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       # taz.de -- Hamburger „Tatort“: Mord im Schietwetter
       
       > Der letzte „Tatort“ aus Hamburg mit Kommissarin Julia Grosz erscheint im
       > Neujahr. Sie hinterlässt eine Lücke, die nur schwer zu füllen ist.
       
   IMG Bild: Eigentlich ein gut eingespieltes Team: Julia Grosz (Franziska Weisz) und Falke (Wotan Wilke Möhring)
       
       Nun kommt er also, der mit Spannung erwartete letzte gemeinsame
       Kriminalfall des doch eigentlich so gut eingespielten Hamburger Teams,
       bestehend aus Kommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und der laut
       NDR nun leider auserzählten Rolle von Kommissarin Julia Grosz
       ([1][Franziska Weisz]).
       
       Bei schönstem hanseatischem Schietwetter startet die Bundespolizei eine
       Razzia in einem zwielichtigen Lokal. Dabei kann ein junger Mann (Malik
       Blumenthal) vor der Polizei fliehen. Doch er läuft ausgerechnet Falke und
       Grosz vors Auto. Falke erkennt in dem Mann allerdings keinen der
       Verdächtigen und lässt ihn seines Weges gehen – der Mann hingegen erkennt
       Falke sehr wohl.
       
       Am Abend wird dann der Erfolg des Einsatzes sowie Falkes 25-jähriges
       Dienstjubiläum gefeiert. Als besonderes Geschenk gibt es einen
       musikalischen Auftritt von Grosz samt Band. Ob das nun unbedingt nötig war,
       sei dahingestellt. Oder soll hier vielleicht die neue Karriere der
       Kommissarin beginnen?
       
       ## Kommissarin beginnt neue Karriere
       
       Falke bekommt ohnehin nicht den ganzen Auftritt mit, denn der junge Mann
       ruft ihn nun auf dem Handy an und drängt auf ein Treffen im [2][Skatepark].
       Doch auch dort, von Angesicht zu Angesicht, kann Falke sich nicht an ihn
       erinnern.
       
       Es wird nur deutlich, wie verzweifelt der Mann nach Hilfe sucht und nach
       jedem sich ihm bietenden Strohhalm greift – auch wenn es in diesem Fall
       wohl nur ein Versprechen von vor 20 Jahren war. Aufklärung über die
       Identität der Person bringt leider erst dessen Tod – der Mann wird nur ein
       paar Stunden nach dem kurzen Treffen mit Falke aus der Elbe gefischt:
       erstochen.
       
       Die weiteren Ermittlungen führen Grosz und Falke zu einem [3][Hilfszentrum
       für geflüchtete Menschen], deren Leiterin Katharina Timmig (Leslie Malton)
       augenscheinlich deutlich an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gerät – zu
       viele Menschen bitten um Hilfe und sie fühlt sich mit diesen Problemen
       zunehmend alleingelassen. Auch ihr Gatte und Vereinsmitgründer Björn Timmig
       (Gerhard Garbers) verhält sich der Polizei gegenüber eher ausweichend.
       Offensichtlich scheint hier einiges im Argen zu liegen.
       
       ## Kriminal-Geschichte im Hintergrund
       
       Während Falke immer noch in seiner Vergangenheit herumstochert, hält auch
       die Zukunft nichts wirklich Erbauliches für ihn bereit: Kollegin Grosz hat
       neben gesanglichen Ambitionen nun auch noch einen Brief vom BKA in
       Wiesbaden erhalten: Sie könnte dort in der Abteilung für
       Wirtschaftskriminalität anfangen. Sichtlich von der Situation überfordert,
       überspielt Falke seine Enttäuschung, anstatt ein ehrliches Gespräch mit
       Grosz zu führen.
       
       Zwischenmenschlich ist also einiges an Spannung vorhanden, sodass die
       Kriminalgeschichte fast ein bisschen in den Hintergrund gerät. Aber so ist
       der etwas konstruiert-abstruse Hergang des Mordes und die ebenso abstruse
       Aufklärung dessen eher zu verzeihen. Denn Menschen schützen nun mal das,
       was sie sich aufgebaut haben. Auch wenn es auf noch so wackeligen Beinen
       steht und die Vergangenheit doch nie ganz vergessen ist und begraben werden
       kann.
       
       Deutlich weniger zu verzeihen ist der Abgang von Kommissarin Julia Grosz,
       denn die Lücke, die sie hinterlässt, wird schwer zu füllen sein. Was bleibt
       also? Leider nur viel Ratlosigkeit und ein Kommissar Thorsten Falke, der
       seine nächsten beiden Fälle allein bestreiten muss.
       
       31 Dec 2023
       
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