicht“,
       betonte Merz und ergänzte: „Aber die Frage, ob wir dagegen klagen, sehe ich
       im Augenblick auch nicht gestellt.“ Für den Haushalt 2024, der von der
       Ampel noch überarbeitet werden muss, sei dagegen alles offen. „Wenn die
       Bundesregierung der Meinung ist, dass sie auch für 2024 eine
       außergewöhnliche Notlage feststellen lassen sollte, dann sehe ich dies
       nicht als verfassungskonform an, jedenfalls aus heutiger Sicht.“ Dann werde
       die Union dagegen gegebenenfalls wieder vorgehen.
       
       ## Lindner erwartet harte Verhandlungen über Etat 2024
       
       Finanzminister Christian Lindner bereitete die Ampel-Fraktionen im
       Bundestag bereits auf harte Verhandlungen über den Haushalt für das
       kommende Jahr vor. „Für die endgültige Aufstellung des Bundeshaushalts 2024
       werden noch erhebliche Kraftanstrengungen erforderlich sein“, schreibt der
       FDP-Politiker in einem Brief an die Fraktionen von SPD, Grünen und FDP, der
       der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. „Wir werden intensive Diskussionen
       führen müssen, die nicht immer einfach sein werden.“
       
       FDP-Fraktionschef Christian Dürr schwor die Bürgerinnen und Bürger derweil
       auf einen Sparkurs in den nächsten Jahren ein. „Wir werden weit über diese
       Wahlperiode hinaus maßhalten müssen“, sagte er dem Stern. Er bekräftigte
       auch in den ARD-“Tagesthemen“, dass die FDP zur Schuldenbremse stehe.
       
       ## Grüne für Reform der Schuldenbremse
       
       Die Grünen wollen die Schuldenbremse reformieren und dafür die CDU mit ins
       Boot holen. „Wir wollen die Schuldenbremse modernisieren“, sagte die
       Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Grünen, Katharina Dröge, am Dienstag
       im ZDF. Würde man jetzt nicht in Infrastruktur investieren, hinterließe man
       der nächsten Generation auch Schulden, dann in Form von kaputten Brücken,
       maroden Schulen, langsamem Internet oder einer eskalierenden Klimakrise.
       „Es gibt jetzt viele Ministerpräsidenten der Union, die signalisiert haben,
       dass sie sich solch eine Reform vorstellen können, und dann sollten wir
       miteinander darüber sprechen, ob wir hier nicht zu einer Lösung kommen
       können.“
       
       28 Nov 2023
       
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