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       # taz.de -- Unwort des Jahres 2023: Remigration? Gegen-Ruck!
       
       > Remigration ist das Unwort des Jahres 2023. Die Debatte muss man
       > aufgreifen und Stellung gegen rechten Mist beziehen.
       
   IMG Bild: Das „Unwort des Jahres“ 2023 wird von Susanne Spieß, Sprachwissenschaftlerin und Jury-Sprecherin, bekannt gegeben
       
       Das [1][Unwort des Jahres 2023], es heißt „Remigration“. Moment mal,
       bemerken jetzt viele Kommentator*innen, ist diese unselige Geschichte
       mit dieser [2][rechten Geheimkonferenz in Potsdam] und ihrer publik
       gewordenen Idee einer Art Blut-und-Boden-Ideologie 2.0 nicht erst ein paar
       Tage alt, und wir haben aber doch schon 2024? Und überhaupt: Da können sich
       doch die Nazis mal wieder beglückwünschen, dass ihr Unwort noch ein paar
       Tage länger hyperventiliert wird. [3][Diskursverschiebung nach rechts
       geglückt].
       
       Mag sein. Mag aber auch sein, dass wir aus Sorge darüber, den Rechten zu
       viel Beachtung zu schenken, den Moment nicht verpassen dürfen, uns deutlich
       weniger defensiv als nur mit Schweigen zur Wehr zu setzen. Nicht übers
       Stöckchen springen?
       
       Eher andersrum: Zu manchem darf man nicht schweigen. Und da ist, so scheint
       es, am Wochenende etwas in Bewegung geraten: Es ist doch einigermaßen
       beruhigend zu sehen, dass ein gesellschaftlicher Ruck hierzulande auch noch
       anders ausfallen kann als nach rechts.
       
       Da waren die Zehntausenden einer selbstbewussten Zivilgesellschaft, die am
       Wochenende in Berlin, in Potsdam und anderen Städten auf die Straße
       gegangen sind, um gegen ein Konzept zu demonstrieren, bei dem einem flau
       werden kann: „Remigration“. Die massenhafte Deportation von Menschen. Die
       Unwort-Jury, die Mehrheit von ihnen Sprachwissenschaftler*innen, hat
       schnell reagiert: Sie hat verstanden, was ihr Beitrag sein könnte, als Teil
       einer demokratischen Zivilgesellschaft mit einer gewissen Reichweite in den
       Medien. Sie haben das Megafon genutzt, das man ihnen einmal im Jahr
       hinhält. Es schließt an die Eindrücke eines Demowochenendes an, das hoffen
       lässt, dass dieses Aufbruchsgefühl nicht so schnell nachlässt.
       
       Übrigens ist die Jury mit ihrer Wahl auch deshalb nicht ein Jahr zu früh
       dran, weil „Remigration“ als Unwort schon sehr lange im rechtsextremen
       Diskurs herumgeistert. Dass dieser Umstand zu lange offensichtlich nicht
       genügend Menschen in diesem Land interessiert hat, auch das sollte einem zu
       denken geben.
       
       15 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.uni-marburg.de/de/aktuelles/news/2024/unwort-des-jahres-2023-remigration
   DIR [2] /Geheimtreffen-mit-Rechtsextremen/!5985149
   DIR [3] /Unwort-des-Jahres-ist-Remigration/!5985316
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Klöpper
       
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