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       # taz.de -- Proteste gegen Rechtsextreme: Verbotsforderungen zum AfD-Neujahr
       
       > Seit dem Bekanntwerden eines Treffens mit Identitären formiert sich
       > Protest gegen die AfD. Demos in ganz Deutschland forderten ein
       > Parteiverbot.
       
   IMG Bild: 2.400 Menschen protestieren während des Neujahrsempfangs der AfD in Duisburg
       
       Berlin/Duisburg/Düsseldorf taz | „Nie wieder ist jetzt“, rufen die Menschen
       in die kalte Januarluft Berlins. „AfD-Verbot for Future“, „Bunt ist
       hübscher als Braun“ oder „Wir sind die Brandmauer“ steht auf ihren
       Schildern. Vor dem Brandenburger Tor stehen die Demonstrierenden dicht an
       dicht: Tausende Menschen sind zu der Kundgebung „Demokratie verteidigen“ am
       Sonntagnachmittag in der Hauptstadt zusammengekommen. Aufgerufen hatte ein
       breites Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen – unter anderem
       Fridays for Future Berlin, der Paritätische Gesamtverband und die Omas
       gegen Rechts.
       
       Der Aufruf folgte als Reaktion auf [1][die jüngsten Recherchen des
       Netzwerks Correctiv.] Laut den Berichten trafen sich AfD-Mitglieder Ende
       November mit identitären Verschwörungsideologen und Unternehmern, um
       [2][über massenhafte Abschiebungen aus Deutschland zu diskutieren.] „Unter
       dem Deckmantel einer scheinbar demokratischen Partei ist es das Ziel der
       AfD, die Demokratie abzuschaffen. Es geht hier um nicht weniger als die
       Grundpfeiler unserer Demokratie“, schrieben die Veranstalter in ihrem
       Demo-Aufruf.
       
       „Die Demokraten müssen jetzt zusammenhalten“, sagte Wolfgang Waldorf, der
       aus Fürstenberg zur Demonstration in Berlin angereist, ist der taz. Manuela
       Harbis von den Omas gegen Rechts erklärte: „Ich kann nicht mehr
       akzeptieren, dass Leute nicht zur Demo gehen, weil sie frieren. Wenn wir
       jetzt nichts machen, wird es hier bald eiseskalt.“ Hervé und Christina, ein
       junges Paar aus Berlin, sagten: „Wir müssen jetzt zeigen, dass wir die
       Mehrheit sind. Wenn wir das nicht schaffen, geht es uns an den Kragen“.
       Fridays for Future sprachen am Sonntagabend von etwa 25.000 Protestierenden
       in Berlin, die Polizei hatte dagegen zunächst 1.500 Menschen gezählt.
       
       Auch in anderen Städten demonstrierten am Wochenende Menschen gegen die
       AfD. Gewerkschaften, Kirchen und Organisationen für die Rechte von
       Geflüchteten riefen etwa in Kiel, Dresden und Saarbrücken zum Protest auf
       der Straße.
       
       ## Demonstrationen in NRW
       
       In Duisburg protestierten knapp 2.400 Menschen gegen die AfD und in
       Düsseldorf forderten Hunderte Demonstrierende ein [3][Verbot der rechten
       Partei]. Im Duisburger Stadtteil Homberg veranstaltete die AfD am Samstag
       in einer Halle ihren Neujahrsempfang. Neben zahlreichen Bundespolitikern
       und Abgeordneten aus dem Landtag besuchte auch AfD-Co-Vorsitzende und
       Bundessprecherin Alice Weidel die Veranstaltung.
       
       In Rufweite zur Halle hatten sich mittags Demonstrant*innen
       eingefunden. „Wir sind hochzufrieden. Mit so viel Unterstützung gegen die
       AfD hatte ich nicht gerechnet“, sagte Rainer Bischoff vom Duisburger
       „Bündnis für Toleranz und Zivilcourage“ der taz. Bischoff war von 2000 bis
       2022 SPD-Abgeordneter für den Duisburger Westen im NRW-Landtag in
       Düsseldorf.
       
