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       # taz.de -- Eiskunstlauf-EM in Litauen: Tanzen wie in den 80ern
       
       > Bei den Europameisterschaften in Kaunas steht der Eistanz im Mittelpunkt.
       > Das liegt auch an der Musikauswahl bei diesem Event.
       
   IMG Bild: Mit Ambitionen: das deutsche Eistanzpaar Jennifer Janse van Rensburg und Benjamn Steffan
       
       Ursprünglich hatte die Internationale Skating-Union (ISU) die
       Europameisterschaften im Eiskunstlauf, die in dieser Woche im litauischen
       Kaunas ausgetragen werden, nach Budapest vergeben. Doch der ungarische
       Verband hatte die europäischen Titelkämpfe kurzfristig zurückgegeben,
       offiziell aus finanziellen Gründen.
       
       Inwieweit für diese Entscheidung eher einem Zwist unter Ungarns
       Eislauffunktionären zuzuschreiben ist, bleibt Gegenstand von
       Spekulationen. Sie hatten sich darüber zerstritten, in welchem Maße sie
       starke russische LäuferInnen, die wegen des Angriffskrieges auf die Ukraine
       international gesperrt sind, für Ungarn starten lassen – oder aber, ob sie
       lieber den einheimischen Talenten eine Chance geben, die aber schlechtere
       Leistungen zeigen.
       
       Die baltische Perle Kaunas, wo in diesen Tagen bitterkalte Temperaturen
       herrschen, war erst vergangenen Sommer als Ersatzort für die EM
       eingesprungen. Eine traditionelle Eiskunstlaufhochburg ist Litauen, anders
       als die baltischen Nachbarländer Estland und Lettland, zwar nicht. Doch das
       Eistanzpaar Allison Reed/Saulius Ambrulevicius, Vierte der letztjährigen
       europäischen Titelkämpfe, wird eine Medaillenchance eingeräumt. Der
       Eistanzwettbewerb, den Litauen untypischerweise eigens ans Ende der
       Europameisterschaft setzte, soll nun zum Publikumsmagnet werden.
       
       Dazu trägt sicher auch bei, dass im ersten Wettbewerbsteil, dem
       Rhythmustanz, bei dem die Musikrichtung vorgegeben wird, in dieser Saison
       zu Musiken der 1980er Jahre gelaufen werden soll. Das brachte schon die
       gesamte Saison über frischen Wind ins Eistanzen und wird vom Publikum mehr
       gemocht als traditionelle Pflichttänze wie beispielsweise Walzer.
       
       Das deutsche Meisterpaar Jennifer Janse van Rensburg/Benjamin [1][Steffan],
       Neunte im Vorjahr, peilen wieder eine Top-Ten-Platzierung an. Das ist zwar
       nicht ganz unrealistisch, aber schwierig, denn in diesem Jahr sind starke
       neue Paare hinzugekommen, wie beispielsweise die für Georgien laufenden
       Russen [2][Diana Davis]/Gleb Smolkin. Davis ist die Tochter der
       umstrittenen russischen Erfolgstrainerin [3][Eteri Tutberidse]. Sie lebt
       und trainiert mit ihrem Partner, der in Russland eine Einberufung zum
       Wehrdienst bekommen hatte, im amerikanischen Exil, hat aber gleichfalls
       georgische Wurzeln.
       
       Aber auch junge Duos aus Tschechien, Frankreich und Spanien, von denen man
       viel erwarten kann, nehmen erstmals an einer EM teil. „Eine Voraussage über
       die Platzierung ist schwierig“, sagt Benjamin Steffan der taz. „Unser Ziel
       ist es, zwei Programme sauber zu präsentieren.“ Nur wenn er mit seiner
       Partnerin wieder unter die Top Ten kommt, darf die deutsche Eislauf-Union
       auch nächstes Jahr wieder zwei Eistanzpaare zu den europäischen
       Titelkämpfen schicken.
       
       In diesem Jahr werden die deutschen Meister von den ambitionierten
       Chemnitzern Charise Matthaei/Max Liebers begleitet, die noch nicht lange
       gemeinsam laufen und bei der EM eher als Außenseiter gelten. Im kommenden
       Jahr wird mit ihren Oberstorfer Trainingskameraden Daria Grimm/Michail
       Savatskij, die von den Junioren aufsteigen, weitere Konkurrenz hinzukommen.
       Grimm/Savatskij gehören zu den besten Juniorenpaaren weltweit, sie waren
       Dritte des diesjährigen Grand-Prix-Finales.
       
       Benjamin Steffan sagt der taz, seine Partnerin und er seien in guter Form.
       In den letzten Tagen hätten sie vor allem am Tempo ihres Kurzprogramms und
       an der Synchronität der Bewegungen gefeilt. „Da gab es die Reaktion, dass
       wir da noch Reserven haben“, gibt er zu.
       
       9 Jan 2024
       
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