# taz.de -- Biontech-Impfstoffanlage in Afrika: Wer hilft hier wem?
> Der Mainzer Konzern Biontech baut eine Impfstoffanlage in Ruanda. EU und
> Deutschland sprechen von Teamwork mit Afrika. Doch es bleiben Fragen
> offen.
IMG Bild: Selfie in Kigali: Ursula von der Leyen (M.) mit Uğur Şahin und Özlem Türeci, Vorstandvorsitzende von Biontech
Es klingt zu schön, um wahr zu sein. Rund drei Jahre nach der
bedrohlichsten Coronawelle und Tausenden Toten vor allem in ärmeren Staaten
hat die Welt dazugelernt und will genau dort, wo die Menschen leben, die
sie am meisten brauchen, Impfstoffe produzieren. In einer aufgemotzten
Lagerhalle am Rande der ruandischen Hauptstadt Kigali bauen die
[1][Corona-Impfstoff-Helden] von Biontech eine Anlage, die genau dies
leisten soll – den afrikanischen Markt selbst mit Impfstoffen versorgen.
Sogar [2][gegen die Tropenkrankheit Malaria] bereiten sie derzeit ein
Vakzin vor.
[3][Zu Pandemiezeiten ging der Globale Süden bei den Covid-19-Präparaten
leer aus] – und musste auf Spenden aus dem reichen Norden warten oder
besser gesagt darum betteln. Die Folgen waren ungleich härter als in
wohlhabenderen Ländern. Wer durch Krankheit ausfällt, verdient kein Geld
mehr. Wenn das Gesundheitssystem ohnehin schon unter Druck steht, dann haut
ein unbekannter Virus umso schlimmer rein.
Das Biontech-Vorhaben soll Europa und Afrika näher zusammenbringen, sagt
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Und sie spricht von
Teamwork. Wie auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock. Es sind
hochtrabende Worte, die noch hohl klingen.
Werden die billig produzierten Impfstoffe wirklich dort eingesetzt, wo sie
gebraucht werden? Das Versprechen für Ausbildungsplätze eingelöst? Die
Preise gehalten? Oder sind die EU-Staaten in Wahrheit auf der Suche nach
preiswerten Märkten und Deals zu neuen Migrationsabkommen? Wie kann
sichergestellt werden, dass ein Privatunternehmen nicht nach dem
lukrativsten Wirkstoff auswählt, sondern sich für den entscheidet, der am
meisten Leben rettet? [4][Ruandas Präsident Paul Kagame] nennt die Anlage
die „Demokratisierung“ der Impfstoffproduktion. Das trifft es schon eher.
Die Pandemie hat erneut eindrücklich gezeigt, wie unfair die Verteilung von
Medikamenten weltweit ist. Baerbock, von der Leyen und Co. wollen das nun
ändern. Das wäre nicht nur schön. Sondern würde Leben retten.
19 Dec 2023
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## AUTOREN
DIR Tanja Tricarico
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