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       # taz.de -- Bauernproteste und Klimaaktivismus: Blockieren mit Augenzwinkern
       
       > Straßenblockaden mit Trecker sind erlaubt. Das will die Letzte Generation
       > ausnutzen. Wahre Blockierer sind aber weder Bauern noch
       > KlimaaktivistInnen.
       
   IMG Bild: Blockieren statt spielen: Sowohl die Bauern als auch die letzte Generation setzten den Verkehr lahm
       
       Es gibt Vorurteile, die halten sich hartnäckig: Auf deutsche Autos kann man
       sich verlassen; [1][Ostfriesen] und [2][Blondinen] sind doof; im
       Elfmeterschießen [3][gewinnen immer wir]. Oder auch: Ökos haben keinen
       Humor. Das ist selbstverständlich alles Quatsch. Vor allem die Letzte
       Generation hat das gerade eindrucksvoll widerlegt. Im Netz kursiert [4][das
       Foto von einer Blockade]: Ein junger Mann sitzt mit Warnweste vor Autos auf
       der Straße – auf einem grünen Spielzeugtrecker mit Anhänger. Daneben eine
       Frau mit einem Plakat: „Wir dürfen das! Wir haben einen Traktor.“
       
       Sehr lustig. Laut ihrer Presseabteilung waren die BlockiererInnen der
       Letzten Generation mit diesem Trecker-Move überall unterwegs, mit Plakaten
       und Landmaschinen aus Pappe. Der Witz hinter dem Witz war natürlich: Wer
       Bauer ist und einen dicken John Deere hat, der darf für die Erhaltung
       seiner Subventionen die Städte blockieren und alle finden das gut. Wer sich
       fürs Klima auf die Straße klebt, gilt als Terrorist. Oder wie der
       Brandenburger Innenminister sagt: Die [5][Bauern haben Versammlungen
       angemeldet], die Klimaschützer haben Straftaten begangen.
       
       Da wäre das doch eine prima Idee: Die wütende Konfrontation rund um Klima
       und Transformation, die derzeit durchs Land tobt, mal mit ein bisschen
       Augenzwinkern aufzulockern. Immerhin waren die großen
       Fridays-for-Future-Demos immer auch eine Fundgrube für lustige Sprüche wie
       „Rettet die Erde – sie ist der einzige Planet, auf dem es Pizza gibt“.
       
       Und die Bauernproteste haben ja durchaus ebenfalls ihre schräge Seite:
       Teuren Agrardiesel verbrennen, um gegen den Agrardiesel-Preis zu
       protestieren? Großer Aufstand gegen Kürzungen, die zum großen Teil
       zurückgenommen wurden? Proteste [6][Hand in Hand mit CDU/CSU-Politikern],
       die für einen großen Teil des Misthaufens an Agrarpolitik verantwortlich
       sind, den die Bauern jetzt beklagen?
       
       ## Bäuerinnen und Bauern schützen das Klima
       
       Eigentlich sind ja Bäuerinnen und Bauern die wahren KlimaschützerInnen: Sie
       setzen mit ihren Blockaden Verkehrsberuhigung in den Innenstädten durch;
       sie wollen lieber bei den anderen fossilen Subventionen kürzen, etwa beim
       Flugbenzin; sie speichern mit ihrer Arbeit jede Menge Kohlenstoffdioxid,
       zum Beispiel in Gerste, Hopfen und Malz (das dann wieder in die Luft
       entweicht, wenn das Bier geöffnet wird, aber wir wollen nicht kleinlich
       sein); sie produzieren den Blumenkohl für all die Veggie-Schnitzel; sie
       arbeiten rund um die Uhr und können sich teure und CO2-intensive Ferien auf
       den Malediven einfach nicht leisten.
       
       Und jetzt betritt die Großmeisterin der politischen Satire die Bühne: die
       deutsche Bundesregierung. Das Land steht still, die Bauern werden geschont.
       Und die [7][Ampel streicht gleichzeitig völlig ungerührt] und ungestört
       Milliarden beim Klimaschutz: anderthalb Milliarden für Moore, Auen und
       Wälder – zack, weg! 200 Millionen für Klimaschutz im Ausland – peng,
       einkassiert! Zwei Milliarden an Hilfen für Gebäudesanierungen – wusch,
       futsch!
       
       Das Versprechen des Kanzlers, für internationale Klimahilfen 6 Milliarden
       Euro pro Jahr zu zahlen – auf der Kippe. Wenn es in diesem Land eine
       Blockade gibt, dann bei der Klimapolitik. Ohne Witz.
       
       12 Jan 2024
       
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