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       # taz.de -- Grüne machen Druck: Klimageld soll auf die Agenda
       
       > Grüne Politiker:innen fordern rasch einen Ausgleich für den
       > steigenden CO₂-Preis. Das soll Teil der Haushaltsverhandlungen werden.
       
   IMG Bild: Ran an die Superreichen: Die grüne Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt hat eine Idee, wer das Klimageld finanzieren könnte
       
       Berlin taz | Angesichts der steigenden Belastungen für Bürger:innen
       werden innerhalb der Grünen die Rufe nach der raschen [1][Einführung eines
       Klimageldes] lauter. „Die Grünen müssen das Klimageld zum Gegenstand der
       aktuellen Haushaltsverhandlungen machen“, sagte der grüne
       Europa-Abgeordnete Rasmus Andresen der taz. Der Haushaltspolitiker fordert,
       dass seine Parteifreund:innen im Bundestag die Zustimmung zu Vorhaben
       wie Steuererleichterungen an die Bedingung knüpfen, dass das Klimageld
       noch in dieser Legislaturperiode kommt. Die Ampelspitzen haben erst vor
       Kurzem [2][eine Lösung für die Budgetkrise gefunden], die mit dem
       Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgericht vor mehr als einem Monat
       ausgelöst wurde.
       
       Mit einem Klimageld sollen die Kosten des ökologischen Umbaus von
       Wirtschaft und Gesellschaft sozial gerechter verteilt werden. Die Forderung
       danach bekommt in Deutschland neue Aktualität, weil die Bundesregierung den
       CO2-Preis in den kommenden Jahren stärker erhöht als ursprünglich von ihr
       geplant. Das ist Teil ihrer Lösung der Haushaltskrise. Zum 1. Januar 2024
       steigt der CO2-Preis von jetzt 30 Euro auf 45 Euro, ein Jahr später auf 55
       Euro. Dadurch steigen die Kosten vor allem für Wärmeenergie und Sprit in
       den kommenden Jahren. Die Idee des Klimageldes: Alle Bürger:innen
       bekommen einen festen Betrag. Weil Wohlhabende mehr für Sprit und Wärme
       ausgeben, bleibt bei denen mit weniger Einkommen mehr übrig. In Österreich
       ist es bereits eingeführt. Dort erhalten Bürger:innen zwischen 110 und
       220 Euro im Jahr – je nachdem, wie gut der ÖPNV in der Region ausgebaut
       ist.
       
       Das Klimageld ist im Koalitionsvertrag der Ampelparteien SPD, Grüne und FDP
       vereinbart. Bislang zieht sich die Bundesregierung aber darauf zurück, dass
       es nicht eingeführt werden könne, weil der Staat nicht wisse, wie das Geld
       zu den Bürger:innen kommt. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP)
       will dafür einen „Ausgleichsmechanismus“ entwickeln.
       
       Andresen hält das für vorgeschoben. Er fordert, dass die Ampel zügig einen
       Fahrplan für die Ausgleichszahlung aufstellt. „Es kann nicht sein, dass das
       Klimageld auf die lange Bank geschoben wird, während gleichzeitig
       Belastungen kommen“, sagte er. „Wir brauchen eine Antwort, die sozial
       funktioniert und den Menschen Sicherheit gibt.“ Das sei keine Frage des
       Verbleibs in der Koalition, betonte er. Schließlich gäbe es viele Punkte,
       die die Koalitionspartner wollten. „Es geht darum, Projekte zu koppeln und
       nicht das eine zu machen und das andere nicht.“ Entscheidend sei, dass noch
       in dieser Wahlperiode der Einstieg ins Klimageld komme.
       
       ## Alternative Finanzierungsquelle
       
       Ursprünglich sollten die Mittel aus dem Klima- und Transformationsfonds
       (KTF) kommen, in den die Einnahmen aus dem CO2-Preis fließen. In dessen
       ursprünglichen Wirtschaftsplan, der sich auf die Zeit bis 2027 erstreckte,
       [3][war es allerdings nicht vorgesehen]. Nach dem Urteil des
       Bundesverfassungsgerichts, durch das 60 Milliarden Euro an
       Kreditermächtigungen aus dem KTF gestrichen werden mussten, ist eine
       Finanzierung über den Fonds nahezu ausgeschlossen.
       
       Eine alternative Finanzierung hat nun die grüne Bundestagsvizepräsidentin
       Katrin Göring-Eckardt ins Spiel gebracht. Sie drängt auf die rasche
       Einführung des Klimagelds und fordert den Start für 2024. „Es gibt eine
       Finanzierungsquelle, an die wir noch nicht rangegangen sind, und das sind
       die Extremreichen mit den Supervermögen und den Supereinkommen“, sagte sie
       der Nachrichtenagentur dpa. Denkbar sei eine Vermögensabgabe oder eine
       reformierte Vermögensteuer. Unter den 40 Millionen Haushalten in
       Deutschland seien 4.300, die zu den Superreichen gehörten. „Diese 0,01
       Prozent der Bevölkerung sollten gerade in Zeiten der Krise ihren Beitrag
       für das Land leisten“, forderte sie.
       
       19 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
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