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       # taz.de -- Malariabekämpfung auf Kap Verde: Inselparadies ohne Malaria
       
       > Die WHO hat Kap Verde für malariafrei erklärt. Das ist nicht nur für die
       > Bevölkerung von großer Bedeutung, sondern auch für den Tourismus.
       
   IMG Bild: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hofft auf einen historischen Durchbruch in der Malariabekämpfung durch einen neuen Impfstoff
       
       Cotonou taz | Das Lob der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist für den
       Inselstaat Kap Verde riesig. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus
       bescheinigt der Regierung von Präsident José Maria Pereira
       „unerschütterliches Engagement und Widerstandsfähigkeit zur Ausrottung von
       Malaria“. Gelungen sei das durch eine strategische öffentliche
       Gesundheitsplanung sowie durch eine Zusammenarbeit und nachhaltige
       Bemühungen zum Schutz und zur Förderung der Gesundheit. Jetzt gilt das aus
       zehn Inseln bestehende Land als frei von der Krankheit Malaria, die durch
       Anopheles-Mücken übertragen wird, und hat das dementsprechende begehrte
       Zertifikat erhalten.
       
       Nach Mauritius im Jahr 1973 und Algerien im Jahr 2019 ist Kap Verde erst
       das dritte afrikanische Land, das die Auszeichnung erhält. Auf dem
       Kontinent ist die Verbreitung mit großem Abstand am höchsten: Dort traten
       im Jahr 2021 rund 95 Prozent aller weltweiten Fälle auf sowie 96 Prozent
       aller damit verbundenen Todesfälle. Nach Angaben des Kinderhilfswerks
       Unicef gilt Malaria als eine der häufigsten Todesursachen für Kinder unter
       fünf Jahren. Jährlich sterben rund 500.000 Mädchen und Jungen daran.
       Gefährdet sind außerdem gesundheitlich angeschlagene Menschen, die sich –
       auch aus finanziellen und logistischen Gründen – nicht früh genug testen
       und behandeln lassen.
       
       Um den malariafreien Status zu erreichen, muss ein Land laut
       WHO-Informationen Beweise erbringen, dass die Kette der Übertragungen
       landesweit über mindestens drei aufeinander folgende Jahre unterbrochen
       wurde. Auch muss es Maßnahmen geben, die das Wiederauftreten der Fälle
       verhindern. Für einen Inselstaat ist das einfacher. Auf dem Festland gibt
       es hingegen durch die im späten 19. Jahrhundert künstlich gezogenen Grenzen
       viel Mobilität. Kap Verde hat allerdings auch Reisende aus dem Ausland und
       Migrant:innen kostenfrei testen und behandeln lassen.
       
       Lob gibt es auch von verschiedenen afrikanischen Initiativen für das
       Engagement des Staates, der gerade einmal 600.000 Einwohner:innen hat.
       Alma, ein Zusammenschluss von afrikanischen Staats- und
       Regierungschef:innen, verlautbart, dass die Zertifizierung auch allen
       anderen Ländern Hoffnung mache. Eine [1][Welt ohne Malaria] würde das Leben
       aller verbessern.
       
       Für den Inselstaat ist das auch ein Wirtschaftsfaktor. Der Tourismus wurde
       ab den 1970er Jahren verstärkt ausgebaut. In dem Sektor wurden im Jahr 2019
       etwa 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet. Während 1995 nach
       Informationen der Weltbank noch 28.000 Tourist:innen einreisten, waren
       es 2019 bereits 758.000. Ein Jahr später kam es jedoch zu einem schweren
       Einbruch, bedingt durch Corona. Die touristische Infrastruktur des
       Archipels gilt als gut und die Kriminalitätsrate als niedrig. Sich nicht
       mehr um Malariaprophylaxe kümmern und keine Angst vor der Krankheit haben
       zu müssen, kann nun ein zusätzliches Plus für das Urlaubsziel sein.
       
       Ein wichtiger globaler Schritt im Kampf gegen die Krankheit war seit 2021
       allerdings die Zulassung von zwei Impfstoffen. Vergangenes Jahr empfahl die
       WHO den Einsatz von „R21/Matrix-M“ bei Kindern. Einer Studie zufolge gilt
       dieser Impfstoff als sehr wirksam. Die Gabe von drei Dosen verringerten die
       Erkrankungsfälle um 75 Prozent. Eine weitere zwölf Monate später sorgt für
       anhaltenden Impfschutz. Ein weiterer Vorteil ist die günstige Herstellung,
       denn eine Dosis kostet lediglich zwischen zwei und vier US-Dollar.
       Hersteller ist das Serum Institute of India im indischen Pune.
       
       Zuvor hatte es aus afrikanischen Ländern immer wieder Kritik gegeben. Die
       Forschung würde viel intensiver nach Impfstoffen gegen Krankheiten suchen,
       die den globalen Norden betreffen. Beispielsweise sei schnell eine Vakzine
       gegen Covid-19 auf den Markt gekommen. Zu in tropischen Ländern
       auftretenden Krankheiten würde allerdings viel zu wenig geforscht, weil das
       finanziell nicht interessant sei, lautete die Kritik.
       
       13 Jan 2024
       
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