# taz.de -- Luke Humphries gewinnt Darts-WM: Darauf einen Burger!
> Luke Humphries gewinnt das WM-Finale. Er beendet die irre Siegesserie des
> 16-jährigen Luke Littler, der die Story des Turniers geschrieben hatte.
IMG Bild: Luke Humphries ist Weltmeister, doch der junge Luke Littler bleibt weiter im Fokus
Wien taz | Am Ende brach die Story ab. Luke Littler, der „älteste
16-jährige aller Zeiten“ (Stimme aus dem Internet), das neue Wunderkind der
Szene, das angeblich mit eineinhalb Jahren schon seine ersten Pfeile warf
und jetzt als Ungesetzter bis ins Finale der Darts-WM zog, hatte in diesem
Endspiel gegen den 28-jährigen Luke Humphries bereits mit 4:2-Sätzen
geführt.
Die Sache schien geritzt, die Geschichte vom Gipfelstürmer im Londoner
Alexandra Palace halb geschrieben, da warf Humphries einen „Big Fish“, also
eine finalisierende 170, zog in der Folge unnachahmlich an Littler vorbei –
und ließ sich auch nicht mehr einfangen. 7:4 hieß es am Ende für den neuen
Weltmeister und die neue Nummer 1 der Szene, den aus Newbury stammenden
Humphries. Ein unter dem Strich verdienter Sieg.
Humphries war bis zu Littlers Durchrausch durch das Turnier die eigentliche
Story gewesen: Er war im Jahresranking 2023 allen anderen Topspielern
extrem weit enteilt. Vor der WM gewann er nacheinander den World Grand
Prix, den Grand Slam of Darts sowie die Players Championship Finals – drei
sogenannte Majorturniere; er galt somit mindestens als Mitfavorit.
Und dann schwächelte es im Laufe des WM-Turniers schwer: Die Ex-Champs
Peter Wright, Gerwyn Price und Michael Smith, der Titelverteidiger, mussten
recht früh raus; die bisherige Nummer 1 der Welt, der Niederländer Michael
van Gerwen, [1][scheiterte im Viertelfinale mutmaßlich an einem Burger]
(mehr dazu später), der ihm auf den Magen schlug.
Luke Humphries, Kampfname „Cool Hand Luke“, brauchte allerdings lange, um
ins Turnier zu finden und wäre in äußerst knappen Spielen gegen den
Deutschen Ricardo Pietreczko sowie Joe Cullen (England) sogar beinahe
ausgeschieden. Erst im Halbfinale gegen Scott Williams (6:0) spielte er
wirklich auf der Höhe seines Könnens.
## Späte Wende
Im Finale ging es lange hin und her, bis Littler davonzuziehen schien. Bis
zu dem Zeitpunkt, als Humphries der Big Fish gelang, sah es lange danach
aus, als ob er an den finalen Doppeln, den entscheidenden Feldern zum
Ausmachen eines Spiels (Legs), scheitern würde, ähnlich wie Ex-Weltmeister
Rob Cross im Halbfinale gegen Littler. Der spielte einwandfrei, flexibel,
konzentriert.
Nach Humphries’ 170 aber wendete sich das Blatt: Jetzt traf der die
entscheidenden Felder und zog auch im Punkteschnitt davon: In einem
gutklassigen, aber nicht überragenden Finale war er es schließlich, der den
nötigen Punch und die Konzentration auf die Doppel hatte. Dem Wunderkind
wurden Grenzen aufgezeigt; die erfahrenere Jugend obsiegte.
Natürlich war es auch schade, dass der Aufstieg des kleinen Littler am Ende
ein aufhaltsamer war. Schließlich war er es, der dem Fernsehereignis
[2][rund um die Feiertage den letztnötigen Glamour] verliehen hatte. Das
lag nicht allein an seinem sportlichen Auftreten, so erstaunlich das nun
wirklich war – automatisiert, abgebrüht, unerschütterlich. Nur einmal im
Finale musste er den Spielstand nach einem Fehlwurf nachfragen – den er
dann auch gleich korrigierte.
Interessanter aber als das Auftreten des 1,70 m großen, bemerkenswert
erwachsen wirkenden Teenagers waren die Randgeschichten um ihn. So fand
Littler schon im Alter von acht, neun Jahren in Begleitung des Vaters
regelmäßig den Weg in die Kneipe und warf dort Pfeile, was wir an dieser
Stelle mal unkommentiert lassen wollen. Sportlich hat sich der Weg auf
jeden Fall gelohnt. Auch auf Humphries ist Littler zum ersten Mal bei einem
Pub-Turnier getroffen, im zarten Alter von zwölf Jahren.
## Bier und Burger
Körperlichkeiten waren auch ansonsten ein begleitendes Thema, wofür nicht
nur van Gerwens Burgergate sorgte. So schrieb der österreichische Kurier
den Satz: „Darts-Profis gönnen sich ganz gern Fastfood“. Luke Humphries
gilt insofern als die goldene Ausnahme im Feld; er ist nach einer
bemerkenswerten Abmagerungskur wohl der schlankeste PDC-Weltmeister seit
dem jungen Phil Taylor.
Und der erste nach Michael Smith, der nach der Junioren-WM auch die der
Profis gewinnt. Überhaupt scheint die Jugend endgültig übernehmen zu
wollen; alte Haudegen wie Wright, van Barneveld oder Gary Anderson kommen
über „Ferner liefen“ nicht mehr hinaus. Vielleicht doch ein Zeichen für
eine weitere Professionalisierung dieses Sports. Auch wenn [3][Bier,
Burger, überdurchschnittliche Männlichkeit] auch im Publikum dominierten.
Die beiden [4][Frauen im Turnier] waren bereits in der ersten Runde
ausgeschieden.
Das Fest der Sinne feierte am 3. Januar auch mit dem emotionalen Abschied
des Kult-Callers Russ Bray seinen Höhepunkt. Von jetzt an ist zumindest für
uns Normalbürger wieder Abspecken angesagt. Die Karawane indes zieht weiter
– das turniergewaltige Darts findet das ganze Jahr über statt. Nicht nur im
Winter, wenn es schneit.
4 Jan 2024
## LINKS
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## AUTOREN
DIR René Hamann
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