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       # taz.de -- Einsatz von Künstlicher Intelligenz: EU einigt sich auf Gesetz
       
       > Am Freitagabend wurden letzte Hürden beseitigt: Die EU bekommt nun einen
       > Rechtsrahmen für die Nutzung von KI. Ursula von der Leyen freut sich, der
       > BDI mosert.
       
   IMG Bild: Die EU ist nun kein gesetzloses Territorium mehr für die Ritter der KI
       
       Brüssel AFP | Die Europäische Union bekommt ein Regelwerk für den Einsatz
       von Künstlicher Intelligenz (KI). EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton
       gab am Freitagabend nach langwierigen Verhandlungen zwischen den
       Unterhändlern der Mitgliedstaaten und des Europaparlaments eine politische
       Vereinbarung für den neuen Rechtsrahmen bekannt. Während
       Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne) das Gesetz am
       Samstag begrüßte, warnte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI),
       dass der neue Rechtsrahmen den Wirtschaftsstandort Deutschland „bei der
       KI-gestützten Transformation“ ausbremse.
       
       „Historisch! Die EU wird der allererste Kontinent, der klare Regeln für die
       Nutzung von KI setzt“, schrieb Breton im Kurzbotschaftendienst X, früher
       Twitter. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nannte das Gesetz
       am Samstag einen „historischen Moment“. Damit würden „die europäischen
       Werte in eine neue Ära übertragen“, erklärte sie. Bis das Gesetz
       vollständig in Kraft trete, würden Unternehmen und Entwickler dabei
       unterstützt, „sich auf die neuen Vorschriften einzustellen“.
       
       Zum Abschluss der am Mittwochnachmittag gestarteten Verhandlungsrunde,
       [1][die rund 35 Stunden dauerte], hatte von der Leyen in Onlinediensten
       erklärt, das KI-Gesetz (AI Act) sei eine „weltweite Premiere“. Es handle
       sich um ein rechtliches Rahmenwerk für die Entwicklung von Künstlicher
       Intelligenz, der die Menschen „vertrauen“ könnten. Außerdem würden
       „Sicherheit und Grundrechte von Menschen und Unternehmen“ geschützt.
       
       Nach der politischen Einigung vom Freitagabend müssen nun noch technische
       Details ausgearbeitet werden. Die Regeln sollen unter anderem die Qualität
       der für die Entwicklung der Algorithmen verwendeten Daten gewährleisten und
       sicherstellen, dass bei der KI-Entwicklung keine Urheberrechte verletzt
       werden. Außerdem müssen Entwickler klar kenntlich machen, dass durch
       Künstliche Intelligenz geschaffene Texte, Bilder und Töne auf dieser
       Technologie beruhen.
       
       Verschärfte Vorgaben soll es für „risikoreiche“ Anwendungen geben, etwa bei
       kritischer Infrastruktur, Sicherheitsbehörden und Personalverwaltung. Dort
       sollen eine Kontrolle durch den Menschen über KI, eine technische
       Dokumentation und ein System zum Risikomanagement festgeschrieben werden.
       
       Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne) begrüßte das Gesetz.
       Die neuen Regelungen seien „wichtig, damit wir angesichts der rasanten
       technologischen Entwicklung Schritt halten können, um die Rechte der
       Menschen zu schützen“, erklärte Lemke. Auch die Vorsitzende des
       Digitalausschusses, Tabea Rößner (Grüne), zeigte sich nach der Einigung
       zufrieden. Mit dem Gesetz bekomme Europa „als erster Kontinent einen
       ausgewogenen und umfassenden Rechtsrahmen“ für KI.
       
       Zustimmung für die Einigung kam auch vom TÜV-Verband. Europa sende mit dem
       Regelwerk „ein klares Signal in die Welt: Künstliche Intelligenz muss
       sicher sein“, erklärte der Geschäftsführer des TÜV-Verbands, Joachim
       Bühler. „Die Technologie darf Menschen nicht gefährden oder
       benachteiligen.“
       
       Kritik an dem Gesetz äußerte hingegen der Bundesverband der Deutschen
       Industrie (BDI). Mit dem erzielten Kompromiss drohe Europa, bei der „für
       die digitale Transformation zentralen Schlüsseltechnologie Künstliche
       Intelligenz ins Hintertreffen zu geraten“, erklärte Iris Plöger, Mitglied
       der BDI-Hauptgeschäftsführung.
       
       Die EU-Kommission hatte im April 2021 erstmals einen Rechtsrahmen für den
       Einsatz Künstlicher Intelligenz vorgeschlagen. Die Verhandlungen zogen sich
       aber in die Länge.
       
       Die großen Mitgliedsländer Deutschland, Frankreich und Italien hatten
       zuletzt vor scharfen Auflagen gewarnt, um die Entwicklung der
       Zukunftstechnologie nicht zu gefährden. Digital- und Verkehrsminister
       Volker Wissing (FDP) appellierte an die EU, international abgestimmt
       vorzugehen und „keinen Alleingang“ zu wagen. So gibt es Befürchtungen,
       Start-Up-Unternehmen wie Aleph Alpha aus Deutschland und Mistral AI in
       Frankreich könnten in ihrer Entwicklung behindert werden.
       
       Das Thema Künstliche Intelligenz hatte vor rund einem Jahr [2][durch die
       Veröffentlichung des Chatbots ChatGPT durch das US-Unternehmen OpenAI] an
       Prominenz gewonnen. Das Programm ist in der Lage, aus sehr kurzen
       Eingabeaufforderungen beispielsweise Essays, Gedichte oder Unterhaltungen
       zu generieren. ChatGPT machte die Möglichkeiten der KI damit schlagartig
       einem großen Publikum bewusst. Zugleich wuchsen die Befürchtungen über
       mögliche Gefahren der Technologie.
       
       9 Dec 2023
       
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