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       # taz.de -- Naher Osten: Von Jemen bis Den Haag
       
       > Der Krieg in Gaza wird zur globalen Angelegenheit. Es ist wichtig, dass
       > die Weltgemeinschaft der Eskalationsspirale entgegentritt.
       
   IMG Bild: Pro-palästinensische Sympathisantin vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag
       
       Der Krieg im Nahen Osten ist zu wichtig, um ihn Benjamin Netanjahu zu
       überlassen. Das hat die Welt in diesen Tagen erkannt. Der Internationale
       Gerichtshof verhandelt [1][über Südafrikas Vorwurf eines Völkermordes durch
       Israel an den Palästinensern in Gaza], Deutschland billigt Waffenexporte an
       Saudi-Arabien, und nun haben die USA und Großbritannien massive
       Luftangriffe auf Jemens pro-iranische Huthi-Rebellen geflogen, die aus
       Solidarität mit der Hamas den Welthandel mit Angriffen auf Frachter im
       Roten Meer stören.
       
       Der Krieg in Gaza wird zur globalen Angelegenheit, und das ist gut so.
       Israel würde ihn gerne als innere Angelegenheit gewertet sehen, in die sich
       gefälligst niemand einzumischen hat. Aber er hat weltweite Auswirkungen,
       und da müssen sich die Kriegführenden weltweite Fragen gefallen lassen.
       
       Wenn Israels Vorgehen in Gaza wirklich so einwandfrei ist, wie es Netanjahu
       und seine Freunde entgegen allem Augenschein behaupten, sollte es ja wohl
       kein Problem sein, das vor einem unabhängigen Gericht darzulegen. Der
       israelische Ministerpräsident sah sich jetzt bereits gezwungen, seine
       Auslöschungsrhetorik zu mäßigen und klarzustellen, Israel kämpfe nicht
       gegen die Palästinenser insgesamt. Sollten diesen Worten Taten folgen, wäre
       schon viel gewonnen.
       
       Das Verfahren am IGH wird das Leiden in Gaza natürlich nicht beenden,
       genauso wenig, wie die US-Luftangriffe auf Jemen die Huthi-Rebellen
       zerschlagen werden. Die Bedeutung all dieser Entwicklungen liegt darin,
       dass sie überhaupt stattfinden. Israel und die Palästinenser miteinander
       alleine zu lassen würde die Region ins Massensterben führen.
       
       Israel hat militärisch zwar die Oberhand über Hamas, liefert [2][mit seiner
       menschenverachtenden Kriegsführung in Gaza] aber Libanons Hisbollah und
       Jemens Huthis eine Steilvorlage, sich als die nächsten Widerstandskämpfer
       zu profilieren statt als die Kriegstreiber, die sie in Wahrheit sind. Es
       ist wichtig, dass die Weltgemeinschaft insgesamt dieser Eskalationsspirale
       entgegentritt.
       
       ## Worte statt Waffen
       
       Nicht nur darf Israels Selbstverteidigung nicht Netanjahu überlassen
       bleiben; auch die Sache der Palästinenser ist zu wichtig, um sie Hamas zu
       überlassen. Wer Frieden in Nahost will, sollte es begrüßen, wenn der
       palästinensische Freiheitskampf mit Worten statt Waffen geführt wird. Vor
       drei Monaten jubelten Palästinenser über den völkermörderischen
       Hamas-Überfall auf Israel. Jetzt jubeln sie über die Völkermordanklage
       gegen Israel in Den Haag. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung.
       
       Als Nächstes sollte auch Israel endlich auf den Boden des Völkerrechts
       finden. Dann könnte vielleicht eine Friedensperspektive entstehen, nachdem
       alle Beteiligten bereits einen tiefen Blick in den Abgrund geworfen haben.
       
       12 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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