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       # taz.de -- „Carol & the End of the World“: Kurz vor knapp
       
       > Ein Netflix-Cartoon zeigt unterschiedliche Wege, mit dem Ende der Welt
       > umzugehen. Und das lohnt sich verdammt nochmal sehr.
       
   IMG Bild: Carol & the End of The World: Diese Serie aber sollten sie verdammt noch mal wirklich schauen
       
       Was würden Sie tun, wenn Sie wüssten, dass in sieben Monaten und dreizehn
       Tagen die Welt untergeht? Ein halbes Jahr harmonisches Heititei feiern mit
       den Eltern? Oder doch lieber mit Wildfremden von einer Orgie in die nächste
       stolpern? Eine Weltreise? Oder all die Drogen testen, die Sie bisher aus
       [1][Angst] nicht probiert haben?
       
       [2][Der Weltuntergang] bringt Menschen – dafür sind diese Erzählungen ja da
       – dazu, zu tun, was sie wollen. Nur Carol, die weiß leider gar nicht, was
       sie will. Leider! Denn ständig wird sie von den besorgten Eltern, die
       nudistisch mit einem jungen Pfleger in einer WG und Dreierbeziehung leben,
       mit der Frage genervt, was sie eigentlich den ganzen Tag so macht.
       
       „Nichts“, wäre eine ehrliche Antwort. Aber Carol traut sich nicht, auch
       wegen der abenteuerlichen Erzählungen ihrer Schwester. Stattdessen erfindet
       sie ein edgy Hobby: Surfen. Und schon sind alle erleichtert und zufrieden:
       Carol geht es gut!
       
       Dabei hadert sie, sitzt rum, denkt nach und geht gelegentlich im vom
       Militär betriebenen Supermarkt (Wer will schon das letzte halbe Jahr der
       Welt unterbezahlt an einer Kasse sitzen?) einkaufen. Nicht mal die kurze
       Beziehung zu einem Mann kann sie aus dem Loch ziehen. Der entpuppt sich
       rasch als toxischer Klammerer.
       
       ## Getackert und gelocht
       
       Erst in einem ansonsten verlassenen Gebäude findet Carol Linderung: die
       Buchhaltung. Hier machen die Leute weiter! Hier wird getackert und gelocht,
       abgeheftet und kopiert. Über Bürokram die eigene Vergänglichkeit verdrängt
       – ein Traum. Zumindest vorerst.
       
       Wäre „Carol & the End of the World“ eine Serie mit echten
       Schauspieler*innen oder ein schick-nieschiger nordischer Film, die
       Geschichte würde Preise abräumen. Aber sie ist ein Cartoon. Für Erwachsene.
       Die haben leider, fast schon traditionell, zu viel Angst davor, bei
       Animationsserien Lächerlichkeiten bezeugen zu müssen und sich dann doch
       dabei berührt zu fühlen.
       
       Diese Serie aber sollten sie verdammt noch mal wirklich schauen. Gefühl-
       und humorvoll öffnet sie Welten, erzählt von [3][Verlustangst], Depression
       und dem Schutz vermeintlicher Normalität.
       
       23 Dec 2023
       
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       ## AUTOREN
       
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