URI: 
       # taz.de -- Berliner Bäder: Iris Spranger zählt bis drei
       
       > Nach langer Sanierung ist das beliebte Stadtbad Tiergarten wieder auf.
       > Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Bis zu 30 Prozent weniger
       > Energieverbrauch.
       
   IMG Bild: Das Stadtbad Tiergarten in neuem Glanz. An der Stirnseite erhalten geblieben: Das bekannte Schmuckpaneel
       
       Berlin taz | Montagmittag vor dem Stadtbad Tiergarten. Ein älterer Herr
       kommt mit einem Fahrrad angeschossen. Im Rucksack hat er seine Badesachen.
       Der Anwohner der nahe gelegenen Lehrterstraße ist ganz aufgeregt. Ob er
       richtig gehört habe, dass das Hallenbad wieder offen ist? Ja, aber erst ab
       Dienstag 6.30 Uhr, wird ihm von einem Bademeister am Eingang beschieden.
       Enttäuscht macht der Mann kehrt.
       
       Am Montag feierten Politikerinnen, Politiker und Verantwortliche der
       [1][Berliner Bäder Betriebe (BBB)] die Wiedereröffnung des Bades unter
       Ausschluss der Öffentlichkeit. Nur die Presse ist geladen. Nach den Reden
       eröffnen sechs Auszubildende der BBB das Sportbecken mit einem Sprung ins
       Wasser. Innen- und [2][Sportsenatorin Iris Spranger (SPD)] gibt den
       Startbefehl. Bei aller Kritik an ihrer politischen Performance, das muss
       man Spranger lassen: Sie kann bis drei zählen.
       
       Vier Jahre hat die Grundsanierung des 1984 eröffneten Stadtbades Tiergarten
       gedauert. Gemessen daran, dass in Berlin derzeit viele Schwimmhallen wegen
       Sanierung geschlossen sind, ist das eine lange Zeit. Mit Baukosten von 19,6
       Millionen Euro, knapp ein Drittel der Summe hat der Bund zugeschossen,
       handelte es sich um [3][das größte Sanierungsprojekt] der BBB.
       
       Und natürlich haben wie so oft viele Dinge zu Bauverzögerungen beigetragen:
       Corona, Materialengpässe und kurz vor Fertigstellung wurde entdeckt, dass
       das Wasser aus unerfindlichen Gründen aus einem Becken in den Beton
       versickerte.
       
       Schwamm drüber. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Halle ist jetzt
       lichtdurchflutet, Wand- und Fußbodenkacheln sind in warmen Sandfarben
       gehalten, Sitzbänke und Türen leuchten rot. Ein mit Liegestühlen
       ausgestatteter Wintergarten lädt zum Verweilen ein. Beibehalten wurden die
       Dreigliederung der Becken. Nach wie vor gibt es ein Nichtschwimmerbecken,
       ein Sprungbecken mit einem 3-Meter-Turm, neu ist die Kletterwand, von der
       man sich ins Wasser fallen lassen kann – einzigartig in Berlin. Das 50
       Meter lange sechsspurige Sportbecken kann durch Hochfahren einer mobilen
       Trennwand auch gedrittelt oder halbiert werden.
       
       ## Stephan von Dassel zeigt Haut
       
       Im Unterschied zu früher kann die Wassertemperatur in den drei Becken nun
       individuell gesteuert werden. Durch den Einbau moderner Anlagen wurde das
       gesamte Bad energetisch auf Vordermann gebracht. Die neue Lüftungsanlage
       verfügt über eine Wärmerückgewinnung. Die verbrauchte Luft wird beim
       Abführen an der frisch hinzukommenden kalten Luft vorbeigeführt, die
       dadurch erwärmt wird.
       
       Das Gleiche passiert bei der Wasseraufbereitung. Bis zu 30 Prozent weniger
       Energie werde das Stadtbad künftig verbrauchen, heißt es in der
       Pressemitteilung, und circa 16 Tonnen weniger klimaschädliches CO2 pro Jahr
       – wobei der Gesamtverbrauchswert nicht mitgeliefert wurde.
       
       „Im Anschluss können Sie das Bad gerne selbst testen“, hatte es in der
       Einladung der BBB geheißen. Innen- und Sportsenatorin Spranger macht keine
       Anstalten abzulegen, auch ihr [4][Pressesprecher Thilo Cablitz] hält sich
       bedeckt. Die übrigen Gäste stürzen sich auf das Buffet, das im Wintergarten
       aufgetischt ist, als im Foyer ein kleiner Mann in Badehose, dunkler Brille
       und Handtuch über den Schultern auftaucht. Mit einem 5-Euro-Schein
       herumnestelnd fragt er einen Bademeister, ob er dafür Münzen für den
       Garderobenschrank haben könne.
       
       Es ist der frühere [5][Bezirksbürgermeister von Mitte, Stephan von Dassel
       (Grüne)]. Ist ihm das nicht unangenehm, vor dieser Öffentlichkeit so viel
       Haut zu zeigen? „Mich kennt doch keiner mehr“, glaubt von Dassel.
       
       22 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Berliner-Baeder/!5964530
   DIR [2] /Iris-Spranger-und-die-Fussball-EM-2024/!5964905
   DIR [3] /Archiv-Suche/!5919418&s=B%C3%A4dersanierung&SuchRahmen=Print/
   DIR [4] /Berlins-Polizeisprecher-ueber-Rassimus/!5693683
   DIR [5] /Buergermeisterin-in-Berlin-Mitte/!5885599
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Plutonia Plarre
       
       ## TAGS
       
   DIR Berliner Bäder-Betriebe
   DIR Innensenatorin Iris Spranger
   DIR Schwimmen
   DIR Berliner Bäder-Betriebe
   DIR Berliner Bäder-Betriebe
   DIR Freibad
   DIR Berliner Bäder-Betriebe
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Preispolitik der Berliner Bäder-Betriebe: Sauteuer und arschkalt
       
       Ein neues Preissystem sorgt für deutlich höhere Eintrittspreise fürs
       Schwimmen. Weil gespart werden muss, bleiben die meisten Sommerbäder
       ungeheizt.
       
   DIR Berliner Bäder: Eisbaden macht süchtig
       
       Das Prinzenbad, Berlins beliebtestes Sommerbad, hat noch bis zum 30.
       Oktober auf. Das Sportbecken hat derzeit 12,8 Grad. Die Stammkunden kommen
       noch.
       
   DIR Sommerbilanz der Berliner Bäderbetriebe: Randale und schlechtes Wetter
       
       Die Bäderbetriebe ziehen eine durchwachsene Zwischenbilanz. Nach der
       Einführung von Ausweiskontrollen wird nun auch über Videoüberwachung
       debattiert.
       
   DIR Debatte um Berliner Freibäder: Die Macht der Bademeister
       
       Ein Brandbrief, eine kollektive Krankmeldung und die Politik springt. Das
       Columbiabad in Berlin-Neukölln hätte nicht geschlossen werden dürfen.