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       # taz.de -- Wegen Huthi-Rebellen im Suezkanal: Schiffe halten nicht mehr in Piräus
       
       > Lange boomte der Hafen der griechischen Küstenstadt. Wegen Angriffen von
       > Huthi-Rebellen droht jetzt der Containerumschlag einzubrechen.
       
   IMG Bild: Ein Containerschiff wird in den Hafen von Piräus gelotst, Archivaufnahme vom 28.05.2022
       
       Piräus taz | Vier große Containerlinienreedereien haben den Entschluss
       gefasst, ihre drei wöchentlichen Dienste von Asien nach Piräus bis auf
       Weiteres einzustellen: Griechischen Medienberichten zufolge wollen die CMA
       CGM, Cosco Container Lines, Evergreen Line und Orient Overseas Container
       Line die Küstenstadt nicht mehr ansteuern. Für gewöhnlich machen diese
       Reedereien im Hafen von Piräus einen Zwischenstopp auf der Fahrt ihrer
       Schiffe nach Nordeuropa.
       
       Der Grund für ihre Entscheidung sind die Angriffe der vom Iran
       unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen auf Frachtschiffe im Roten Meer. Die
       Huthi-Miliz unterstützt die im Gazakrieg ebenfalls vom Iran unterstützte
       palästinensische Extremistenorganisation Hamas. Die Huthi-Rebellen hatten
       jüngst versucht, Schiffe im Roten Meer mit einer Seedrohne anzugreifen.
       
       Das unbemannte Fahrzeug habe sich Schiffen der US-Marine bis auf wenige
       Kilometer genähert, bevor es explodiert sei, teilte der Chef von
       US-Marineeinsätzen im Nahen Osten, Brad Cooper, mit. Am 3. Januar gaben die
       USA und mehrere verbündete Staaten [1][eine letzte Warnung an die Huthis]
       heraus. Sie wurden darin aufgefordert, Angriffe auf Schiffe im Roten Meer
       unverzüglich einzustellen. Andernfalls drohten ihnen militärische
       Maßnahmen, hieß es.
       
       Doch die Reedereien sind in Alarmbereitschaft verfallen. Auch der dänische
       Reederei-Riese Maersk hat auf die Suezkrise mittlerweile reagiert. Um
       mögliche Angriffe der Huthi-Rebellen zu vermeiden, schickte Maersk nun vier
       seiner Containerschiffe auf der Rückfahrt nach Asien aus dem Roten Meer
       zurück durch den Suezkanal und auf die lange Reise um Afrika herum zurück
       nach Asien.
       
       ## Piräus profitierte von Fahrten über den Suezkanal
       
       Der ägyptische Suezkanal verbindet das Rote Meer mit dem Mittelmeer. Er ist
       der schnellste und mithin günstigste Weg für den Transport von Treibstoff,
       Lebensmitteln und Konsumgütern aus Asien und dem Nahen Osten nach Europa.
       Rund ein Drittel des gesamten weltweiten Containeraufkommens – darunter
       Spielzeug, Schuhe, Möbel und Tiefkühlkost – werden über diese Route
       abgewickelt.
       
       Die [2][Folgen der Unruhen im Suezkanal] für den Hafen von Piräus sind
       fatal. Ausgerechnet der Containerhafen in Piräus profitierte bisher von
       seiner geografischen Nähe zum Kanal. Laut Marktbeobachtern beeinträchtigt
       die Krise nicht nur die reibungslose Versorgung des griechischen Marktes
       mit langlebigen Konsumgütern aus Asien wie Kühlschränken, Fernsehgeräten,
       Computern und Autos. Obendrein verringert sich der Containerumschlag im
       Hafen von Piräus.
       
       Gemessen am Containerumschlag belegte Piräus in der Europäischen Union (EU)
       im Jahr 2022 offiziellen Angaben zufolge Platz fünf mit knapp 5 Millionen
       TEU (kurz für Twenty-Foot Equivalent Unit, die Einheit für genormte
       Container). Spitzenreiter in der EU war der Hafen von Rotterdam mit 14,46
       Millionen TEU. Es folgten Antwerpen mit 13,48 Millionen TEU, Hamburg (8,27
       Millionen TEU) sowie Valencia (5,08 Millionen TEU).
       
       ## Piräus: Containerumschlag seit 2009 verachtfacht
       
       In der Finanzkrise, mit der Griechenland besonders hart zu kämpfen hatte,
       wurden ab Oktober 2009 51 Prozent des Containerhafens von der Hafenbehörde
       Piräus (PPA) an das chinesische Unternehmen Cosco für 35 Jahre verpachtet.
       Seit 2020 kontrolliert der Konzern 67 Prozent von PPA. Cosco konnte den
       Containerumschlag im Hafen von Piräus von 664.895 TEU im Jahr 2009 fast
       verachtfachen. Bis zur aktuellen Krise im Suezkanal hielt der Aufwärtstrend
       an. Der Containerhafen von Piräus boomte. Doch damit ist es vorerst vorbei.
       
       Und: Nicht nur Piräus treffen die Unruhen hart. Laut Experten dürfte sie
       sich auch auf den zweitgrößten griechischen Hafen in der Metropole
       Thessaloniki auswirken. Thessaloniki dient in erster Linie als Transithafen
       für kleinere Schiffe. Der Containerumschlag belief sich im Jahr 2021 auf
       470.645 TEU. Der [3][griechisch-russische Großunternehmer Ivan Savvidis
       kontrolliert] den Hafen von Thessaloniki.
       
       11 Jan 2024
       
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       ## AUTOREN
       
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