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       # taz.de -- Streikende Erzieher:innen bei Verdi: „Kita-Kleber“ wollen mehr Lohn
       
       > Erzieher:innen bei Verdi haben in Berlin eine „Mahnwache gegen den
       > Kita-Notstand“ abgehalten. Der nächste Warnstreik steht bevor.
       
   IMG Bild: An Berliner Kitas wie dieser gibt es nicht genug Plätze zur Kinderbetreuung
       
       Berlin taz | Den Filterkaffee und die Wurst- und Käsestullen haben sich die
       Kita-Mitarbeiter:innen auf jeden Fall verdient: Nach ihrer
       Streikdemonstration durch Mitte am Donnerstagvormittag kommen die
       Verdi-Mitglieder im sechsten Stock des Gewerkschaftsgebäudes unweit des
       Ostbahnhofs zur Nachbesprechung zusammen. Zuvor hatten sie bereits eine
       „Mahnwache gegen den Kita-Notstand“ abgehalten.
       
       Wer bei Mahnwache an stilles Innehalten denkt, liegt allerdings falsch.
       Nach ihrem Protest vor dem Bundeskanzleramt um 8 Uhr morgens marschierte
       die Gruppe zu vier verschiedenen Ministerien. Im Gepäck hatten sie Briefe,
       adressiert an die Bundesministerien für Bildung, für Familie und Jugend
       sowie für Arbeit und Soziales und für Finanzen.
       
       Darin hatten die Streikenden ihre [1][Forderungen aufgeschrieben]:
       Lohnerhöhungen von 10,5 Prozent, mindestens 500 Euro; 200 Euro mehr für
       Auszubildende und 300 Euro Stadtstaatenzulage. Doch ebenso wie das Wetter
       war auch der Empfang in den Ministerien eher frostig. „Keiner wollte unsere
       Briefe annehmen“, sagt eine Teilnehmerin enttäuscht. „Wir waren überall
       angemeldet, die wussten, dass wir kommen“, ergänzt eine andere. Mit etwas
       Beharrlichkeit seien sie ihre Post am Ende trotzdem überall losgeworden.
       
       „Wir wollen endlich gehört werden“, sagt Sabine Lehmann, die als Erzieherin
       mit dem Schwerpunkt Integration in einer Lichtenberger Kita arbeitet. Sie
       wünscht sich, dass ihr Beruf endlich anerkannt und gewürdigt wird.
       
       ## Tausende fehlende Kita-Plätze
       
       Die Erzieher:innen haben allen Grund zur Wut: Wie aus einer am Dienstag
       veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung hervorgeht, mangelt es in
       Berlin und Brandenburg an zehntausenden Kitaplätzen. Rund 20.000 Plätze
       fehlen in der Hauptstadt, in Brandenburg sind es 6.000. Familien müssen
       daher lange warten, bis sie einen Betreuungsplatz ergattern. Sind die
       Sprösslinge dann untergebracht, [2][hapert es wegen des Fachkräftemangels
       oft an einer kindgerechten Betreuung].
       
       Besonders der Nachwuchs lässt sich immer weniger von dem Beruf überzeugen,
       sagt Sabine Lehmann: „Viele Praktikanten geben auf, viele Erzieher wechseln
       ihren Beruf.“ Manche würden auch nach Brandenburg gehen, [3][wo die
       Bezahlung besser sei]. In ihrer Kita in Lichtenberg ist sie mit besonderen
       Problemen konfrontiert. „Wir haben viele Kinder mit Migrationshintergrund“,
       erzählt sie. „Wir nehmen selbstverständlich alle auf, aber wir kommen an
       unsere Grenzen.“ Besonders die Sprachbarriere und die Verständigung mit den
       Eltern seien schwierig.
       
       Auf der Nachbesprechung zeigen sich die Erzieher:innen zufrieden – und
       blicken schon auf den nächsten Streik. Für den 6. und 7. Dezember rufen
       Verdi, GEW und die Gewerkschaft der Polizei zu einem zweitägigen Warnstreik
       auf. Mit einem Augenzwinkern überlegen sich die Streikenden am Donnerstag
       bereits neue Protestformen für mehr Aufmerksamkeit – es fällt das
       Schlagwort „Kita-Kleber“. Aber kitagerecht mit Pritt-Klebestift.
       
       1 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Leon Holly
       
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