# taz.de -- Ausländer:innen in der Bundeswehr: Die Gefahr wäre das Machtgefälle
> Gegen die Idee, Ausländer:innen in die Bundeswehr zu holen, lässt
> sich viel einwenden – nicht aber die Angst vor mangelndem Bekenntnis zum
> Grundgesetz.
IMG Bild: Bundeswehrsoldaten bei der Arbeit: Sie sollen in Zukunft von AusländerInnen unterstützt werden
Der Vorschlag ist alt, jetzt könnte aber etwas daraus werden:
Verteidigungsminister Boris Pistorius denkt öffentlich darüber nach,
Ausländer*innen in die Bundeswehr aufzunehmen. Das taten zwar auch
schon seine Vorgängerin, deren Vorgängerin und deren Vorgängerin. Weil die
Sorgen der Bundeswehr aber dringlicher geworden sind – der Ukrainekrieg hat
[1][den Personalbedarf erhöht], während der Fachkräftemangel voll
durchschlägt –, verschwindet die Idee diesmal wohl nicht in der Schublade.
Je nach Ausgestaltung lässt sich gegen diese Aussicht Verschiedenes
einwenden: Die Bundeswehr könnte mit ihrer guten Bezahlung potenzielle
Rekrut*innen aus Ost- und Südeuropa abwerben, sodass in deren Heimat die
Kasernen leerstehen. Und es klingt nach einem zynischen Handel,
ausländischen Soldat*innen mit der Aussicht auf die deutsche
Staatsbürgerschaft im Zweifel in den Fronteinsatz zu locken.
Das schwächste Gegenargument ist im Vergleich dazu die verbreitete
Befürchtung, Soldat*innen ohne deutschen Pass wären im Ernstfall ihrem
Arbeitgeber gegenüber nicht loyal genug. In ihrem Eid schwören
Bundeswehrsoldat*innen nicht auf blinde Treue gegenüber dem
Vaterland, sondern auf „Recht und Freiheit des deutschen Volkes“. Implizit
steckt darin der Verweis auf das Grundgesetz – und dessen Grundsätze sind
universell. Man muss nicht mit der „Lindenstraße“ aufgewachsen sein, um an
die Würde des Menschen zu glauben. Geringer als bei inländischen
Soldat*innen wäre bei ausländischen sogar die Wahrscheinlichkeit, dass
sie Waffen und Munition [2][für Reichsbürgeraktivitäten] abzweigen.
Das größte Risiko könnte umgekehrt gelagert sein: Nicht dass der
ausländische Soldat seine Pflichten nicht erfüllt – sondern dass er seine
Rechte nicht einfordern kann. Das Bundeswehrprinzip der Inneren Führung
sieht vor, dass Soldat*innen Befehle verweigern dürfen, wenn sie ihrem
Gewissen zuwiderlaufen. Zu so einem Widerspruch gehört aber Chuzpe. Und
wenn das Machtgefälle zum Vorgesetzten zu groß wird, wenn am Arbeitsplatz
zum Beispiel das eigene Aufenthaltsrecht hängt, ist ein Nein unmöglich.
24 Jan 2024
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## AUTOREN
DIR Tobias Schulze
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