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       # taz.de -- Böllerverbot zu Silvester?: Genug andere Sorgen
       
       > Klar, gegen das Böllern spricht Vieles. Aber die unbeliebte Ampel wäre
       > schlecht beraten, für einen Tag Ruhe noch mehr Unmut zu provozieren.
       
   IMG Bild: Silvesterfeuerwerk in Berlin
       
       Alle Jahre wieder kommt die [1][Deutsche Umwelthilfe auf uns nieder] und
       fordert ein Feuerwerksverbot. Und wie immer hat sie natürlich mit allen
       Argumenten gegen das Böllern recht.
       
       Das ungehemmte Abfeuern der Silvesterkracher ist eine Zumutung für alle,
       die damit nichts anfangen können. Für die Menschen, die dadurch verletzt
       werden, und für die Tiere, die den Krach aushalten müssen. Für die
       medizinischen und polizeilichen Einsatzkräfte, die ausgerechnet an den
       Feiertagen mehr arbeiten müssen und die dabei selbst oft in Gefahr geraten.
       Und für die Müllabfuhrangestellten, die den Dreck wegräumen müssen. [2][Die
       ungesunde Feinstaubbelastung für die Allgemeinheit] kommt erschwerend
       hinzu.
       
       Für ein Verbot der Böllerei spricht auch, dass laut Umfragen inzwischen
       eine knappe Mehrheit der Bevölkerung dafür ist, den schädlichen Unsinn
       endlich zu untersagen. Eigentlich sollte das kein großes Ding sein, zumal
       in vielen anderen Ländern der westlichen Hemisphäre noch nie privat herum
       geschossen werden durfte.
       
       Doch die zögerliche Untätigkeit der Regierung ist ausnahmsweise mal
       verständlich. Denn Silvester ist eine Ausnahme vom Alltag. Trotz der vielen
       schlagenden Argumente der Böllergegner spricht in diesem Jahr noch mehr als
       sonst gegen den Versuch, der Vernunft mit der Kraft der Staatsgewalt zum
       Durchbruch zu verhelfen. Der politische Aufwand lohnt sich nicht.
       
       Die ohnehin extrem unbeliebte Ampel wäre schlecht beraten, für einen Tag
       Ruhe noch mehr Unmut zu provozieren. Dafür [3][haben noch viel zu viele
       BürgerInnen Spaß am Böllern], und den wollen sie sich gerade in der
       allgemeinen Krisenstimmung nicht auch noch nehmen lassen. Die Grünen haben
       mehr als genug damit zu tun, die verbliebenen Klimaschutzprojekte
       umzusetzen und dafür hoffentlich auch wieder mehr Akzeptanz durch soziale
       Ausgleichsmaßnahmen zu erreichen.
       
       Dazu kommt der Reiz des Verbotenen. Es gäbe genug Böllernachschub aus den
       Nachbarländern, und die Polizei müsste ein Verbot durchsetzen. Das kann man
       ihr nicht wünschen.
       
       29 Dec 2023
       
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   DIR Lukas Wallraff
       
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