       Bereits einige Stunden vor dem Neujahrsempfang der AfD Duisburg wurde die
       Veranstaltungshalle mit großem Aufwand abgeriegelt. Absperrgitter stoppten
       die Demonstranten etwa 50 Meter vor dem Eingang. Polizisten trennten
       AfD-Sympathisanten und -Gegner. Die Beamten beobachteten die Geschehnisse
       zusätzlich mit einer Drohne aus der Luft. Das hielt das breite Spektrum der
       Protestierenden nicht davon ab, seine Abneigung gegen die AfD kundzutun.
       
       ## „Das können wir nicht zulassen“
       
       Aufgerufen hatte unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund, Kirchen und
       Parteien. Demonstrierende berichteten, dass auch [4][Duisburgs
       Oberbürgermeister Sören Link (SPD)], der in Homberg wohnt, sich am
       Nachmittag kurz bei den Protesten blicken ließ.
       
       Die Protestierenden, darunter auch einige Vermummte, zogen zunächst durch
       den ehemaligen Arbeiterstadtteil Duisburgs, um dann vor der Glückauf-Halle
       zu einer Kundgebung zusammenzukommen. „Wir fordern ein bundesweites Verbot
       der AfD“, hieß es in den abschließenden Redebeiträgen. „Diese Partei samt
       ihren Gedanken gehört komplett aus dieser Welt verbannt“, sagte etwa Marcel
       Narloch aus dem Duisburger Kreisverband der Linkspartei auf der Demo.
       
       Er nahm auch Bezug auf das Geheimtreffen von AfD-Politikern mit Neonazis
       und Unternehmern. Zu der bei dem Treffen mutmaßlich diskutierten
       millionenfachen Abschiebung aus Deutschland sagte er: „Das können wir nicht
       zulassen.“ Er forderte Konsequenzen: „Diese Pläne betreffen uns alle, nicht
       nur Menschen, die anders aussehen oder denken.“
       
       ## Abschottungskultur der AfD
       
       Dass die AfD für Abschottung ist, zeigte sich auch bei ihrem
       Neujahrsempfang in Duisburg. Hinter zugezogenen Vorhängen und mit
       Silberfolie abgeklebten Fenstern im Erdgeschoss fand die Veranstaltung mit
       knapp 1.200 Gästen statt. Zahlreichen Journalist*innen und
       Medienhäusern, darunter auch der taz, wurde der Zutritt verweigert – auf
       Beschluss des gastgebenden AfD-Kreisvorstandes, hieß es.
       
       Zu einer direkten Konfrontation zwischen AfD-Gegnern und -Anhängern kam es
       nicht. Allerdings sollen Unbekannte in der Nacht zu Samstag noch versucht
       haben, die Halle mit Ketten und Vorhängeschlössern zu verriegeln. Außerdem
       verklebten sie Schlüssellöcher.
       
       Kritik gab es an der Vermietung der Veranstaltungsräume an die AfD durch
       die städtische Firma Duisburg Kontor. Wie die WAZ berichtete, habe Duisburg
       Kontor die Anmietung nicht verhindern können. Bereits im vergangenen Jahr
       sei die Stadttochter auf das verfassungsrechtliche Parteiprivileg gestoßen.
       Demnach sind alle Parteien, solange sie nicht verboten sind,
       gleichzubehandeln.
       
       Etwa 30 Kilometer weiter südlich protestierten Aktivisten friedlich in
       Düsseldorf für ein Verbot der AfD. Der Demonstrationszug führte vom
       Justizministerium über die CDU-Parteizentrale zum Landtag. Hier forderte
       nach Polizeiangaben rund 650 Menschen, ein Parteiverbot gegen die AfD zu
       prüfen. Auch bei der Kundgebung in Berlin fand diese Forderung viel
       Zuspruch auf zahlreichen Schildern mit dem Slogan: „AfD-Verbot jetzt!“.
       
       14 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://correctiv.org/aktuelles/neue-rechte/2024/01/10/geheimplan-remigration-vertreibung-afd-rechtsextreme-november-treffen/
   DIR [2] /Correctiv-Recherche/!5982563
   DIR [3] /Demonstration-fuer-AfD-Verbot/!5985229
   DIR [4] /Initiative-Die-wahre-SPD/!5599093
       
       ## AUTOREN
       
   DIR David Bieber
   DIR Luisa Faust
       
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