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       # taz.de -- Bauernproteste in Deutschland: Bauern wollen Deutschland lahmlegen
       
       > Landwirt*innen wollen ab Montag bundesweit protestieren, um sich hohe
       > Subventionen zu erhalten. Es gibt Verbindungen in rechtsextreme Kreise.
       
   IMG Bild: Haben die Regierung schon zum Einknicken gebracht: Landwirt*innen beim Protest im Dezember
       
       Berlin taz | Ab Montag wollen Landwirt*innen bundesweit gegen Kürzungen
       ihrer Subventionen protestieren. Dazu hat der Deutsche Bauernverband
       aufgerufen. Bis Freitag sind an zahlreichen Orten in allen Bundesländern
       [1][Aktionen geplant], neben Kundgebungen etwa auch Sternfahrten und
       Korsos. Durch die vielen erwarteten Trecker und sonstigen schweren Gefährte
       gehen Polizei und Behörden von starken Beeinträchtigungen des Verkehrs aus.
       
       Das Wirtschaftsministerium von Mecklenburg-Vorpommern etwa warnte vor
       Problemen „an den meisten Autobahnauffahrten“ und ließ das
       Sonntagsfahrverbot für Fernfahrer*innen aussetzen – um „zur
       Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung“ kurz vor den Protesten noch
       Warentransporte zu ermöglichen.
       
       Um das Loch im Haushalt zu stopfen, will die Bundesregierung unter anderem
       bei der Förderung der Landwirtschaft sparen. Nach Beschwerden der bislang
       stark subventionierten Branche einigten sich Kanzler Olaf Scholz (SPD),
       Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner
       (FDP) am vergangenen Donnerstag darauf, [2][die Pläne teilweise
       fallenzulassen].
       
       Die Kfz-Steuerbefreiung für die Landwirtschaft soll nun doch nicht
       gestrichen werden. Der Rabatt auf die Energiesteuer für Agrardiesel fällt
       nicht sofort weg, sondern schrumpft bis 2026. Die Landwirt*innen sagten
       ihre Protestwoche dennoch nicht ab. Die Zugeständnisse der Regierung
       könnten „nur ein erster Schritt sein“, sagte Bauernverbandschef Joachim
       Rukwied.
       
       ## Diesel-Rabatte sind „umweltschädlicher Fehlanreiz“
       
       Bringen die Regierungspläne die Landwirtschaft in Existenznot? „Die jetzt
       geplanten Streichungen sind weder für größere noch für kleinere Betriebe
       existenzgefährdend“, meint der Agrarökonom Alfons Balmann vom
       Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien. „Die
       Kürzungen entsprechen nur etwa fünf Prozent der Beihilfen und Zuschüsse,
       die die Betriebe ohnehin erhalten und nur etwa zwei bis drei Prozent der
       zuletzt erzielen Gewinne.“
       
       Beate Richter vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft ist wichtig,
       dass die landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland sehr verschieden
       sind. „Flächenmäßig große Betriebe werden in absoluten Zahlen höher
       belastet, wirtschaften aber heute schon meist sehr effizient, sodass der
       Kostenanstieg im Verhältnis der Gesamtkosten weniger hoch ist“, so die
       Expertin. „Kleinere Betriebe haben in der Regel kleinere Gewinnspannen und
       können zusätzliche Aufwendungen kaum abpuffern.“
       
       Grundsätzlich schaffe der Abbau der Vergünstigungen beim Agrardiesel einen
       Anreiz, klimafreundlicher zu arbeiten. „Die Agrardieselvergünstigung
       begünstigt fossilen Kraftstoffverbrauch pauschal“, so Richter. „Das ist ein
       umweltschädlicher Fehlanreiz, da dadurch mehr Kraftstoff verbraucht und
       Emissionen ausgestoßen werden als nötig.“
       
       Die Landwirtschaft verursacht rund 13 Prozent des Treibhausgasausstoßes in
       Deutschland. Das liegt nicht nur an den fossil betriebenen Fahrzeugen,
       sondern vor allem auch an der Tierhaltung, etwa am Freisetzen von Methan
       bei der Verdauung von Kühen. Auch das Austrocknen von Mooren spielt eine
       große Rolle, weil das in gesunden Feuchtgebieten gebundene Treibhausgas
       freigesetzt wird.
       
       Derweil werden Verbindungen [3][zwischen Bauernprotesten und extrem rechten
       Milieus deutlicher]. Zum Beispiel ruft auch die rechtsextreme Partei „Der
       III. Weg“ zur Unterstützung der Protestwoche auf.
       
       7 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.bauernverband.de/presse-medien/pressemitteilungen/pressemitteilung/landwirtschaft-und-transportgewerbe-demonstrieren-gemeinsam-ab-8-januar
   DIR [2] /Agrarpolitik-der-Bundesregierung/!5980053
   DIR [3] /Extremisten-wollen-Agrarproteste-kapern/!5981385
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Schwarz
       
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