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       # taz.de -- Nach der Einigung zum Haushalt: Demokratieprojekte gerettet
       
       > Familienministerin Paus versichert nach der Einigung auf den Etat 2024,
       > dass in ihrem Etat nicht gekürzt werde. Demokratieprojekte sind
       > erleichtert.
       
   IMG Bild: Nochmal Glück gehabt: Ministerin Lisa Paus muss nicht sparen
       
       Berlin taz | Nach der [1][Einigung der Ampel für den Haushalt 2024]
       herrscht bei Demokratieprojekten Erleichterung. „Gerade in diesen Zeiten
       ist das ein wichtiges Zeichen“, sagte Timo Reinfrank von der Amadeu Antonio
       Stiftung der taz. Es sei auch ein Signal an die Länder, wo zuletzt etwa in
       Thüringen eine geplante Aufstockung von Mitteln für Demokratieprojekte
       zurückgenommen wurde.
       
       Am Mittwoch hatten sich Kanzler Olaf Scholz (SPD), Finanzminister Christian
       Lindner (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nach langen
       Verhandlungen [2][auf einen Haushaltsentwurf für 2024 geeinigt], der über
       Einsparungen und den Abbau klimaschädlicher Subventionen die zuletzt
       offenen 17 Milliarden Euro ausgleichen soll.
       
       Familienministerin Lisa Paus (Grüne), bei deren Ministerium die
       Demokratieprojekte über das Programm „Demokratie Leben“ angesiedelt sind,
       versicherte im Nachgang der taz: „Mit der Einigung ist die gute Nachricht
       verbunden, dass mein Haushalt und damit das Fördervolumen von Projekten
       meines Hauses nicht gekürzt werden. Die Weiterförderung der Projekte wie
       zum Beispiel Demokratie Leben oder des Kinder- und Jugendplans in dem
       bisher geplanten Umfang ist damit möglich.“
       
       Man werde nun „schnell alle Schritte gehen, um den betroffenen Projekten
       eine nahtlose Weiterarbeit zum 1. Januar 2024 zu ermöglichen“, so Paus.
       Dass die Demokratieprojekte nun weiterarbeiten könnten, sei „gerade in
       Zeiten wie diesen“, in denen Projekte gegen Antisemitismus und zur Stärkung
       der Demokratie dringend gebraucht würden, ein „wichtiges Zeichen“.
       
       ## Entlassungen waren schon vorbereitet
       
       Tatsächlich hatte es zuletzt [3][erhebliche Unruhe unter den
       Demokratieprojekten gegeben]. Für 2024 sollen rund 600 Projekte mit 180
       Millionen Euro gefördert werden. Durch die ungeklärte Haushaltsfrage stand
       eine Projektweiterführung zum Jahreswechsel aber auf der Kippe. Einige
       Träger sagten bereits Veranstaltungen für das Frühjahr 2024 ab und
       [4][bereiteten Kurzarbeit oder Entlassungen für Mitarbeitende vor].
       
       Franz Zobel von der Thüringer Opferberatungsstelle ezra wollte noch nicht
       gänzlich Entwarnung geben. Die Ankündigung sei „beruhigend“. Damit aber
       Projekte wie seine Opferberatungsstelle tatsächlich nahtlos zum 1. Januar
       2024 weiterarbeiten könnten, fehle eine zentrale Grundlage: der Bescheid
       für „einen vorzeitigen Maßnahmenbeginn“. Erst wenn dieser noch vor
       Weihnachten erteilt werde, könnten die Initiativen und die Betroffenen
       rechter Gewalt „aufatmen“, so Zobel zur taz.
       
       „Das war knapp“, erklärte auch der Bundesverband Mobile Beratung, der
       Kommunen im Umgang mit Rechtsextremen berät. Viele Träger hätten sich schon
       auf Entlassungen eingestellt, die Beratungsnehmenden hätte man allein
       lassen müssen. Damit sich solch eine Situation nicht wiederhole, brauche es
       für 2025 endlich eine längerfristige Absicherung durch das versprochene
       [5][Demokratiefördergesetz], forderte der Verband.
       
       Zu dem Gesetz hatten Paus und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD)
       bereits vor einem Jahr einen Gesetzentwurf vorgelegt. Bis zum Sommer sollte
       es eigentlich im Bundestag verabschiedet sein. Aber die FDP blockiert,
       fordert eine „Extremismusklausel“ ein. Auch Timo Reinfrank von der Amadeu
       Antonio Stiftung fordert das Demokratiefördergesetz ein, damit sich beim
       nächsten Jahreswechsel nicht eine solche Hängepartie wiederhole und „wieder
       Vertrauen verloren geht“.
       
       Reinfrank beklagte zugleich, dass für einige Projekte auch jetzt noch
       Unklarheit herrsche. Bei seiner Stiftung betreffe das etwa das Projekt
       „Firewall“, das sich gegen Hass im Netz engagiert und dessen
       Weiterförderung das Bundesjustizministerium zuletzt infrage stellte. Stand
       jetzt müsse das Projekt zum Jahresende eingestellt und die vier
       Mitarbeitenden entlassen werden, so Reinfrank. Die Zusammenarbeit mit den
       bundesweit mehr als 100 ehrenamtlichen Trainer*innen wäre dann beendet.
       
       14 Dec 2023
       
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