URI: 
       # taz.de -- Geheimtreffen mit Rechtsextremen: Sprachschutzpolizei auf Abwegen
       
       > Bei dem Treffen von Neonazis soll ein Vorstandmitglied des Vereins
       > Deutsche Sprache anwesend gewesen sein. Höchste Zeit, den Club ins Aus zu
       > schießen.
       
   IMG Bild: In diesem Gästehaus sollen sich im November 2023 hochrangige AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarke Unternehmer getroffen haben
       
       Die Rechten organisieren sich, haben Geld und Macht. Ein weiteres Beispiel
       dafür, was die AfD, Neonazis und ihre Geldgeber in Deutschland vorhaben,
       [1][lieferte das Recherchezentrum Correctiv] am vergangenen Mittwoch.
       Seitdem ist das Medienecho groß, zu Recht bekommt die Frage eines
       bundesweiten AfD-Verbots weiteren Aufwind.
       
       Dass hochrangige Politiker in einem Potsdamer Hotel die Vertreibung von
       Millionen von Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland planen
       sollen, darf nicht ohne Konsequenz bleiben. Doch auf diese wartet man
       bisher vergeblich. Einer der Initiatoren des Treffens, Hans-Christian
       Limmer, Investor und „Hans im Glück“- Gesellschafter, [2][musste die
       Restaurantkette nach den veröffentlichten Vorwürfen verlassen.] Aber: Sein
       Rausschmiss ist eine Formsache, die ihm wohl als finanzstarken Investor
       wenig schaden wird.
       
       Eine weiterhin fast unbeachtete Person, die Teil der Runde gewesen sein
       soll, ist Silke Schröder. In der [3][Correctiv-Recherche] kommt sie als
       interessierte Fragestellerin vor, die sich nicht sicher sei, wie man
       Deutsche mit „entsprechendem Pass“ umsiedeln soll.
       
       ## Reden mit Rechten
       
       Die Immobilienunternehmerin hat unter anderem ein eigenes
       [4][Youtube-Format] bei dem Kanal des Senders TV.Berlin. Dieser ist bekannt
       [5][für regimefreundliche Beiträge zu Aserbaidschan.] Darin spricht sie
       auch mit bekannten Vertreter*innen der rechten Szene. Bekannte Gäste
       sind Alice Weidel, Thilo Sarrazin und Hans-Georg Maaßen. Als
       Vorstandsmitglied des [6][Vereins Deutsche Sprache] setzt sie sich laut
       Website für den „Erhalt der Deutschen Sprache“ und gegen die „ideologisch
       motivierte Genderbewegung“ ein.
       
       Konsequenzen aus ihrer Teilnahme in Potsdam zieht der Verein nicht. In
       einer [7][am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme] distanziert er sich
       von Schröders „privaten Tätigkeiten“. Der Verein vertrete Menschen „aus
       allen politischen und gesellschaftlichen Schichten, die sich um die
       deutsche Sprache bemühen“, außerdem lehne er „Diskriminierung jeder Form
       ab“. Kurz gesagt: Die politische Gesinnung eines Vorstandsmitgliedes ist
       egal, Konsequenzen gibt es keine.
       
       Überraschend ist das nicht, denn der Verein und sein Gründer Walter Krämer
       glänzen seit Jahren mit rechtspopulistischer Rhetorik. In dem Vereinsblatt
       „Sprachnachrichten“ und anderen Veröffentlichungen wettert der ehemalige
       Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik regelmäßig gegen die
       [8][„Genderpest“] und regt sich in einem [9][Interview] in der rechten
       Wochenzeitung „Junge Freiheit“ über die „Medienmafia“ mit „rot-grüner
       Weltverbesserungsidologie“ auf.
       
       ## Medienaufmerksamkeit für den Verein
       
       Der [10][Sprachwissenschaftler Stefan Hartmann zeigt im Online-Format
       Volksverpetzer], wie der Verein rechte Narrative nutzt, um gegen das
       Gendern zu argumentieren. Der Spiegel, der Stern, die Zeit, der
       Deutschlandfunk, auch die taz und viele mehr zitierten den Verein in den
       vergangenen Jahren, wenn es um Genderfragen ging.
       
       Der jährlich ausgestellte [11][Negativpreis „Sprachpanscher des Jahres“]
       des „Vereins Deutscher Sprache“ ist vielen Medien auch 2023 noch eine
       Meldung wert.
       
       Noch im vergangenen Jahr veröffentlichte [12][der Stern] ein längeres
       Gespräch über inklusive Sprache mit einem Mitglied des Vereins. Die vielen
       mindestens rechtspopulistischen Aussagen thematisierte man nicht.
       
