URI: 
       # taz.de -- Protestaktion „Run for their lives“: Solidarität im Laufschritt
       
       > Jeden Sonntag gibt es vielerorts den „Run for their lives“, der die
       > Freilassung der israelischen Geiseln fordert. Ein Besuch bei der
       > Hamburger Gruppe.
       
   IMG Bild: Wider das Vergessen: Bilder von in den Gazastreifen Entführten hängen Ende Oktober 2023 an einer Synagoge in Köln
       
       Hamburg taz | Es ist kalt, aber die Sonne scheint am vergangenen
       Sonntagmorgen. Eine kleine Gruppe steht in dicken Klamotten an der
       Außenalster in Hamburg und unterhält sich angeregt über die bevorstehende
       Stunde. Obwohl es so früh ist, wirken die meisten wach. Neben ihnen stehen
       Sportgeräte, ein lockiger Hund turnt um alle herum, während die ersten
       Plakate ausgepackt werden. Aus einem Karton holen sie rote Zettel, gelbe
       Bändchen und Sicherheitsnadeln.
       
       In den nächsten Minuten schließen sich immer mehr Menschen der Gruppe an.
       Man begrüßt sich wie alte Bekannte. Als der „Run for their lives“ – der
       „Lauf um ihre Leben“ – schließlich beginnt, stehen rund 40 Menschen
       zusammen und bereiten sich aufs gemeinsame Losgehen vor.
       
       Seit Ende November findet der Protestlauf regelmäßig jeweils am Sonntag
       statt. Hintergrund sind die Entführungen in Israel durch die Hamas am 7.
       Oktober. Einen Raum für Gemeinschaft und Gedenken wollen die
       VeranstalterInnen sich selbst, aber auch anderen damit geben.
       
       Den meisten hier geht die [1][Situation der Entführten] persönlich sehr
       nah. Hier finden sich Menschen zusammen, die sich im Schmerz verbunden
       fühlen. Zu Beginn zeigten noch rund 150 Menschen ihre Solidarität mit den
       Entführten und deren Angehörigen mit Plakaten und Schleifen in Gelb, als
       universelles Zeichen der globalen Solidarität.
       
       Dabei ist eigentlich Rot die Farbe, unter der diese Aktion steht. Weil es
       Aufmerksamkeit schafft und für die entstandenen Wunden steht, erklärt
       Veranstalterin Noa Hirsch. Gemeinsam mit ihrer Mutter Michal Hirsch hat sie
       den Protestlauf auch nach Hamburg gebracht.
       
       Am kommenden Sonntag werden die Geiseln [2][seit 100 Tagen] in der Gewalt
       der Terrororganisation sein. Weltweit organisiert das hinter dem „Run for
       their lives“ stehende globale Bündnis für diesen Tag Aktionen.
       
       Auch die Hamburger Gruppe bereitet erneut einen Protestlauf mit
       symbolischen Aktionen vor. Auch am Sonntag will sie unter dem Motto „Bring
       them home now“ mit Plakaten mit Bildern und den Namen der Entführten an der
       Alster Aufmerksamkeit für die Situation der Geiseln schaffen und dafür
       sorgen, dass sie nicht vergessen werden.
       
       „Die Geiselschaft Unschuldiger sollte nicht in unserem Alltag untergehen“,
       sagt Hirsch. „Der erste Schock ist überwunden, denn unser Leben ist nicht
       so betroffen wie das der Menschen vor Ort“, sagt sie. „Was grade passiert,
       ist ein Zustand des Okay-damit-Seins, doch [3][solange sich Menschen in
       Geiselschaft befinden], ist das nicht okay.“
       
       Sie erzählt von einem Video, das vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde. Es
       zeigt vier junge Frauen in Gefangenschaft der Hamas. „Das Video der jungen
       Frauen ist ein Zeugnis dafür, wie nah die Geiseln dem Tod sind“, sagt
       Hirsch. Neben dem Schmerz über deren Leid und der Angst um ihr Leben zeige
       das Video aber auch eine Möglichkeit auf. „Denn diese Menschen können noch
       gerettet werden.“
       
       Dabei soll die regelmäßige Aktion kein Statement zum Krieg oder eine
       Positionierung darstellen, sondern einen Fokus auf die unschuldigen
       Entführten lenken, [4][schreibt die Gruppe]. Unter den Geiseln seien ältere
       Menschen und Kinder, die dringend medizinische Hilfe benötigten.
       
       „Wir warten auf die Freilassung aller Geisel“, sagt Noa Hirsch. „Bis nicht
       jede dieser Geisel nach Hause gekommen ist, wird niemand von uns Ruhe zum
       Trauern finden. Bis dahin werden wir auf die Straße gehen und weitermachen,
       auch wenn wir eigentlich eine Pause brauchen“, sagt sie.
       
       12 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Israelische-Geiseln-in-Gaza/!5973878
   DIR [2] /Drei-Monate-Israel-Gaza-Krieg/!5984870
   DIR [3] /Israelische-Geiseln/!5980359
   DIR [4] https://www.salonamgrindel.de/empfehlungen/run-for-their-lives
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Luna Harms
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Geisel
   DIR Geiselnahme
   DIR Hamburg
   DIR Solidarität
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Israel
   DIR Israel
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Geisel im Gazastreifen: Herz in Geiselhaft
       
       Der Soldat Tamir Nimrodi wurde am 7. Oktober 2023 von der Hamas in den
       Gazastreifen verschleppt. Sein Vater versucht seither alles, um ihn zu
       befreien.
       
   DIR Südafrikas Klage gegen Israel: „Genozidale Absicht“
       
       Mit der Anhörung der Anklage beginnt in Den Haag der Völkermord-Prozess
       gegen Israel. Premier Benjamin Netanjahu reagiert mit einer Klarstellung.
       
   DIR +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Internationale Rufe nach Waffenruhe
       
       Rund 400 Abgeordnete aus 28 Ländern haben einen Aufruf zu einer sofortigen
       Waffenruhe gestartet. Die USA weisen Völkermordvorwürfe gegen Israel
       zurück.
       
   DIR Drei Monate Israel-Gaza-Krieg: Diplomatische Schmerzgrenze
       
       Außenministerin Baerbock ist in Nahost unterwegs. Der Ton gegenüber Israel
       verschärft sich. Humanitäre Hilfe erreicht den Gazastreifen derzeit kaum.