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       # taz.de -- „The Beekeeper“ mit Jason Statham: Angriff des Killerbienenzüchters
       
       > Parodie auf das Genre: Der unverwüstliche Action-Star Jason Statham macht
       > in „The Beekeeper“ eine ordentliche Figur als einsamer Rächer.
       
   IMG Bild: Beschützt den Honig und noch mehr: Adam Clay (Jason Statham) in „The Beekeeper“
       
       Da weiß jemand, was zu tun ist. In einer verqualmten Scheune summt es
       kräftig, man sieht ein Insektennest, ein Mann in Imkermontur tritt hinzu,
       eine Papiertüte in der Hand, die er mit sicherer Bewegung über die
       unförmige Behausung zieht und oben zudrückt.
       
       Im Hauptgebäude des ländlichen Anwesens präsentiert er das Ergebnis seiner
       Arbeit der Herrin des Hauses, Mrs Parker ([1][Phylicia Rashad]). Die
       bedankt sich vielmals, bevor er sich mit dem Beutel aufmacht, um etwas
       „Persönliches“ mit den eingefangenen Hornissen zu regeln, die seine Bienen
       gefährden würden. Für das, was folgt, müsste man in Deutschland mit teils
       empfindlichen Geldstrafen rechnen.
       
       Der Imker nennt sich Adam Clay und wird gegeben von [2][Jason Statham.
       Dieser auf Actionhelden abonnierte Schauspieler] nimmt sich in seiner Rolle
       als wabenstreichender Bienenfreund in David Ayers Film „The Beekeeper“
       etwas ungewöhnlich aus, seinen Honig füllt er aber nach allen Regeln der
       Kunst in Gläser, wo er bernsteinfarben leuchtet. Der Anfang ist allerdings
       der einzig halbwegs friedliche Teil der Handlung.
       
       Denn kurz nachdem Clay zu seinen Bienenstöcken zurückgekehrt ist, wird Mrs
       Parker, von der er einen Teil der Scheune gemietet hat, Opfer eines
       Internetbetrugs, bei dem ein vermeintlicher Antivirenprogrammanbieter
       sämtliche von ihr verwalteten Konten leerräumt. Als Clay abends noch einmal
       bei ihr vorbeischauen will, findet er sie tot in ihrem Wohnzimmer vor.
       
       ## Kein gewöhnlicher Imker
       
       Von da an schreitet die Handlung, die im Übrigen übersichtlich bleibt,
       zügig voran. Clay, der im Haus von Mrs Parker von dessen Tochter Verona
       (Emmy Raver-Lampman) überwältigt wird, sie ist zufällig ebenfalls gekommen
       und zufällig FBI-Agentin, steht zunächst selbst unter Mordverdacht.
       
       Nachdem seine Unschuld nachgewiesen ist, macht er unverzüglich das
       Unternehmen ausfindig, dem Mrs Parker in die Falle gegangen war. Ziemlich
       bald gibt der Film zu erkennen, dass Clay kein gewöhnlicher Imker ist. Er
       ist vielmehr ein „Beekeeper“.
       
       Was das konkret heißt, soll an dieser Stelle nicht verraten werden,
       zumindest lässt sich sagen, dass er sich als jemand erweist, der neben
       Hornissen auch seinesgleichen mühelos zu töten oder außer Gefecht zu setzen
       versteht. Sein Besuch bei den Internetbetrügern ist lediglich der Auftakt
       für reichlich Stunts und Schießeinlagen, feuerballfreudige Explosionen gibt
       es gleich mehrere.
       
       Die Bienen spielen von da an keine Rolle mehr für die Erzählung, das Wort
       „Beekeeper“ begleitet Clay dennoch bis zum Ende des Films. Eine Art Running
       Gag des Drehbuchs ist, dass alle Figuren, die vom „Beekeeper“ sprechen, das
       in ehrfürchtiger Ausschmückung mit Kraftausdrücken tun: Man hat mithin
       Angst vor Clay und seinen Fähigkeiten.
       
       ## Karikatur einer grauen Eminenz
       
       Wobei die Dialoge, die in der deutschen Synchronfassung besonders
       unbeholfen und reißbrettartig klingen, nicht unerheblich dazu beitragen,
       dass diese „Ein Mann tötet praktisch alle, die sich ihm in den Weg
       stellen“-Geschichte wie die Parodie eines Actionfilms wirkt. Sogar der
       distinguiert britische Star Jeremy Irons darf als Karikatur einer grauen
       Eminenz im Dienst dubioser Mächte in Erscheinung treten. Wenn man das alles
       nicht ernst nimmt, vermag die Sache solide zu unterhalten – oft
       unfreiwillig, wie es scheint.
       
       In politischer Hinsicht stellt sich jedoch die Frage, ob Drehbuchautor Kurt
       Wimmer eine Satire auf die [3][rechtsdrehende Stimmung in den USA]
       vorschwebte oder ob er sie unkritisch abbildet. So wird Clay die
       FBI-Agentin Verona Parker, die ihm stets auf den Fersen bleibt, irgendwann
       fragen, ob sie für das Gesetz oder für Gerechtigkeit stehe. Und von
       Gerechtigkeit ist es in diesem Zusammenhang ein sehr kleiner Schritt zu
       Selbstgerechtigkeit. Honig hin oder her.
       
       11 Jan 2024
       
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