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       # taz.de -- Antworten zum Streik bei der Bahn: Wieso stehen die Züge still?
       
       > Was fordert die GDL? Was bietet die Bahn? Was würde das für die Gehälter
       > der Mitarbeiter:innen bedeuten? Die wichtigsten Fragen und
       > Antworten.
       
   IMG Bild: Lohnerhöhung und Arbeitszeitverkürzung: zwei Forderungen der GDL
       
       ## Wie viel verdienen Lokführer:innen und Zugbegleiter:innen?
       
       Je nach Ausbildung, Tätigkeit und Berufserfahrung liegen die Grundgehälter
       von Lokführer:innen derzeit brutto zwischen 2.897 und 3.825 Euro, bei
       Zugbegleiter:innen zwischen 2.284,95 und 3.165,32 Euro. Hinzu kommen
       gegebenenfalls verschiedene Zulagen, zum Beispiel Qualifikations- oder
       Ortszulagen, Nachtarbeits- und Schichtzulagen, Wochenend- und
       Feiertagszuschläge.
       
       ## Wie viel verdient der Bahnvorstand?
       
       Das Jahresgrundgehalt der acht Bahnvorstände bewegte sich 2022 zwischen
       200.000 und 968.000 Euro brutto. Hinzu kam noch eine erfolgsabhängige
       Jahrestantieme, woraus sich Gesamteinkommen zwischen 419.000 und rund 2,24
       Millionen Euro brutto ergaben. Runtergerechnet entsprach das einem
       Monatseinkommen zwischen 34.917 und 186.667 Euro. [1][Noch nicht
       miteinberechnet sind dabei weitere Boni, die alle vier Jahre ausgeschüttet
       werden, die sogenannten Long-term Incentives (LTI).]
       
       ## Was fordert die GDL?
       
       Die zentralen Forderungen, mit denen die GDL in die Tarifrunde gestartet
       ist, sind eine Lohnerhöhung um 555 Euro pro Monat, die Erhöhung der Zulagen
       für Schichtarbeit um 25 Prozent, eine Absenkung der Arbeitszeit von 38 auf
       35 Stunden pro Woche für Schichtarbeiter ohne anteilige Lohnabsenkung, die
       Einführung der Fünf-Schichten-Woche für Arbeitnehmer im Schichtdienst sowie
       eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro. Die
       Laufzeit des neuen Tarifvertrags soll maximal zwölf Monate betragen (1.
       November 2023 bis 31. Oktober 2024).
       
       ## Was bietet die Deutsche Bahn?
       
       In ihrem bisher letzten Angebot vom vergangenen Freitag bietet die Deutsche
       Bahn eine Lohnerhöhung um 4,8 Prozent ab August 2024 und weitere 5 Prozent
       ab April 2025. Außerdem soll es „so schnell wie möglich“ eine
       Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2.850 Euro geben. Zum 1. Januar
       2026 sollen die Lokführer:innen und das Zugpersonal dann zwischen einer
       Lohnerhöhung um 2,7 Prozent oder einer Arbeitszeitverkürzung von 38 auf 37
       Stunden wählen können. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll 32 Monate
       betragen (1. November 2023 bis 30. Juni 2026).
       
       ## Worauf hat sich die GDL mit anderen Verkehrsunternehmen geeinigt?
       
       Als Vorbild für einen möglichen Kompromiss mit der Deutschen Bahn
       betrachtet die GDL die Tarifeinigungen mit 18 kleineren
       Eisenbahnverkehrsunternehmen. Ein Beispiel dafür ist der Abschluss mit
       Abellio für die Tochtergesellschaften Abellio Rail Mitteldeutschland und
       WestfalenBahn. Danach erhöht sich dort das monatliche Grundgehalt zum 1.
       Mai 2024 um 240 Euro und um weitere 180 Euro zum 1. Februar 2025. Zudem
       gibt es eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro. Die
       Wochenarbeitszeit soll für Mitarbeiter:innen im Schichtdienst bei
       vollem Lohnausgleich schrittweise in vier Stufen bis zum 1. Januar 2028 von
       38 auf 35 Stunden reduziert werden. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt
       in Bezug auf die Entgeltregelungen 24 Monate (1. November 2023 bis 31.
       Oktober 2025).
       
       ## Was hat die Deutsche Bahn mit der EVG vereinbart?
       
       Die wesentlichen Punkte der Ende August 2023 abgeschlossenen [2][Tarifrunde
       mit der EVG] sind eine Lohnerhöhung von 200 Euro zum Dezember 2023 und um
       weitere 210 Euro zum August 2024, eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe
       von 2.850 Euro sowie eine zusätzliche Lohnerhöhung für Mitarbeitende in
       bahnspezifischen Schlüsselberufen. Eine Arbeitszeitverkürzung war bei den
       Verhandlungen kein Thema. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 25 Monate
       (1. März 2023 bis 31. März 2025).
       
       ## Wie würde sich das auf die Höhe eines Monatsgehalts auswirken?
       
       Das lässt sich nicht allgemein sagen, da die Deutsche Bahn der GDL bisher
       nur eine prozentuale Steigerung anbietet, von der Besserverdienende mehr
       profitieren als Schlechterverdienende. Aber als Anhaltspunkt soll ein
       Beispiel dienen: Eine Bahnbeschäftigte mit einem monatlichen Grundgehalt
       von bisher 3.000 Euro brutto erhielte ab August 2024 nach der GDL-Forderung
       3.555 Euro, nach dem Bahnangebot 3.144 Euro und nach dem EVG-Tarifabschluss
       3.410 Euro. Nach dem Bahnvorschlag würde sich ihr Gehalt ab April 2025 auf
       rund 3.301 Euro erhöhen und im Januar 2026 auf rund 3.390 Euro, läge also
       auch dann immer noch unter dem EVG-Abschluss. Wobei es zu diesem Zeitpunkt
       bereits einen neuen Tarifvertrag mit der EVG geben dürfte, also für
       EVG-Mitglieder entsprechend die nächste Lohnerhöhung, wodurch sich der
       Abstand weiter vergrößern würde.
       
       24 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
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