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       # taz.de -- Deutsche Meisterschaften im Eiskunstlauf: Ein Viertel fehlt noch
       
       > Bei den nationalen Titelkämpfen wird das Paar Hase/Volodin gefeiert, die
       > beiden gehören zur Weltspitze. Erfolg hänge auch immer von der Tagesform
       > ab.
       
   IMG Bild: Heimsieg: Kai Jagoda läuft in Berlin zum Meistertitel
       
       Berlin taz | Als sich Kai Jagoda, der neue deutsche Meister im
       Eiskunstlauf, nach seiner Kür vor dem Publikum verbeugte, war das mehr als
       eine einstudierte Geste. Emotionen lagen in der Luft. Das Publikum im
       Berliner Wellblechpalast hatte den 23-jährigen Berliner mit rhythmischem
       Klatschen durchs Programm getragen. „Es war die beste Kür, die ich je in
       meinem Leben gelaufen bin“, sagt Jagoda.
       
       Mit dem dreifachen Axel – bei internationalen Spitzenläufern längst
       Standard, bei deutschen Läufern aber öfter ein Problem. Am vierfachen
       Toeloop, der international auch Standard wäre, arbeitet Jagoda erst, sagte
       er in der anschließenden Pressekonferenz. „Aber da fehlt noch eine
       Vierteldrehung.“
       
       Mit seinem Sportpsychologen hätte sich der Berliner, der seit zwei Jahren
       in Oberstdorf bei Meistermacher Michael Huth trainiert, genau auf diesen
       Wettkampf fokussiert. Er lief in der Halle, in der er im Alter von drei
       Jahren die ersten Schritte auf dem Eis machte. „Und jetzt bin ich hier
       deutscher Meister geworden“, freut sich der Sportler.
       
       Seine ganze Familie war gekommen, seine Oberstdorfer Trainingsgruppe und
       viele Berliner Fans. Dennoch wurde Kai Jagoda nicht für die
       Europameisterschaften nominiert. Denn sein Kontrahent Nikita Starostin aus
       Dortmund hatte bei internationalen Wettbewerben in dieser Saison mehr
       Punkte gesammelt und Jagoda konnte bei den Titelkämpfen den Abstand nicht
       aufholen.
       
       ## Zu viele Fehler
       
       Starostin ist ein Showman, der normalerweise bei Wettkämpfen mit
       hervorragend choreografierten Programmen mit dem Publikum spielt. In Berlin
       gelang ihm das nicht. Zu viele Stürze und Fehler hatten sich in die
       Vorträge des Titelverteidigers eingeschlichen. „Wir haben zwei in etwa
       gleich starke Läufer bei den Herren“, sagt Claudia Pfeifer, Sportdirektorin
       der Deutschen Eislauf-Union.
       
       Wenn sie davon spricht, dass Starostin bei den Europameisterschaften in die
       Top Ten läuft, um für das nächste Jahr einen zweiten Startplatz zu holen,
       spielt da Wunschdenken mit. Im letzten Jahr war Starostin 15, und er müsste
       schon über sich hinauswachsen bei den kontinentalen Titelkämpfen im
       litauischen Kaunas, wenn er den zweiten Startplatz holen will.
       
       Ganz andere Probleme hat die DEU im Paarlaufen: Hier stünden ihr sogar drei
       Startplätze zu, aber sie hat nur zwei Paare, die sie nominieren kann.
       Darunter ist mit den neuen deutschen Meistern und Gewinnern des
       Grand-Prix-Finales der sechs weltbesten Paare [1][Minerva Hase/Nikita
       Volodin] allerdings eine große Medaillenhoffnung.
       
       ## Europäische Ambitionen
       
       „Wir haben bewiesen, dass wir vorn mitlaufen können, und wollen auf jeden
       Fall einen Podiumsplatz“, sagte die 24-jährige Berlinerin Hase. „Und wer um
       Medaillen mitläuft, läuft auch um Gold. Wer da das Rennen macht, hängt von
       der Tagesform ab.“ Die internationale Konkurrenz in Kaunas kommt aus
       Italien und Georgien.
       
       [2][Bei den Titelkämpfen in Berlin] war das neu zusammengestellte Duo
       Publikumsliebling. Ihre fehlerfrei vorgetragenen Programme hatten sie
       leicht abgespeckt, denn Minerva Hase konnte im Vorfeld wegen einer
       Infektion nicht trainieren. Den Auftritt abzusagen kam nicht infrage. „Es
       war mir eine Herzensangelegenheit, hier in Berlin vor Freunden und der
       Familie etwas Gutes zu präsentieren. Deren Unterstützung wollte ich auch
       mal live erleben“, sagte Minerva Hase dazu.
       
       Zur EM werden Hase/Volodin vom Berliner Paar Annika Hocke/Robert Kunkel
       begleitet. Die konnten am Wochenende wegen einer Verletzung nicht
       auftreten. Die neuen deutschen Vizemeister Janne Salatzki/Lukas Röseler
       haben noch nicht das Niveau, um sich internationalen Meisterschaften zu
       stellen.
       
       DEU-Präsident Andreas Wagner zeigte sich zufrieden mit seiner
       Veranstaltung. Die Ränge waren zu mehr als drei Viertel gefüllt. [3][Dem
       klammen Verband] haben die Einnahmen gewiss gutgetan.
       
       17 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Marina Mai
       
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