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       # taz.de -- Steuersatz in der Gastronomie: Essen gehen wird noch teurer
       
       > Ab Januar steigt die Mehrwertsteuer in Restaurants von 7 auf 19 Prozent.
       > Eine Pleitewelle fürchtet die NGG nicht. Gäste sind zurückhaltend.
       
   IMG Bild: Protest ohe Erfolg. Zum Januar steigt die Mehrwertsteuer auf 19 Prozent
       
       Berlin taz | Die Gänsekeule vor Weihnachten kostete in einem Restaurant an
       der Prenzlauer Allee 28 Euro. Wird sie in der Adventszeit im kommenden Jahr
       die 30-Euro-Grenze gerissen haben? Diese Frage beschäftigt nicht nur die,
       die gerne mal außer Haus essen, sondern auch Gastronomen.
       
       Seit Mitte November steht es fest: Der zu Beginn der Pandemie gesenkte
       Mehrwertsteuersatz für die Gastronomie wird ab Januar wieder von 7 auf 19
       Prozent ansteigen. Darauf hatte sich die Ampel nach dem Karlsruher Urteil
       zum Klimafonds verständigt. Nach Angaben des Finanzministeriums kostete die
       Absenkung der Steuer den Bund jährlich 3,4 Milliarden Euro.
       
       Bis zuletzt hatte sich der schwarz-rote Senat in Berlin gegen die Erhöhung
       gewehrt. „Eine Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen in
       Restaurants, aber auch auf Essen in Kitas, Schulen und Krankenhäusern halte
       ich in der aktuellen Lage für verfrüht“, sagte Wirtschaftssenatorin
       Franziska Giffey (SPD) nach der Entscheidung der Bundesregierung. „Wenn wir
       nun im Bund über geeignete Maßnahmen zur Stärkung von Wirtschaftskraft
       sprechen, gehört dieses Thema zwingend dazu“, so Giffey.
       
       Zuvor hatte der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) auf dem
       Sommerfest des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Berlin
       betont: „Ich bleibe dabei, dass die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen
       falsch wäre, vor allem nach den Pandemiejahren, die für die Gastronomie und
       die Hotellerie sehr schwierig waren.“
       
       Wieviele Kneipen, Restaurants und Bars wegen der Steuererhöhung
       existenziell gefährdet sind, ist unklar. [1][Die Gewerkschaft
       Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)] geht aber nicht davon aus, dass der
       Branche eine Pleitewelle bevorsteht. „Die Erhöhung ist teilweise ungerecht,
       wir hätten uns auch gewünscht, dass es noch ein Jahr mit dem niedrigeren
       Mehrwertsteuersatz weitergeht. Aber dass Betriebe reihenweise schließen
       werden, sehen wir nicht“, sagte Sebastian Riesner von der NGG
       Berlin-Brandenburg der dpa. „Wer wegen der Mehrwertsteuererhöhung in eine
       solche Schieflage gerät, dass er schließen muss, hat auch noch ganz andere
       Probleme.“
       
       ## Schon jetzt teurer geworden
       
       Die Preise in den Restaurants, Cafés und Bars stiegen in den vergangenen
       beiden Jahren dennoch bundesweit deutlich: Nach Zahlen des Statistischen
       Bundesamts kosteten „Gaststättendienstleistungen“ im November 20,5 Prozent
       mehr als im Januar 2021. Im Vergleich zu Februar 2022, also dem Monat, in
       dem der Ukraine-Krieg begann, liegt das Plus bei 14,6 Prozent.
       
       [2][Der Hotel- und Gaststättenverband] hatte in den vergangenen Monaten mit
       einer Kampagne versucht, die Mehrwertsteueranhebung zu verhindern.
       Zahlreiche weitere Verbände wie der Deutsche Bauernverband, der
       Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft und der Zentralverband des
       Deutschen Bäckerhandwerks schlossen sich an – allerdings ohne Erfolg.
       
       Bei den Gästen kommt die Erhöhung nicht gut an. In einer repräsentativen
       Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov lehnten 69 Prozent der
       Befragten die Steuererhöhung ab. Als Konsequenz wollen viele künftig
       seltener ins Restaurant gehen oder dort weniger ausgeben. 44 Prozent der
       Befragten gaben an, ihr Verhalten mit Blick auf Restaurantbesuche ändern zu
       wollen. Gut zwei Drittel davon wollen seltener essen gehen, ein Viertel
       sogar ganz auf Restaurantbesuche verzichten.
       
       Unterdessen freut sich die Gewerkschaft NGG über einen Tarifabschluss in
       Brandenburg. In zwei Stufen bekommen Fachkräfte künftig 470 Euro mehr pro
       Monat. Allerdings ist die Tarifbindung schlecht. „Wir schätzen, dass
       maximal zehn Prozent der Betriebe in Berlin und Brandenburg tarifgebunden
       sind“, sagt Riesner.
       
       In Berlin verdient ein nach Tarif bezahlter Koch im zweiten Jahr nach der
       Ausbildung etwa 2.400 Euro brutto. In Brandenburg sei es zurzeit weniger,
       mit dem neuen Tarifabschluss werden die Niveaus angeglichen.
       
       27 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://ost.ngg.net/ngg-vor-ort/region-berlin-brandenburg/
taz.de:70 /!5979370:81: line too long