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       # taz.de -- NATO-Beitritt Schwedens: Erdoğan ratifiziert Beschluss
       
       > Kurz nach Zustimmung des türkischen Parlaments versprechen die USA der
       > Türkei F-16-Kampfjets. Ein Deal, den Erdoğan lange wollte.
       
   IMG Bild: Dass es auf türkischer Seite am Ende schnell ging, scheint auch an Absprachen mit den USA zu liegen
       
       Istanbul taz | Am Ende ging es dann doch schneller als erwartet. Nachdem
       das türkische Parlament Dienstagnacht mit großer Mehrheit dem Nato-Beitritt
       Schwedens zustimmte, hat Präsident Recep Tayyip Erdoğan nun bereits am
       Donnerstagabend die Parlamentsentscheidung abgezeichnet und im Gesetzblatt
       veröffentlichen lassen.
       
       Damit steht der Weg für Schweden aus türkischer Sicht nun offen, was der
       schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson noch am Donnerstagabend
       schriftlich begrüßte. Nun hängt der Beitritt Schwedens nur noch an Ungarn,
       was nach den letzten Äußerungen des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor
       Orbán aber eine reine Formsache sein dürfte.
       
       ## Deal über F-16-Kampfjets mit den USA
       
       Dass es jetzt auf türkischer Seite am Ende doch sehr schnell ging, scheint
       vorher zwischen der Türkei und den USA abgesprochen worden zu sein. Denn
       unmittelbar nachdem die türkische Zustimmung zu Schwedens Nato-Beitritt
       offiziell war, schickte die US-Administration einen bereits vorbereiteten
       Brief des Präsidenten Joe Biden an verschiedene Ausschüsse des Kongresses.
       
       Darin werden die Abgeordneten und Senatoren aufgefordert, dem Verkauf von
       40 F-16-Kampfflugzeugen und 80 weiteren Modernisierungspaketen für bereits
       in der Türkei vorhandene F-16-Kampfjets für insgesamt 20 Milliarden Dollar
       nicht im Weg zu stehen. Das war das Signal, auf das die türkische Regierung
       lange gewartet hatte. Beides, Erdoğans Unterschrift und Bidens Schritt auf
       den Kongress zu, erfolgte nun praktisch zeitgleich.
       
       ## „Neue Ära der Zusammenarbeit“ zwischen USA und Türkei
       
       Türkische Zeitungen kommentierten das Ganze am Freitag als endgültigen
       Durchbruch für den Verkauf der Kampfflugzeuge an die türkische Luftwaffe.
       Flankierend dazu sagte der amerikanische Botschafter in Ankara, Jeff Flake,
       der Tageszeitung Hürriyet in einem Interview, die Zustimmung des türkischen
       Parlaments zu Schwedens Nato-Beitritt sei in den USA „stark begrüßt“
       worden, sowohl vom Präsidenten als auch vom Kongress. „Damit ist der Weg
       frei für eine neue Kooperation und Zusammenarbeit in vielen Bereichen. Es
       wird eine neue Ära in der Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten
       und der Türkei geben.“
       
       Die Frage der Lieferung der Kampfflugzeuge war eines der großen
       Konfliktthemen zwischen den beiden Ländern in den letzten Jahren. Die
       Auseinandersetzung begann, als Erdogan im Juni 2019 den Kauf russischer
       Flugabwehrsysteme vom Typ S-400 verkündete. Die USA warfen die Türkei
       daraufhin aus dem Konsortium zum Bau des modernsten Kampffliegers F-35
       hinaus, da die Gefahr bestünde, dass die russischen Systeme die
       US-Kampfflugzeuge ausspionieren könnten. Als Ersatz wollte die Türkei dann
       die weniger ambitionierten F-16 Kampfflieger kaufen.
       
       ## US-Zusammenarbeit mit Kurden bleibt Problem für Türkei
       
       Das zweite große Problem ist die Zusammenarbeit der US-Armee mit der
       syrischen Kurdenmiliz YPG bei der Bekämpfung des Islamischen Staates (IS)
       in Syrien und im Irak. [1][Für die Türkei gehört die YPG zur Kurdischen
       Arbeiterpartei PKK] und ist damit eine direkte Bedrohung für die türkische
       Grenze.
       
       Auch wenn Biden der Türkei nun neue F-16 Flugzeuge liefern sollte, bleibt
       das Problem mit den russischen S-400 Systemen und der US-Zusammenarbeit mit
       den Kurden bestehen. Eine echte Verbesserung der Zusammenarbeit wird es
       deshalb trotz gegenteiliger Beteuerungen kaum geben, jedenfalls nicht, so
       lange Biden Präsident ist.
       
       In der Nato schaut man nun noch auf Viktor Orbán. Dieser hatte [2][lange im
       Windschatten Erdoğans ebenfalls auf Kosten Schwedens taktiert], um den
       Rechtsstaatsvorbehalt der EU gegen Ungarn aushebeln zu können. Nachdem
       Erdoğan nun eingeschwenkt ist, hat auch Orbán sein Parlament aufgefordert,
       den schwedischen Nato-Beitritt schnellstmöglich zu ratifizieren.
       
       26 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Tuerkische-Angriffe-auf-Nordsyrien/!5986168
   DIR [2] /Alternative-Pressekonferenz-in-Budapest/!5981181
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Gottschlich
       
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