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       # taz.de -- Pionierin der Sportfotografie: Gehasste Frau an des Kaisers Seite
       
       > Diana Sandmann wurde gar mit Tomaten beworfen, weil Franz Beckenbauer für
       > sie seine Familie verließ. Ihre Arbeit interessierte niemanden.
       
   IMG Bild: Sportfotografin und Sportler: Diana Sandmann neben Franz Beckenbauer
       
       Sie war mindestens eine der ersten Frauen, die in Deutschland als
       Sportfotografinnen arbeitete. Vielleicht war Diana Sandmann sogar die
       allererste Frau, die professionell in Stadien das Geschehen knipste, so
       ganz genau lässt sich das nicht klären. Ihr damaliger Job interessierte die
       deutsche Öffentlichkeit allerdings ohnehin kein bisschen. Bekannt wurde sie
       erst als Freundin [1][von Franz Beckenbauer], der damals als glücklich
       verheirateter Vorzeigefamilienvater galt.
       
       Sportfotografie sei „eine reine Männerdomäne“ gewesen, erinnert sich Diana
       Sandmann im Dokumentarfilm „Beckenbauer – Legende des deutschen Fußballs“.
       Und sagt: „Ich war da relativ allein auf weiter Flur“. Ein kurzer
       historischer Filmausschnitt zeigt sie anlässlich einer Preisverleihung in
       den siebziger Jahren, zu sehen sind ein Männerpulk und eben Diana Sandmann.
       Ein Schwarzweißfoto aus dieser Zeit wurde bei der Arbeit in einem
       Fußballstadion geschossen. Sandmann lächelt, sportlich gekleidet, rauchend,
       mit Kamera um den Hals, in die Kamera eines Kollegen. Genau dieses Bild
       wird das erste sein, das sich Deutschland von ihr macht, denn damit wird
       der Bericht einer Boulevardzeitung illustriert, in dem sie als
       Beckenbauer-Freundin geoutet wird.
       
       „Sehr kompliziert“ sei die Situation gewesen, erklärt Diana Sandmann im
       Film. Und deutet an, dass sich der Hass wohl vor allem auf sie
       konzentrierte: „Ich konnte dann auch nicht mehr wirklich fotografieren oder
       auf den Fußballplatz gehen. Und die Gemüsefrau hat mir nichts mehr
       verkauft, weil einer Hure verkauft man ja nix.“ In der 2005 erschienenen
       Beckenbauer-Biografie „Franz Beckenbauer. Der freie Mann“ berichtete sie
       überdies davon, dass sie von Fußballfans auf dem Platz mit Tomaten beworfen
       worden sei und allgemein „viel mitgemacht“ habe.
       
       ## Zeitungen merkten sich nicht mal den Vornamen
       
       Solches Mobbing und derartige Beleidigungen und Angriffe wären heute Anlass
       für ausgedehnte Berichterstattungen, damals interessierte es anscheinend
       jedoch keine einzige Zeitung und keinen TV-Sender, wie es Sandmann erging.
       Mehr noch: Die Frau an des Kaisers Seite war offenkundig so unerheblich,
       dass man sich nicht einmal ihren Vornamen richtig merkte. [2][In einem
       taz-Artikel aus dem Jahr 1992 wird sie Diane genannt,] sucht man im
       Online-Archiv des Spiegels nach Diana Sandmann, gibt es nur drei Treffer,
       während „Diane Sandmann“ in acht Artikeln vorkommt.
       
       Immerhin, durch die Vertragsunterzeichnung Beckenbauers bei Cosmos New York
       1977 wurde auch „die Freundin“ weitgehend aus der Schusslinie genommen.
       Diana Sandmann, die sich schon immer für Malerei und Kunst interessiert
       hatte, besuchte in der US-Metropole Kunstakademien. Besonders beeindruckte
       sie der abstrakte Expressionismus der „New York School“, zu deren
       Vertretern unter anderem Willem de Kooning und Jackson Pollock gehörten.
       
       1988 ging schließlich die Beziehung zu Beckenbauer in die Brüche, diskret
       sagt Sandmann darüber nur, dass sie davon aus der Zeitung erfahren habe und
       es „sehr, sehr schmerzhaft“ gewesen sei. Es sei eben „nicht lustig, wenn du
       emotional eh gefordert bist und dann auch noch die ganze Nation mitmacht“.
       Immerhin sorgte Beckenbauer laut FAZ dafür, dass sie, obwohl die beiden nie
       geheiratet hatten, finanziell abgesichert war.
       
       Diana Sandmann ist heute [3][eine durchaus anerkannte Malerin], über ihre
       Werke und Ausstellungen wird nur noch in der Boulevardpresse mit dem Zusatz
       „Beckenbauers Ex“ berichtet. Wirklich ins öffentliche Bewusstsein gelangte
       sie erst wieder durch den Tod des Mannes, den sie noch lange nach der
       Trennung einmal als ihren „Lebensmenschen“ bezeichnete.
       
       25 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Franz-Beckenbauer-ist-tot/!5977391
   DIR [2] /Archiv-Suche/!1659329&s=Diane+Sandmann&SuchRahmen=Print/
   DIR [3] https://www.diana-sandmann.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Elke Wittich
       
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