       Spätestens jetzt, nach den jüngsten Erkenntnissen über Silke Schröder, ist
       zu hoffen, dass Journalist*innen erkannt haben, dass diesem Verein
       keine mediale Plattform gewährt werden sollte.
       
       13 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://correctiv.org/aktuelles/neue-rechte/2024/01/10/geheimplan-remigration-vertreibung-afd-rechtsextreme-november-treffen/
   DIR [2] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/burgerkette-hans-im-glueck-miteigner-afd-100.html
   DIR [3] https://correctiv.org/aktuelles/neue-rechte/2024/01/10/geheimplan-remigration-vertreibung-afd-rechtsextreme-november-treffen/
   DIR [4] https://www.youtube.com/results?search_query=politicum
   DIR [5] http://www.stefan-niggemeier.de/blog/21094/der-aserbaidschanische-regierungssender-tv-berlin/
   DIR [6] https://vds-ev.de/verein/leitlinien/
   DIR [7] https://vds-ev.de/pressemitteilungen/stellungnahme-zum-correctiv-artikel-geheimplan-gegen-deutschland/
   DIR [8] https://www.pt-magazin.de/de/gesellschaft/aufgespiesst/dringend-gesucht-medizin-gegen-genderpest_jzuy0g9u.html
   DIR [9] https://www.statistik.tu-dortmund.de/fileadmin/user_upload/SFB_823/Kraemer/Kraemer/Interviews/Junge_Freiheit_30_11_18.pdf
   DIR [10] https://www.volksverpetzer.de/hintergrund/verein-deutsche-sprache/
   DIR [11] https://www.zeit.de/kultur/2023-08/verein-deutsche-sprache-sprachpanscher-bundesbildungsministerin
   DIR [12] https://www.stern.de/gesellschaft/streitgespraech-uebers-gendern--sabine-mertens--verein-deutsche-sprache-32661504.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anastasia Zejneli
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Wie umgehen mit Rechten?
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Verein Deutsche Sprache
   DIR Recherche
   DIR GNS
   DIR Hannover
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Schwerpunkt Demos gegen rechts
   DIR Schwerpunkt Pressefreiheit
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR GNS
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Auch Hannover spricht nicht Hochdeutsch: Jedes Deutsch ist gepanscht
       
       Die Hannoveraner sprechen gar kein so reines Hochdeutsch, wie sie bisher
       dachten. Das haben SprachwissenschaftlerInnen nachgewiesen.
       
   DIR Proteste gegen Rechtsextreme: Verbotsforderungen zum AfD-Neujahr
       
       Seit dem Bekanntwerden eines Treffens mit Identitären formiert sich Protest
       gegen die AfD. Demos in ganz Deutschland forderten ein Parteiverbot.
       
   DIR Enthüllungen über AfD-Geheimtreffen: Der Dauerskandal
       
       „Ist doch nichts Neues“, lautet oft die Antwort auf die Recherche zu den
       rechtsextremen Abschiebeplänen. Das stimmt. Aufregen sollte man sich
       trotzdem.
       
   DIR „Stoppt Höcke“-Petition: Faschist soll Grundrechte verlieren
       
       Im September sind in Thüringen Landtagswahlen. Doch der AfD-Spitzenkandidat
       soll nicht antreten können, fordert eine Petition.
       
   DIR Correctiv und Verein Deutscher Sprache: Axt am Grundrecht Pressefreiheit
       
       Nach der Recherche über Pläne, Millionen Menschen aus Deutschland zu
       vertreiben, geht eine Teilnehmerin des Treffens die Presse an. Der DJV
       wehrt sich.
       
   DIR Correctiv-Recherche: Rechte profitieren von Enthüllungen
       
       Für die AfD und Rechtsextremist Martin Sellner ist es ein großer Erfolg,
       dass ihr „Geheimtreffen“ aufflog. Ihre Schlagworte sind jetzt in aller
       Munde.
       
   DIR Geheimtreffen mit Rechtsextremen: AfD-Kader diskutieren Vertreibungen
       
       Einflussreiche AfD-Politiker sollen mit Rechtsextremen einen Plan für
       rassistische Massenvertreibungen diskutiert haben. „Correctiv“ berichtet
       darüber.
       
   DIR Streit um Unvereinbarkeitsliste: AfD streitet um Neonazis
       
       Der AfD-Bundesvorstand hat die rechtsextreme Gruppe „Revolte Rheinland“ auf
       seine „Unvereinbarkeitsliste“ gesetzt. Das Lager um Höcke ist sauer.