# taz.de -- Gesunde Ernährung: Besser die pflanzliche Alternative
> Eine neue Langzeitstudie untersucht die gesundheitlichen Auswirkungen von
> Lebensmitteln. Sie bringt etwas Sachlichkeit in eine emotionale Debatte.
IMG Bild: Die Qual der Wahl?
Wie man isst, isst man verkehrt. Gerade wer sich [1][vegan oder vegetarisch
ernährt], wird über die Feiertage von Verwandten und Freund*innen
wahrscheinlich häufiger gefragt, ob diese ganzen hochverarbeiteten
Ersatzprodukte denn überhaupt gesund sind. Bevor Sie zur Gegenwehr
beginnen, die rätselhaften Inhaltsstoffe der traditionellen
Bockwurst-mit-Kartoffelsalat-Weihnachtskombi vorzulesen, hilft die
Forschung als neutrale Schiedsrichterin. Denn die veröffentlichte gerade
die Ergebnisse [2][einer großangelegten Vergleichsstudie] zwischen
verschiedenen verarbeiteten Lebensmitteln und ihren Gesundheitseffekten.
Durchschnittlich elf Jahre verfolgten die 35 Autor*innen die Daten von
266.666 Menschen aus sieben europäischen Ländern. Zu Beginn der Erhebung,
Ende der 1990er Jahre, litt von diesen Versuchspersonen noch keine an
Diabetes Typ 2, Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Forschenden
befragten alle Proband*innen nach ihren Essgewohnheiten, gewichteten die
Lebensmittel nach Verarbeitungsgrad und ergänzten die Daten um mögliche
Einflussfaktoren wie Bewegung, Bildungsgrad oder Hormonwerte.
Bis zum Ende der Studie, etwa ein Jahrzehnt später, entwickelten 4.461
Versuchspersonen eine Multimorbidität – das heißt ein gebündeltes Auftreten
chronischer Erkrankungen. Das Risiko, zu dieser Gruppe zu gehören, stieg,
wenn Menschen besonders viele hochverarbeitete Nahrungsmittel verzehrten.
Dazu zählen Erfrischungsgetränke, verpackte süße oder salzige Snacks,
verarbeitetes Fleisch und vorgefertigte Tiefkühl- oder Regalgerichte, aber
auch etwa Brot, wenn es viele Zusatzstoffe hat. Einen Unterschied nach
Geschlecht gab es dabei nicht. Dafür einen bei den Untergruppen der
hochverarbeiteten Lebensmittel.
Besonders stark war der Zusammenhang zwischen Konsum und Erkrankungen bei
Fleischprodukten und Limonaden. Andeutungsweise auch für Saucen und
Aufstrich. Dafür aber – und das ist die schöne Nachricht – gab es kein
erhöhtes Risiko bei salzigen Snacks, Tiefkühlgerichten, [3][pflanzlichen
Ersatzprodukten] und Desserts. Brot und Müsli hatten sogar einen leicht
positiven Effekt auf die Gesundheit. Kartoffelsalat war leider nicht
angegeben.
Wenn’s ums Essen geht, werden Diskussionen schnell emotional. Ob
[4][Umwelt, Tierleid, Kalorien] oder die richtige Ernährung mittelgroßer
Kleinkinder – fast jedes dieser Themen ist moralisch aufgeladen. Umso
defensiver verteidigen wir oft unsere Lieblingssnacks – und sei es, in dem
wir die der anderen auseinandernehmen. Gut, wenn die Forschung etwas
Sachlichkeit ins Spiel bringt. Damit sagt sie nicht, dass jedes
Ersatzprodukt gesund wäre – und nicht mal jedes Dessert. Die Bandbreite ist
groß und seit der Datenerhebung weitergewachsen. Aber der Gesamtüberblick
hilft, um reflexhafte Widersprüche zu überwinden oder selbst vor dem
Kühlregal abzuwägen.
30 Dec 2023
## LINKS
DIR [1] /Vegane-Ernaehrung/!5887536
DIR [2] https://www.thelancet.com/journals/lanepe/article/PIIS2666-7762(23)00190-4/fulltext
DIR [3] /Markt-fuer-Fleischersatz-gewachsen/!5933793
DIR [4] /Neue-Proteinquellen/!5823710
## AUTOREN
DIR Franca Parianen
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